Kultur

So fördern Mannheimer Musikinstitutionen die türkische Bağlama

Das 2. Bağlama Symposium in der Musikschule Mannheim befasste sich mit der in der türkischen Musik so wichtigen Langhalslaute. Und es ging auch darum, wie das Erlernen dieses Instruments weiter gefördert werden kann

Von 
Helga Köbler-Stählin
Lesedauer: 
Berivan Canbolat zeigt Mannheim als Bildungsstandort für türkische Musik. © Michael Ruffler

Mannheim. In der städtischen Musikschule Mannheim ist ein langer Tag angesagt. Denn von 12 bis 20.30 Uhr findet im Börsensaal das 2. Bağlama Symposium statt. Drei Veranstalter haben dazu eingeladen und als Kooperationspartner den Landesmusikrat Baden-Württemberg sowie die Orientalische Musikakademie Mannheim mit ins Boot geholt.

Doch worum geht es und was ist eine Bağlama? Dirk Grunert, Bürgermeister für Bildung, Jugend und Gesundheit, hat die Schirmherrschaft für das Symposium übernommen und begrüßt es, „dass hier in unserer Stadt ein Austausch und Miteinander, das gemeinsame Musizieren, großgeschrieben“ werde. Die Bağlama sei ein wichtiges Instrument in der türkischen Musik und Grunert versprach ein hochwertiges Programm. Mit Erdem Simsek beispielsweise konnte einer der bekanntesten Meister des Instruments als Gastredner und Musiker gewonnen werden.

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Die Bağlama, so wusste ein Besucher aus Landau, werde ohne das g ausgesprochen. Das sage der kleine Bogen über dem Konsonanten aus. Er selbst erlerne nämlich das außergewöhnlich geformte Saiteninstrument mit dem birnenförmigen Hohlkörper und dem langen Hals. Das Wort Bağlama, so wird erklärt, komme ja von binden, das in dem Wort „verbinden“ steckt.

Ein junger Mann mit dichtem schwarzem Haar erzählt deshalb gerne, dass er gerade das Instrument an der Popakademie studiere. Und für die begrüßt der Künstlerische Direktor und Geschäftsführer der Populärmusik, Derek von Krogh, die Zuhörer im locker besetzten Saal. Und Rudolf Meister, Professor und Präsident der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim, freut sich auf die gegenseitige inspirierende Bereicherung staatlicher und städtischer Kooperationen. Er denke daran, wie man orientalische Musik weiterentwickeln könne.

Musik und Dialog: Berivan Canbolat und die Bağlama

Es ist ein kurzweiliger Tag, in unterhaltsamer Mischung wechseln sich Gespräche und Musik ab. Und als Berivan Canbolat auf die Bühne kommt, hat sie natürlich eine Bağlama in ihrer Begleitung. Leise erklingt das Instrument, das auch als türkische Gitarre oder Langhalslaute bezeichnet wird. Canbolat schließt die Augen und singt. Leise. Melancholisch.

Später, nach Diskussionsrunden mit Fragen zur Veränderung der Musikstücke, wie viel Spielraum es an die Jetztzeit gibt oder welche Verantwortung Ausbildungsinstitute tragen, um auch Frauen mehr Raum zu verschaffen, wird sie wieder zu hören sein. Dann, wenn nach dem fast dreistündigen Konzertblock mit vielen Interpreten, der interessante Tag ausklingt. Schon jetzt gibt es bewundernden Applaus.

So werden musikalische Talente in Mannheim gefördert

Canbolat ist eine der Studierenden an der Popakademie für Globale Musik, die von David-Emil Wickström vorgestellt wird. Der promovierte Musikwissenschaftler und Professor für Geschichte der Populärmusik ist unter anderem für den Bachelor-Studiengang Global Music zuständig. Freudig übernimmt er den „Werbeblock“, stellt Studiengänge oder Aufnahmeprüfungen vor und will Musizierende mit Angeboten wie „Band Coaching“ oder „Live Performances“ in sein Haus locken.

Mehr zum Thema

Monnem Xmas

Teynas musikalischer Streifzug durchs adventliche Mannheim

Veröffentlicht
Von
Martin Vögele
Mehr erfahren
Neue Sachlichkeit

Nationaltheater zeigt in der Kunsthalle "Fragment Felix"

Veröffentlicht
Von
Ralf-Carl Langhals
Mehr erfahren

Um genau das geht es ja in diesem Symposium. Kreative und talentierte Menschen sollen neugierig werden und ihre Freude am Spielen fundiert erlernen, um später vielleicht sogar ihr Instrument zu studieren. An der Popakademie oder als „Bachelor Lehramt Musik für Gymnasien“ an der Staatlichen Hochschule für Musik, für die deren Präsident Rudolf Meister wirbt.

„4000 Jugendliche spielen Bağlama, aber wo sind sie denn?“ Das fragt sich Ali Ungan, der als Dozent in der Orientalischen Musikakademie Mannheim zum gemeinsamen Musizieren einlädt, das Freude und Frische schenke. In vielen türkischen Familien werde das Instrument bereits vom Vater gelernt und zu Hause gespielt. Die Bağlama, die eher als Begleitinstrument für religiöse Lieder und Volkslieder verwendet wurde, habe sich mittlerweile durch professionelles Spiel auch in Solo- und Ensemblestücken einen Platz erobert.

Musikalische Reisen in den Orient

Der Hausherr Bjoern Strangmann berichtet ebenfalls über die Arbeit der städtischen Musikschule, die circa 9000 Schüler und Schülerinnen im Jahr ausbildet. „In großer Breite“, sagt er. Viele würden selbst wieder Lehrkräfte und den Kreislauf schließen. Dass hinter dem Verband „Landesmusikrat“ 1,4 Millionen Menschen stehen, erläutert dessen Präsident Hermann Wilske und berichtet, dass es 2024 in Baden-Württemberg 148 Bundespreisträger gab, dass es Wettbewerbe für Bağlama bei Jugend musiziert gebe und nicht mal Berlin so viele Erfolge aufweisen könne.

Die Infovorträge schließt Alis Bruder Mehmet Ungan ab. Der Musiker und Soziologe in der Orientalischen Musikakademie zeigt auf deren Workshops und Jugendarbeit, wo man Musik auf hohem Niveau erlernen könne. Es ist bereits früher Nachmittag, als Ali Ungan mit zwei Studierenden an Cello und Geige ein Musikstück mit der Bağlama präsentiert. Das Trio stimmt auf alte spirituelle Klänge ein, die die Dichtkunst der Aleviten und die Bekümmernis um ihre unterdrückte Religionsgemeinschaft besingen. „Schließen Sie die Augen“, bittet Ungan. Und nimmt die Zuhörer auf eine der musikalischen Tagesreisen in den Orient mit.

Freie Autorin Studium: Journalismus, Medien- und Pressearbeit-PR

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke