Anhaltende Hitze und kaum Regen: Das bleibt für die Gewässer in Mannheim nicht ohne Folgen. Das Niedrigwasser in Rhein und Neckar beeinträchtigt den Schiffsverkehr, die Badeseen verzeichnen große Wasserverluste, und auch Mensch und Tier spüren die Auswirkungen.
Die Seen sind durch die Hitze ungewöhnlich warm und sauerstoffarm. Im ufernahen Bereich der Seen liegen die Temperaturen derzeit bei annähernd 24 Grad Celsius. „Man kann Fische sehen, die an die Oberfläche kommen und nach Luft schnappen. Das ist kein gutes Zeichen“, sagt Paul Hennze, Vorsitzender des Naturschutzbunds (NABU) Mannheim. Die Grünalgen nähmen derzeit überhand, die für Menschen und Tiere giftigen Blaualgen seien aber glücklicherweise noch nicht aufgetaucht. Allerdings könne das sehr schnell gehen, wenn ein gewisses Stadium erreicht sei.
„Besorgniserregend“, findet der Naturschützer die extreme Wetterlage, „aber ich bin einigermaßen optimistisch, dass es bis zum ersten Regen gut geht“. Regen bedeute für die Gewässer nämlich mehr als bloß Abkühlung: Die auf der Wasseroberfläche aufschlagenden Regentropfen würden den See gleichzeitig mit Sauerstoff versorgen und die Situation schlagartig verbessern.
Wasserqualität überwachen
Die niedrigeren Pegel und die hohe Wassertemperatur in den Mannheimer Seen haben laut Stadtverwaltung bisher zu keiner Beeinträchtigung der Gewässerqualität geführt. Die Badestellen am Vogelstangsee, am Rheinauer See und dem Stollenwörthweiher würden während der Badesaison alle 14 Tage hygienisch überwacht und wieisen alle eine sehr gute Gewässerqualität auf.
Am Vogelstangsee, dem einzigen See im Stadtgebiet, der nicht durch Grundwasser gespeist wird, sind - wie bereits berichtet - rund um die Uhr vier Notpumpen im Einsatz, die Wasser vom unteren in den oberen See pumpen. Damit werden zum einen die Wasserverluste durch die Verdunstung kompensiert, zum anderen die Sauerstoffsättigung für Unterwassertiere gewährleistet, berichtet Kevin Ittemann vom Klima- und Umweltdezernat der Stadt.
Im Rhein und im Neckar hat der niedrige Wasserstand auch Auswirkungen auf Tiere im und am Wasser: Durch den sinkenden Wasserstand verlieren die Gewässerorganismen Lebensraum, weil weite Bereiche an den Rändern trockenfallen. „Nicht alle Organismen können dem zurückgehenden Wasser schnell genug folgen. Muscheln beispielsweise sterben dann ab“, erklärt Friederike Willaredt von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) auf Nachfrage des „MM“. Als Nebeneffekt würden sich bei gleichzeitiger Hitze die bei Niedrigwasser langsamer fließenden flacheren Gewässer stärker erwärmen.
„Hohe Wassertemperaturen versetzen die Tiere der Gewässer in Hitzestress und machen sie anfällig für Krankheiten“, verdeutlicht Willaredt. Glücklicherweise seien die Wassertemperaturen seit vergangener Woche im Raum Mannheim deutlich gefallen und lägen jetzt wieder unterhalb von 25 Grad und damit in einem weniger kritischen Bereich.
Baden im Fluss ist gefährlich
Für Badende ist eine Abkühlung im Rhein gefährlich - nicht nur bei Niedrigwasser, weil man der 40 Meter breiten Schifffahrtsrinne in den Flüssen zu nahe kommt: „Der niedrige Wasserstand macht den Abstand zwischen Ufer und Fahrrinne geringer. Man sollte aber generell nicht in der Bundeswasserstraße baden“, sagt Benjamin Sinaba, Fachgebietsleiter Schifffahrt vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oberrhein. Viele Menschen würden die Kraft des Wassers unterschätzen, warnt er.
Binnenschiffe und Motorboote würden kurzzeitig und sehr schnell Wellen und Strömungen verursachen, die den Badenden das Wasser unter den Füßen wegziehen und sie umreißen könnten. Die Wasserhöhe nimmt bei der Vorbeifahrt von Schiffen bis zu einem Meter ab oder zu. Diese unterschiedlichen Wassertiefen erzeugen einen Untersog, von dem besonders Kinder schnell erfasst werden können und die sogar für geübte Schwimmer eine Gefahr darstellen. „Menschen, die am Rhein Erholung suchen und sich im Wasser abkühlen möchten, sollten sich nur in unmittelbarer Nähe des Ufers aufhalten und gut schwimmen können. Eltern wird dringend geraten, ihre Kinder vor den Gefahren zu warnen und sie immer zu beaufsichtigen“, betont Sinaba.
Eine Abkühlung im Neckar ist nicht nur wegen der Schifffahrt, sondern auch wegen der schlechten Wasserqualität keine gute Idee. Der Neckar ist ein sogenannter Vorfluter, in den viele Kläranlagen ihr gereinigtes Abwasser leiten. Keime werden in den mechanisch-biologischen Reinigungsstufen nicht vollständig abgebaut, so dass Fäkalkeime, Salmonellen, Viren oder Pilze die Wasserqualität gesundheitsschädigend beeinflussen.
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