Messe

So war die Erotikmesse in Mannheim: Einblick in eine Welt der Sinnlichkeit

Erotik auf der Bühne, Sexspielzeug und Reizwäsche an den Ständen: Die Erotikmesse in den Maimarkthallen in Mannheim am Wochenende sprach ein buntes Publikum an. Ein Besuch.

Von 
Christian Gerards
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Jenny Grimm ist mit ihrer Gothic-Mode zum ersten Mal überhaupt auf einer Erotkmesse vertreten. © Christian Gerards

Mannheim. Knisternde Erotik auf der Bühne, Sexspielzeug und Reizwäsche an den Ständen und leicht bekleidete Damen, die für ihre Privatshow Werbung machen: Die Erotikmesse in den Maimarkthallen in Mannheim am Wochenende sprach ein ganz buntes Publikum an. Junge und ältere Erwachsene, Cliquen, Paare oder Einzelpersonen füllen zu vorgerückter Stunde am Freitagabend die Hallen so, dass vor der Bühne nur wenig Platz bleibt.

Kernstück der Erotikmesse in Mannheim ist die „Eros-und-Amore-Bühne“

Kernstück der Erotikmesse ist die „Eros-und-Amore-Bühne“. Für das Bühnenbild reicht ein Stuhl, ein Hintergrundbild und Lichtstrahler, um die Stripper beiderlei Geschlechts ins rechte Licht zu rücken. Schon lange vor den einzelnen Darbietungen, bei denen viel nackte Haut zu sehen ist, sind die Plätze mit dem besten Blick auf das Geschehen vergeben.

Kein Wunder: Fotografieren und Videoaufnahmen sind erlaubt, und davon wollen gerade die Männer Gebrauch machen – aber auch die eine oder andere Frau zückt ihr Handy, um die Performance aus dem Softcore-Bereich festzuhalten. Mitunter stellt sich das Bild wie bei einem Musikkonzert da.

Symba und Nate Deen strippen auf der „Eros-und-Amore-Bühne“. © Christian Gerards

Überhaupt fällt an diesem Freitagabend auf, die Erotikmesse längst keine Männerdomäne ist. Sicherlich rund 35 bis 40 Prozent der Besucher sind weiblich. Teilweise sind sie passend zum Thema der Messe durchaus aufreizend gekleidet. Mit ihrem Partner oder der Freundin schlendern sie über die Messefläche, schauen sich die verschiedenen Kleidungsstücke an, die hier angeboten werden. Auch viel Sexspielzeug ist natürlich an den Ständen zu bekommen. Einige Tätowierer bieten ihre Dienste an. Sie werden immer wieder gebucht.

Sexspielzeug wird auf der Erotikmesse in Mannheim ausgestellt

Auf ihre ersten Erotikmesse, nicht nur in Mannheim, sondern überhaupt ist Jenny Grimm vertreten. Sie betreut den Stand von „Engelchen & Teufelchen“, an dem der Fokus eindeutig auf Mode liegt. Dunkle Farben, tiefe Ausschnitte und Strumpfhosen dominieren das Sortiment. „Normalerweise bin ich auf Biker- und Gothic-Veranstaltungen. Einige haben mir gesagt, dass ich mal Erotikmessen ausprobieren soll, und so habe ich mir gesagt, ich teste jetzt einmal diese Richtung aus“, sagt die Österreicherin zu Beginn der Messe. Im Laufe des Abends ist ihr Stand durchaus gut besucht, der Schritt auf die Erotikmesse scheint sich für die also durchaus zu lohnen.

Im „Orgasmus-Center“ steht Cassie Cane auf der Bühne. © Christian Gerards

Im „Orgasmus-Center“, für das man zusätzlich zum Eintritt, der nur Volljährigen erlaubt ist, noch einmal zehn Euro hinlegen muss, wird es derweil schon expliziter, weil hier Frau und Mann auf der Bühne deutlich mehr zeigen und mitunter mit Spielzeug hantieren. Auch hier hocken bei den Auftritten der Stripperinnen zumeist Männer mit ihren Kameras und Handys in der ersten Reihe.

Aber durchaus überraschend viele Frauen sind in dem Separee ebenfalls vertreten. Für sie gibt es hier im Laufe des Abends immer wieder eine „Ladies Night“ mit kostenlosem Zugang. Männer wird dann der Zutritt verwehrt. Zu diesen Zeiten stehen allerdings keine Frauen, sondern Männer auf der kleinen Bühne und lassen die Hüllen fallen. Blickt man auf den Strom der Menschen, die nach einer Session das „Orgasmus-Center“ verlassen, legen viele den Extra-Zehner gerne hin.

Anja von Holz-Knecht hat erotisches Spielzeutg aus Holz mit nach Mannheim gebracht. © Christian Gerards

Anja steht am Stand von Holz-Knecht und bewirbt ihr Sexspielzeug aus Holz. Ungewöhnlich sei das Material eigentlich nicht, sagt sie: „Man kennt es noch nicht so, man muss es halt mal ausprobieren.“ Holz sei in diesem Marktbereich noch ein relativ neues Material.

Unhygienisch sei das Material nicht, auch vor Splittern müsse man sich keine Sorgen machen: „Wenn man Kinder-Holzspielzeug hernimmt, dann hat das die gleiche Versiegelung.“ Sie freue sich, dass Interessenten auch ein zweites Mal an ihren Stand kommen würden. Ganz preisgünstig ist das Spielzeug jedenfalls nicht, schlägt es mitunter doch dreistellig zu Buche.

Während es Dildos und Vibratoren sowie Mode in Hülle und Fülle gibt, fällt der Stand von Eick Plaga von Kettendesign 24 durchaus auf. Er fertigt Kettenmode nach individuellen Kundenwünschen. „Die Nachfrage nach Kettenmode wächst ständig.“

Kettenmode stellt Eick Plaga her. © Christian Gerards

„Ich habe vor zweieinhalb Jahren damit angefangen und bin jetzt bereits ausgebucht“, berichtet er. Die Mode sei ursprünglich aus der Techno- und Swinger-Szene gekommen, setze sich jetzt aber auch in der Kinky-Szene durch, also dem Bereich, der von der vermeintlichen konventionellen Sex-Norm abweicht, also etwa BDSM oder Fetisch.

Und dann gibt es noch den Animierbereich. Neben der „Eros-und-Amore-Bühne“ stehen einige ziemlich leicht bekleidete Damen mit einem Zettel in der Hand - die Preisliste für die Privatshow. Handelssprache ist hier vor allem Englisch, ein Griff zum Arm eines vorbeilaufenden Mannes kommt schnell vor.

Die Preise sind aber auch auf zwei großen Tafeln zu sehen: etwa 50 Euro nackt, 70 Euro nackt mit Spielzeug, 150 Euro erotische Massage. Ob es das wirklich braucht, sei dahingestellt, bringt dann aber doch den leichten Touch von Schmuddel-Ecke in die Maimarkthallen.

Wer die Damen hingegen nur fotografieren möchte, kann das ebenfalls tun. Kostenpunkt: 10 Euro oben ohne, 20 Euro nackt. Für die Geschlechtergerechtigkeit fehlt so ein Angebot für Frauen. Man ahnt, dass das Geld für solche Dienstleistungen bei vermeintlich starken Geschlecht doch lockerer sitzt.

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