Fernsehen - Publikumsliebling Dagmar aus der Doku-Serie „Hartz und Herzlich“ ist im Alter von 67 Jahren gestorben

Sondersendung: So war der TV-Abschied von der "guten Seele" Dagmar

Von 
Tanja Capuana
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Hatte ihr Herz am richtigen Fleck: Dagmar war trotz eigener finanzieller Notlage stets hilfsbereit – jetzt ist sie gestorben. © RTL2

Mannheim. Für die Darsteller und Fans der Doku-Serie „Hartz und Herzlich“ war der 8. November ein schwarzer Tag: Dagmar, die gute Seele der Mannheimer Benz-Baracken, ist im Alter von 67 Jahren verstorben. Sie litt an der Lungenkrankheit COPD. Für ihre Familie, aber auch für Nachbarn und Zuschauer ist ihr Tod ein großer Schock. In Gedenken an die beliebte Powerfrau hat RTL ZWEI am Dienstag eine 90-minütige Sondersendung ausgestrahlt.

Bei „Hartz und herzlich – Abschied von Dagmar“ werden nicht nur viele Szenen gesendet, die die stets gut gelaunte und hilfsbereite Rentnerin so zeigt, wie sie war. Auch bisher unveröffentlichtes Filmmaterial sowie Interviews mit Familie und Freunden von Dagmar erweisen ihr die letzte Ehre. Bei den rührenden Darstellungen ließ der Sender schöne Momente und Meilensteine in Dagmars Leben wiederaufleben.

Nachbarn sind ergriffen

Ihre Nachbarn können immer noch nicht fassen, was passiert ist. Für sie war Dagmar ein besonderer Mensch, der immer einen Platz in ihren Herzen haben wird. „Sie war das Urgestein hier“, sagt Jonas. Elvis, mit dem Dagmar gut befreundet war, beschreibt sie als hilfsbereit, loyal, ehrlich und direkt: „Große Schnauze, aber das Herz am rechten Fleck.“ Auch Janine hat die Persönlichkeit ihrer Nachbarin sehr geschätzt. „Ich könnte so vieles aufzählen“, sagt die junge Mutter von Zwillingen. „Die Frau war einfach legendär.“ Auch Dieter ist ergriffen. „Im Moment fehlen mir die Worte, ich könnte sofort anfangen zu heulen“, sagt er. „Sie fehlt mir ganz arg.“ Elvis fügt hinzu: „Mir sind auch die Tränen gekommen, Dagmar war für mich wie eine Mutter“, sagt er. „Dagmar war hier Mutter Theresa.“

Benz-Barracken seit 2017 Drehort für TV-Doku

  • Die Sozialreportage „Hartz und Herzlich“ wird von UFA Show & Factual produziert und ausgestrahlt. Die erste Staffel, in Duisburg, lief 2016. Seit 2017 wird auch in Mannheim in den Benz-Barracken gedreht.
  • Dagmar wurde am 19. Februar 1954 in Thüringen geboren und starb am 8. November 2021. Die gute Seele der Benz-Barracken wuchs wohlbehütet mit ihrer Familie und ihren vier Geschwistern in Jena auf. Mit sieben Kindern flüchtete sie im Oktober 1989 in den Westen. In Mannheim wurde ihr achtes Kind geboren. Sie hat 28 Enkel sowie Urenkel.
  • Ihr Haus mit Garten war ihr Rückzugsort. Am 26. November wurde sie in Mannheim im Kreis ihrer Familie und engsten Freunde beigesetzt.

Für ihre Tochter Anja war Dagmar ein offener, humorvoller und lustiger Mensch, den niemand ersetzen kann. „Ihre ganze Art war besonders.“ Egal welche Probleme man hatte, Dagmar sei immer für alle dagewesen. „Mama war gut, Mama war liebevoll, Mama war die Beste“, sagt ihr Sohn Steve. Und ihr Bruder Horst betont: „Dagmar war meine liebe Schwester, ein Teil meines Herzens.“

Gezeigt werden Aufnahmen von ihrer Trauerfeier, aber auch von einer gut gelaunten Dagmar in ihrer Küche, die das Leben genießt. Die Zuschauer sehen nochmal die Szene, in der sie vor rund fünf Jahren das erste Mal zu sehen war: Im Kiosk arbeitete Dagmar, um ihre kargen Hartz IV-Bezüge aufzustocken. Das Publikum erlebt mit, wie Dagmar trotz eigener finanzieller Not anderen stets half, für sie ein offenes Ohr hatte und sie tatkräftig unterstützte. Sie besorgt ihrer Nachbarin, die keine Möbel hat, Küche und Schränke, kümmert sich um ihren alkoholkranken Nachbarn, organisiert für Janine eine Babyparty. Die Zuschauer sehen, wie sie in ihrem Garten aufblüht und mit ihrem grünen Daumen daraus eine Blumenoase zaubert.

Kecke Sprüche voller Selbstironie

Dagmar begeistert die Zuschauer von Anfang an mit ihren kecken Sprüchen, mit denen sie auch sich selbst gern auf die Schippe nimmt. Wenn sie Elvis als „Hustensaftschmuggler“ bezeichnet, mit gelben Stöckelschuhen an den Füßen stakst oder Sprüche wie „So ist das Leben hier, kurz und beschissen, wie eine Hühnerleiter“ zum Besten gibt, erleben ihre Fans eine glückliche Dagmar. Die Doku zeigt auch Aufnahmen aus Dagmars Urlaub in der Türkei diesen Sommer, die bisher noch nicht im Fernsehen gezeigt wurden.

Die lebensbejahende Frau, die unbedingt ihr 70. Lebensjahr erreichen wollte, starb laut ihrer Tochter Anja an einem Hirnschlag. Nicht nur in Mannheim wird Dagmar schmerzlich vermisst. Die Darsteller von „Hartz und Herzlich“ in Rostock trauern um sie.

Auch den Menschen hinter der Kamera fehlt sie. „Für so eine Sendung sind Menschen wie Dagmar ein unglaublicher Gewinn gewesen“, sagt Produzent Ralf Jühe. „Dagmar hat für uns so viel bedeutet. Wir haben das wirklich gefühlt, vom ersten Blick an, dass wir eine Person getroffen haben, die was ganz Besonderes ist.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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