Uniklinik Mannheim

So sieht die Verbundlösung für das Mannheimer Klinikum aus

Jetzt ist es besiegelt. Das Stuttgarter Landeskabinett hat am Dienstagvormittag endgültig den Klinikverbund Mannheim-Heidelberg beschlossen.

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Steffen Mack
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Wegweiser im Mannheimer Klinikum vor dem Patientenhaus, das im Zuge der "Neuen Mitte" abgerissen wird. © Steffen Mack

Mannheim. Chako Habekost hat das Kürzel begeistert. Als der Komiker 2019 im Rosengarten die Gala zum 100-jährigen Bestehen des Mannheimer Klinikums moderierte, schwärmte er von diesen drei Buchstaben. UMM, am Stück gelesen klinge das so wunderbar beruhigend wie „Ommm“. Habekost und alle müssen sich bald umstellen.

Ab 1. Januar 2026 wird die hiesige Universitätsmedizin eine Außenstelle der Heidelberger und nur noch den Namenszusatz „Campus Mannheim“ tragen. Dennoch dürfte die Erleichterung hier riesengroß sein, dass das Landeskabinett am Dienstagvormittag den ersehnten Verbund endgültig geschlossen hat.

Ministerin Olschowski: So viele Synergieeffekte wie möglich

Dann wird die landeseigene Heidelberger Uniklinik 89,9 Prozent der Anteile in Mannheim übernehmen. Bei der Stadt verbleiben 10,1 Prozent sowie einer von künftig neun Aufsichtsratssitzen. Das Klinikum bleibt als Maximalversorger bestehen, es sollen keine Hauptabteilungen oder Kliniken geschlossen werden. Betriebsbedingte Kündigungen hat die federführende Stuttgarter Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) ebenfalls ausgeschlossen. Sie betonte allerdings erst kürzlich wieder vor Journalisten in Stuttgart, es müssten so viele Synergieeffekte wie möglich geschaffen werden.

Denn es geht um sehr viel Geld. Mit dem Verbund wird bis 2036 voraussichtlich mehr als eine Milliarde Euro an Landesmitteln nach Mannheim fließen. Eine so große Summe gab es noch nie in der Geschichte dieser Stadt. 400 bis 500 Millionen sind für die Defizite des Klinikums im laufenden Geschäft. Hinzu kommen Fördermittel aus dem Krankenhausfinanzierungstopf für die „Neue Mitte“. Das Mega-Bauprojekt wurde schon lange vor dem Verbund geplant.

Kommentar Fürs Mannheimer Klinikum wurde die bestmögliche Lösung erreicht

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Vereinbart wurde als eine Art Abstandszahlung, dass sich die Stadt an dem Neubau noch mit insgesamt 205 Millionen beteiligen muss. Das Geld soll in vier gleich großen Raten fließen, 2026, 2027, 2029 und 2031. In der Summe ist das zwar deutlich weniger als die halbe Milliarde, die lange als städtischer Eigenanteil im Raum stand. Gleichwohl sind diese Zahlungen, vor allem die gleich zu Beginn des nächsten Jahres, eine enorme zusätzliche Belastung für die klammen Kassen. Die Verschuldung des Kernhaushalts steigt um rund 40 Prozent, für die erforderlichen Kredite müssen Zinsen und Tilgungsraten geleistet werden.

Für Defizite im laufenden Betrieb muss die Stadt nicht mehr zahlen

Doch darüber hinaus muss die Stadt nichts mehr fürs Klinikum zahlen, trotz ihres 10,1-Prozent-Anteils sich auch nicht an künftigen Defiziten beteiligen. Wenig überraschend hat daher am Dienstagnachmittag der Gemeinderat mit nur einer Enthaltung einmütig zugestimmt.

