Mannheim. Demnächst erfahren die Kinder der Vogelstang-Grundschule ganz konkret, was strahlender Sonnenschein bewirken kann. Denn seit wenigen Tagen steht auf dem Dach des Gebäudes eine große Photovoltaik-Anlage. „Wir begrüßen es, dass die Kinder hier erleben, wie grüner Strom erzeugt werden kann. Wunderbar ist, dass sie dies demnächst über einen Bildschirm werden verfolgen können“, freut sich Rektorin Martina Schmidt. „Das bietet viel Gelegenheit, dies im Unterricht zu thematisieren“, sagt Sandra Schwarz, Leiterin der schulischen Umweltgruppe.
Ähnliche Erfahrungen, wie sie die Jungen und Mädchen an der Vogelstangschule machen, können immer mehr Schülerinnen und Schüler auch andernorts sammeln. Denn die Zahl der Bildungseinrichtungen, auf deren Dächern Solarstrom produziert wird, wächst stetig. Mittlerweile sind 37 der gut 80 Mannheimer Schulen entsprechend ausgestattet, neben der Vogelstangschule ist zuletzt Ende 2021 das Dach der neuen Halle an der Gretje-Ahlrichs-Schule in der Gartenstadt dazugekommen.
Umgerechnet 630 Haushalte
Die zuvor 35 Anlagen produzierten im Jahr 2020 rund 1,9 Millionen Kilowattstunden an regenerativem Strom, wie Stadt und städtische Schulbaugesellschaft BBS auf Anfrage mitteilen. Geht man davon aus, dass ein Durchschnittshaushalt pro Jahr 3000 Kilowattstunden verbraucht, würde die produzierte Menge für etwa 630 Haushalte reichen. Durch die regenerative Energieerzeugung können in einem Jahr etwa 750 Tonnen des Treibhausgases CO2 vermieden werden.
Für die beiden neuen Anlagen Gretje-Ahlrichs und Vogelstang, deren Kosten bei jeweils etwa 185 009 Euro lagen, geht die BBS pro Jahr von 69 000 beziehungsweise 83 000 Kilowattstunden aus, die umweltfreundlich erzeugt werden. Auf der Vogelstang würde das reichen, um 90 Prozent des schulischen Bedarfs zu decken. Der Verbrauch der neuen Halle samt Mensa in der Gartenstadt liegt mit 42 500 Kilowattstunden deutlich niedriger als die Produktionsmenge, so dass mehr als ein Drittel des Solarstroms ins öffentliche Netz eingespeist werden kann.
„Klimaschutz ist eine unserer großen Herausforderungen. Ich freue mich, dass wir nun mit der PV-Anlage auf der Vogelstangschule einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltschutz gehen können“, sagte Bildungsbürgermeister Dirk Grunert vor wenigen Tagen bei der offiziellen Inbetriebnahme der 222 monokristallinen Hochleistungsmodule. „Der Ausbau von Photovoltaik auf Gebäuden wie insbesondere auf Schuldächern ist ein Zukunftsmodell. Davon brauchen wir schnell mehr“, betonte Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell bei dem Termin.

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So sollen zeitnah Anlagen auf den Dächern des Moll-Gymnasiums in Neckarau, der Helene-Lange-Schule in der Schwetzingerstadt und der Kerschensteiner Gemeinschaftsschule auf der Schönau folgen. Die Planung sehe vor, dass die Inbetriebnahme noch 2022 über die Bühne gehe, teilen BBS und Stadt mit. „Der Umsetzungstermin ist jedoch abhängig von der grundsätzlichen Materialverfügbarkeit, da die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen aktuell sehr groß ist“, schränkt BBS-Sprecher Heiko Brohm ein. Automatisch vorgesehen sind PV-Anlagen auch bei Neubauten – wie aktuell bei den gerade entstehenden Grundschulen auf Franklin und Spinelli.
Auf der Vogelstang und in der Gartenstadt ist die BBS ebenso federführend beteiligt wie bei den künftigen Projekten. Als die Stadt im Jahr 2007 mit der Einrichtung von PV-Anlagen auf Schuldächern startete, beauftragte sie dagegen externe Betreiber mit der Errichtung – das sogenannte Investorenmodell. Die Firmen wurden unter anderem an zehn Grundschulen, vier sonderpädagogischen Zentren, drei Realschulen, zwei beruflichen Schulen und der IGMH aktiv.
Investorenmodell beendet
In einigen Fällen seien Anlagen jedoch „nicht fachgerecht installiert“ worden, so Stadt und BBS. Das habe ebenso zu zusätzlichem Aufwand geführt wie „Verschärfungen der geltenden Sicherheits- und Brandschutzvorschriften“. Außerdem habe das Absenken der Einspeisevergütung die Wirtschaftlichkeit verringert. Deshalb habe man 2014 vom Investorenmodell Abstand genommen und bis 2019 keine neuen Anlagen mehr installiert.
Ab 2019 folgten drei städtische Projekte auf Ludwig-Frank-Gymnasium, Carl-Benz- und Konrad-Duden-Schule, bevor 2021 die BBS aktiv wurde. Mehr als 28 000 Quadratmeter sind mittlerweile auf Schuldächern mit Modulen bestückt.
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