Mannheim. Auf der rechten Seite im lichtdurchfluteten Schauraum hängen großformatige Gemälde und Zeichnungen verschiedener Künstler aus der Akademie der Bildenden Künste Mannheim (ABK). Links leuchtet farbenfrohe Kunst aus Müll der Design-Werkstatt PPablo aus dem Industriehof in Speyer. Flackernde Lichter der Videoinstallation von Eric Carstensen (ABK) locken die neugierigen Besucher in die hinteren Räume. Ins Stadthaus sind für drei Monate Kreative eingezogen. Mit einer faszinierenden Werkschau eröffnet wurde der Klub Hauruck, das neue Startraum-Projekt im Rahmen von FutuRaum. Nach Haus HURRA! in der Fressgasse im vergangenen Jahr beeindruckt Startraum mit einer neuen Zwischennutzung im ehemaligen Gravis-Store in der Innenstadt.
Mit dem Zwischennutzungsmanagement beauftragt wurden dieses Mal Simon Marcio Bretz, Anne Lamprecht und Valentin von der Haar von over and odd. „Schön, dass so viele Leute gekommen sind“, freute sich Valentin von der Haar über mehr als 100 Gäste. Er erklärte, was Zwischennutzung bedeutet: „Startraum, das im Rahmen von FutuRaum Mannheim durch das Programm ‚Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren‘ vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gefördert wird, hat zum Ziel, leerstehende Gebäude und Flächen der Innenstadt mit kreativen Zwischennutzungen neu zu beleben.“ Viele hätten am Startraum-Projekt teilgenommen und die Räume im ehemaligen OFF//FOTO-Festivalzentrum in N1,1 im Hauruck-Verfahren (daher der Name des Klubs) für die Ausstellung hergerichtet.
Mit einer Vielfalt an lokalen Akteurinnen und Akteuren soll die 290 Quadratmeter große Fläche im Erdgeschoss vom Stadthaus bis Ende August nun mit Ausstellungen, Workshops, Musik- und Barabenden, Talks, Lesungen, Unterrichtssessions und vielem mehr gefüllt werden. Bei der Werkschau aktuell dabei sind d neben Künstlern aus der Akademie der Bildenden Künste Mannheim und Ppablo, der bei der Eröffnung die Bar bediente, unter anderem auch das bloq-Magazin, der CREATE & CRY CLUB, creative._.connection, das Frauenzimmer-Netzwerk und Tabea Lankhuijzen, die während der Eröffnung spontan ein Schaufenster gestaltete.
Thorsten Riehle, Bürgermeister für Wirtschaft, Arbeit, Soziales und Kultur, lobte das Team von over and odd, „die was Tolles aus den Räumen im ehemaligen OFF//FOTO-Festivalzentrum in N1,1 gemacht haben“. Er dankte den Hauseigentümern Diringer & Scheidel, die gesagt hätten, „macht doch mal, zeigt was man daraus machen kann“. Vor ein paar Tagen sei der Jahrestag der Ermordung von Rouven Lauer gewesen. „Das macht was mit den Menschen, im schlimmsten Fall Angst“, sagte Riehle. Dem müssten sie „gegenhalten und die Stadt erlebbar, erfahrbar machen“. Bei der ersten Zwischennutzung in der Fressgasse habe man schnell gemerkt, dass die Stimmung anders ist, dass man leerstehende Räume wie auch hier anders nutzen kann. Dadurch erreiche man eine Verbesserung und mehr Sichtbarkeit. Auch die Einzelhändler hätten nichts dagegen.
Es gehe zum einen um die Frage, wie man Kreativen helfen kann. Andererseits seien die finanziellen Mittel überschaubar. „Man kann nicht überall helfen“, bedauerte Riehle. Prioritäten müssten gesetzt werden in Zeiten knapper Mittel, und auch die Wirtschaftsförderung müsse neu gedacht werden, vielleicht durch Räume wie hier mit Unterstützung durch Penelope Wasylyk, die über einen guten Draht zu Mannheims Eigentümern verfüge, oder auch durch Nutzung von Dächern, wie beim Dachfestival von FutuRaum im Juli. „Damit die Menschen verstehen, warum Kunst so wichtig ist und auch in schwierigen Zeiten nicht verloren geht“, sagte Riehle.
Für die Künstler der Akademie der Bildenden Künste Mannheim, gebildet von Dozenten, Studierenden und Künstlern nach der Schließung der Freien Akademie der Künste Mannheim im März, ist der Club Hauruck „eine gute Möglichkeit, zu zeigen, dass es uns noch gibt und um neue Studierende zu gewinnen“. Künstlerin Kathleen Knauer freute sich deshalb über „das gläserne Atelier in N1, 1“: „Man kann uns beim Arbeiten zuschauen und bekommt einen Einblick in unser Schaffen“, sagte sie.
„Was uns fehlt sind Räume“, erklärte Dozent Claus Stolz, der im Club Hauruck eine Ausstellung mit Fotos aus dem letzten Semester präsentiert, „entwickelt aus dem Tun, unterstützt mit KI“. Robert Ries, der Reisefotografien unter dem Titel „Europa, Europa“ zeigt, freute sich über „die Möglichkeit direkt in der Stadtmitte auszustellen, und beim Arbeiten und Aufbauen durch die Fenster zu sehen“. Das habe auch ihm einen neuen Blick auf die Stadt eröffnet.
Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim City findet das Startraum-Projekt „super und sehr wichtig“. Die Werbegemeinschaft sei sehr für eine Zwischennutzung. Ein Problem seien die Hauseigentümer, mit denen die Verhandlungen nicht so leicht seien. „Hier ist die Belegung geglückt und eine Verbesserung“, freute sich Pauels. Meike Ende von FutuRaum erklärte: „Die neue Fläche soll bis Ende August einer Vielzahl an lokalen Akteurinnen und Akteuren der Kultur- und Kreativszene, sowie verschiedenen Einrichtungen, wie der Stadtbibliothek im Haus, aber auch sozialen Initiativen zur Verfügung stehen.“ Startraum werde zudem mit anderen Aktivitäten rund um den Paradeplatz überraschen.
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