Streetdance-Kurs, Graffiti-Workshop oder Zirkusakrobatik: Das Jugendfestival „Fountain of Youth“ (FOY) hat am Samstag rund 2000 Jugendliche und junge Erwachsene auf den Alten Meßplatz und die Neckarwiese gelockt. Themen wie Musik, Kultur, Sport und Politik standen dabei auf dem Programm.
Damit will die Stadt, genauer die Abteilung Jugendförderung im Jugendamt und Gesundheitsamt, jungen Menschen nach zwei entbehrungsreichen Jahren während der Corona-Pandemie die Chance geben, wieder Kultur und Freiräume zu erleben. Das erklärt Nadine Schantz, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Nikolas Häfner die Doppelspitze des federführenden Organisationsteams bildet. „Das Festival versucht durch Angebote zu Politik, Bewegung und Musik, das Jugendhaus auf den Platz zu bringen“, sagt sie.
Schantz möchte nicht zuletzt auch die Jugendlichen aus sämtlichen Stadtteilen an einem Ort zusammenbringen. „Der Alte Meßplatz ist sehr zentral“, erklärt sie, warum gezielt diese Örtlichkeit gewählt wurde. Die jungen Menschen können sich einbringen, müssen das aber nicht, betont Schantz. Dabei legt sie großen Wert darauf, dass das Vergnügen nicht zu kurz kommt. „Für mich ist es wichtig, dass es auch Spaß macht.“
Kontakt zu allen Schulen suchen
Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) lobt während seiner Rede das Konzept des Festivals, bei dem Freiräume gemeinsam mit Jugendlichen zurückerobert würden. Ihre Meinung loswerden können die jungen Leute etwa bei der Fishbowl-Diskussion vom Stadtjugendring mit Moderatorin Lisa Kipphan. Dort treten Politiker wie etwa der SPD-Fraktionsvorsitzende Thorsten Riehle mit den Teilnehmern in den Dialog. Nadda Mohamed und Malak Abumayha wünschen sich, dass die Politiker verstärkt auf junge Menschen zugehen. Denn Mohamed befürchtet, dass vor allem sozial schwachen Familien der Zugang zu den Angeboten verwehrt bleibt. Sie schlägt deshalb vor, mit jungen Menschen an Schulen in Kontakt zu treten – und zwar an allen Schulformen. „Nicht nur am Gymnasium“, sagt die Neckarauerin.Auf der Neckarwiese geht es sportlich zu. Beim Parkour ist Geschicklichkeit und Körperbeherrschung im öffentlichen Raum auf Geräten gefragt. Fetzige Rhythmen und geschmeidiger Streetdance locken Besucher zum Tanzworkshop unter der Brücke. Die Tanzschule Mannheim Groove68 hat mit Anna Müller von der Jugendförderung ein Mitmachprogramm auf die Beine gestellt, bei dem Stillstehen schwerfällt. „Hier kann jeder mitmachen“, sagt Celal Ucar, Inhaber von Mannheim Groove68.
Beim Zirkus Trolori können die Teilnehmer ihre Geschicklichkeit mit Diablo Jonglage und Co. messen. Beim Panna-Court messen junge Kicker ihre Kräfte in dreiminütigen Fußballmatches in einer kleinen, runden Arena. „Es ist technisch versierter“, erklärt FOY-Ordner Christian Heckmann. Die zehnjährigen Zwillinge Emir und Alp sind eifrig dabei. Einen Steinwurf entfernt unter der Brücke entsteht ein Graffiti, das die Skyline von Mannheim samt skatenden Kids zeigt. Ein farbenfrohes Graffiti kreieren junge Besucher auch unter der Federführung von Bryan Vit und Linda Flottow. „Es ist toll, wie viele Leute hier mitgemacht haben“, sagt die Graffiti-Künstlerin aus der Pfalz. Etwa 100 Jugendliche haben zur Spraydose gegriffen und ein Kunstwerk auf dem Alter erschaffen. Vit ist in der HipHop-Szene in verschiedenen Bereichen aktiv, unter anderem als Graffiti-Künstler. Der Heidelberger hat den Nachmittag mit den jungen Menschen genossen. „Mir macht das Spaß.“
Künstler und Konzerte
Beim Poetry-Slam-Wettbewerb holt sich Leander Bauer den Sieg: Er hat sich Prokrastination und Mobbing zum Thema gemacht. Der 18-Jährige aus Bingen ist Rheinland-Pfalz-Meister U20 und hat bereits einen Roman geschrieben. „Es geht bei mir immer um das Individuum.“Auf der Sommerbühne vor der Alten Feuerwache geben sich unter anderem Bands wie Yellow und Gap in the Clouds das Mikro in die Hand. Am Alter sorgen etwa DJ Neva Left für coole Sounds. Und in der Alten Feuerwache stehen abends die Künstler Ace Tee und Majan auf der Bühne. Die Musiker M4ze von Athmosphere Clique und Buba, die mit melodischem HipHop für Stimmung sorgen, finden das Festival gelungen.
Auch Leonardo Yilmaz lobt, dass auf dem Alten Meßplatz viel Programm stattfindet. „Wir sind ja eine kulturreiche Stadt“, sagt der 17-Jährige, der sich mehr Veranstaltungen im Bereich HipHop wünscht. Emilia Müller ist vor allem wegen Atmosphere Clique gekommen, interessiert sich aber auch für die Workshops. Bei der Oase, wo junge Leute ihre Ideen für die Platzgestaltung einbringen können, macht die 16-Jährige mit. „Ich wünsche mir, dass es hier mehr Schattenplätze gibt.“
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