Ans Klinikum hat die Stadt Mannheim in den vergangenen Jahren rund 250 Millionen Euro überwiesen, um Verluste auszugleichen. Ein Grund für die schlechte Finanzlage der Stadt. © Christoph Bluethner

Ferner überlässt die Kommune dem Land sämtliche Immobilien auf dem Klinikum-Campus. Hinzu kommen Grundstücke im Wert von etwa sieben Millionen Euro auf der Schafweide. Dort sollen neue Forschungsbauten entstehen, um Platz für die „Neue Mitte“ zu schaffen. Außerdem hat sich die Stadt verpflichtet, die Infrastruktur im Umfeld des Krankenhauses zu verbessern, zum Beispiel mit barrierefreien Haltestellen oder einem zusätzlichen Parkhaus.

Nun steht auch das organisatorische Dach fest

Schon länger steht fest, dass die beiden Medizinischen Fakultäten zusammengelegt werden. Die Studiengänge Marecum und Heicumed sollen aber an beiden Standorten in der bisherigen Größenordnung erhalten bleiben.

Klarheit gibt es nun auch über das organisatorische Dach. Die Führung in Mannheim wird weiter aus einem Medizinischen und einem Kaufmännischen Geschäftsführer bestehen, dazu kommen Pflegedirektor, Prodekan und Ärztlicher Direktor. Neu ist, dass der Leitende Ärztliche Direktor der Heidelberger Uniklinik, Jürgen Debus, hier Medizinischer Geschäftsführer wird. Diese Position hat derzeit noch Hans-Jürgen Hennes inne.

Der lange Anlauf zum Verbund

Die Uniklinika Mannheim und Heidelberg bemühen sich seit 2020 um eine Fusion.

Nachdem Teile der Landesregierung, insbesondere der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann, lange skeptisch waren , beschloss das Kabinett im März 2023 ein Verbundmodell.

Im Juli 2024 legte das Bundeskartellamt aus wettbewerbsrechtlichen Gründen sein Veto gegen das Projekt ein.

Das zum Jahresbeginn in Kraft getretene Krankenhausgesetz des damaligen SPD-Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach ermöglichte jedoch seinem Stuttgarter Grünen-Kollegen Manne Lucha, sich darüber hinwegzusetzen.

Um die Klinika wurde eine „Health + Life Science Alliance “ gegründet, zu der auch die Uni Heidelberg, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim sowie aus Heidelberg das Deutsche Krebsforschungszentrum, das Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung und das Europäische Molekularbiologie-Laboratorium gehören.

Die Heidelberger Führung wird um einen Vorstandsvorsitzenden für den Verbund ergänzt. Verabredet ist, dass dieser neu zu schaffende Posten mit niemandem aus den beiden Städten besetzt wird, sondern mit jemandem von außerhalb. Derjenige übernimmt auch im Mannheimer Klinikum den Vorsitz des Aufsichtsrats, der weiter zu einem Drittel mit Arbeitnehmervertretern besetzt bleibt. Neu geschaffen wird zudem ein Verbundrat, der unter anderem über Entwicklung und die Einhaltung der Verträge wachen soll. Ihm werden neben dem Vorstandsvorsitzenden jeweils drei Vertreter des Landes, der Stadt Mannheim sowie externe angehören.

Klinikum-Beschäftigte bleiben im Tarif des Öffentlichen Dienstes

Schwierig war dem Vernehmen nach, die unterschiedlichen Rechtsformen beider Häuser zu berücksichtigen. Die Heidelberger Uniklinik ist eine Anstalt des Öffentlichen Rechts, das Mannheimer Klinikum eine GmbH. Für dessen bisherige Beschäftigte wurde nun erreicht, dass sie weiter die betriebliche Zusatzrente des Kommunalen Versorgungsverbands erhalten. Ihre Gehälter richten sich auch künftig nach den Tarifabschlüssen des Öffentlichen Dienstes. In Heidelberg bleibt es dabei, dass darüber gemeinsam mit den drei anderen Unikliniken im Südwesten direkt mit dem Land verhandelt wird.

Wenn der Verbund im Januar startet, wird sich in der Praxis erstmal nichts ändern. Beide Krankenhäuser machen weiter wie bisher. UMM-Schilder dürften indes nach und nach abgeschraubt werden.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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