Mannheim. Gutes Wetter, begeisterte Zuschauer, stimmungsvolles Ambiente und ein Plan, der beim sechsten Anlauf aufging. Beim 14. Dämmermarathon durch Mannheim und Ludwigshafen wurde der seit 2012 gültige Streckenrekord gebrochen. Der 28-jährige Edwin Kosgei aus Kenia verbesserte die alte Marke von 2:17,33 Stunden auf 2:15,54. Bei den Frauen gewann wie erwartet Prisca Kiprono (Kenia/2:51,03) den SRH-Marathon vor Lokalmatadorin Lea Düppe (engelhorn sports team/MTG), die nach 3:00,43 im Ziel vor dem Kongresszentrum Rosengarten von Trainer Christian Stang und vielen ihrer Teamkolleginnen und -kollegen in die Arme geschlossen wurde.
„Die erste Hälfte war toll, in Ludwigshafen wurde es hart. Aber der Lauf über den roten Teppich durch das Schloss war super und die Stimmung in der Stadt auf den letzten zwei Kilometern haben mich alle Schmerzen vergessen lassen“, freute sich die 25-Jährige Studentin der Uni Mannheim, dass sie die erst zweiten 42,195 Kilometer ihrer Karriere überhaupt geschafft hatte. „Ich habe mir vor einer Woche eine Muskelverletzung zugezogen und wusste gar nicht, ob ich überhaupt würde starten können“, schickte sie einen Dankesgruß in Richtung ihres Physiotherapeuten Marco Welz, der sie rechtzeitig fit gemacht hatte. „Platz zwei ist wichtig, die Zeit egal“, sagt Düppe und gratulierte Siegerin Prisca Kiprono neidlos. Auch die war nach einem eher einsamen Rennen glücklich, hatte sie sich doch im Vorjahr mit Rang zwei zufrieden geben müssen. „Ich mag die Strecke, vor allem den Bereich in Seckenheim“, ließ auch sie sich von der guten Stimmung tragen.
Wesentlich spannender ging es bei den Männern zu – zumindest bis Kilometer 30, denn bis dahin lag das kenianische Spitzentrio dicht beieinander. Dann musste zuerst der nachgemeldete und wegen seiner Bestzeit von 2:13 zu den Topfavoriten zählende Matthew Sang (3./2:26 10) abreisen lassen. „Ich bin eingebrochen, habe sogar bei Kilometer 35 und 38 Gehpausen eingelegt. Aber Platz drei geht in Ordnung und die Strecke hat mir sehr gefallen“, sagte der 32-Jährige. Nach Sang fiel auch Hosea Tuei zurück, der sich – wie 2016 – wieder mit Rang zwei begnügen musste (2:17,34). Für Sieger Kosgei ging sein klares Ziel Streckenrekord („deshalb bin ich hier angetreten“) auf. Vor allem dank des Tempomachers Andreas Straßner (TSG Roth), der bis zum Halbmarathon-Abzweig das Soll von 68 Minuten auf zehn Sekunden genau erfüllte, dann aber – obwohl als Siegkandidat auf den 21,09 km gehandelt - ausstieg. Doch der 28-Jährige Kosgei, dem als zweimaligem Gewinner von Bonn die Marathons am Rhein wohl liegen, war nach dem Jubel um seine 2:15,54 Stunden mit sich und der Welt zufrieden. Als bester Deutscher lief der Weinheimer Matthias Müller auf Rang vier (2:35,39), Sechster in 2:50,09 wurde Christian Alles engelhorn sports team/TV Schriesheim). „In zwei Wochen sind die deutschen Ultra-Trail-Meisterschaften auf der Zugspitze. Das war das perfekte Training.“
Eine Überraschung gab es im Halbmarathon für Patrick Meyer (SG Astoria Walldorf). Denn als der Arzt aus Schwetzingen nach 1:14,07 die Ziellinie überquerte, war ihm nicht bewusst, dass er gewonnen hatte. Nicht einmal die Fernsehteams, die sich auf ihn stürzten, machten ihn stutzig. Und bevor er dann wirklich jubelte, versicherte er sich erst noch bei der Zeitnahme. „Damit hätte ich nicht gerechnet. Schon die ganze Saison lief es nicht richtig, auch in Heidelberg war ich nicht gut und habe mich mit Wut im Bauch für Mannheim gemeldet. Anfangs war auch alles okay, doch ab Kilometer zwölf wurde es schwer. Da hatten wir viel Gegenwind. Aber jetzt bin ich super happy“, sagte der 30-Jährige von der SG Astoria Walldorf.
Bei den Frauen dominierte mit Lena Berg (engelhorn sports team/TV Schriesheim, 1:25,34), Lisa Heimisch (Uni Mannheim, 1:27,17) und Larissa Müller (engelhorn sports team/MTG, 1:20,00) ein Trio von Lokalmatadorinnen. „Früher war ich auf den 3000 und 5000 Metern leistungssportlich unterwegs, habe aber auch wegen meines Jura-Studiums lange nichts gemacht“, ließ Müller ihren Freudentränen freien Lauf. „Ich wollte heute nur genießen und jetzt so ein Ergebnis. Damit hätte ich nie gerechnet.“
Außer mit den ferienbedingten rückläufigen Meldezahlen von nur knapp 8000 Teilnehmern („unser Anspruch sind 11 000) war auch Dr. Christian Herbert, der Geschäftsführer des Veranstalters M³ zufrieden. „Die Stimmung war sehr gut, die Strecke hat sich bewährt, wir haben einen sehr schönen und spannenden Marathon erlebt.“ Wenn dann 2018 das größte Breitensportereignis der Region am Wunschtermin Samstag, 12. Mai, stattfinden kann, wird er auch wieder rundum glücklich sein. Sibylle Dornseiff
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