Wirtschaftsförderung

So bewerten Unternehmen den Standort Mannheim

Von 
Christian Schall
Lesedauer: 
Viele private Dienstleister, Einzelhändler und Gastronomen haben an der Befragung teilgenommen. Das Bild zeigt einen Teil der Quadrate. © Bernhard Zinke

Mannheim. Wie ist die Lebensqualität in Mannheim? Wie gut ist das Angebot an Gewerbeflächen? Wie ist der Zugang zu Business-Netzwerken? Der Fachbereich für Wirtschafts- und Strukturförderung hat bei den in der Stadt ansässigen Firmen zum sechsten Mal eine Unternehmensbefragung durchgeführt. Fazit des am Montag vorgestellten Ergebnisses: Die Betriebe fühlen sich in der Stadt wohl und sind mit den Rahmenbedingungen überwiegend zufrieden.

Das Verfahren

Die Untersuchung hat - wie die vergangenen Erhebungen im Zweijahresrhythmus seit 2012 - das Mainzer Marktforschungsinstitut L-Q-M vorgenommen. Dafür wurde zunächst eine Stichprobe von 1500 Firmen persönlich von Oberbürgermeister Peter Kurz angeschrieben und zur Teilnahme eingeladen. Die Befragung erfolgte zwischen dem 14. Februar und 21. März 2022.

Die Teilnehmer

Die Rückmeldequote lag bei 37 Prozent. 534 Unternehmen haben online oder in ausführlichen persönlichen Telefoninterviews mitgemacht. Fast 50 Prozent der Teilnehmer waren Fach- und Führungskräfte, weitere 20 Prozent Bereichsleiter. 84 Prozent repräsentierten Firmen mit einer Größe bis neun oder zwischen zehn und 49 Beschäftigten. Hoch war der Anteil von privaten Dienstleistern (39 Prozent) sowie Handel, Gastgewerbe und Verkehr (22 Prozent).

Bewertung des Standorts

53 Prozent der befragten Unternehmen sind mit dem Standort Mannheim „sehr zufrieden“, weitere 37 Prozent „eher zufrieden“. Besonders gelobt werden die Lebensqualität und die Nähe zu Kunden, dazu gibt es fast keine kritischen Bewertungen. Auch der Zugang zu Business-Netzwerken schneidet eher gut ab, genauso wie das Angebot an Gewerbeflächen.

Bewertung der Arbeit der Stadt

58 Prozent der Befragten sind mit den Leistungen der Stadtverwaltung „sehr“ oder „eher zufrieden“. „Das ist ein guter Wert, auch aufgrund der Belastungen durch die Corona-Krise“, sagt L-Q-M-Geschäftsführer Sebastian Bauer, „es gibt keine wirkliche Unzufriedenheit.“ Auch der Fachbereich für Wirtschafts- und Strukturförderung kommt gut weg: Mehr als 90 Prozent sind mit der Kompetenz der Ansprechpartner zufrieden. Auf hohem Niveau der Zufriedenheit sind telefonische Erreichbarkeit, Bereitstellung von Informationen oder Bearbeitungsgeschwindigkeit.

Kritikpunkte

Mehrheitlich negativ bewertet - also „eher“ oder „sehr unzufrieden“ - wird keines der abgefragten Kriterien. Die nachlassende Zufriedenheit im Vergleich zu den Befragungen 2020 und 2018, die es etwa bei telefonischer Erreichbarkeit oder Bearbeitungsgeschwindigkeit genannt wurden, sind laut Bauer marginal und keine Abwärtstrends. Anders sieht es bei der Verkehrsinfrastruktur aus. Daran werden zu viele Baustellen und die Situation an den Brücken sowie dem Fahrlachtunnel kritisiert. „Hier ist der einzige wirkliche klare Trend zu erkennen“, erklärt Bauer. Das sei aber mit der derzeitigen Situation, dem Verkehrsversuch und vielen Baustellen, erklärbar.

Vergleich

Das Thema Verkehr ist das einzige, das einen großen Einbruch bei der Zufriedenheit verzeichnet. Bei allen anderen Kriterien sind die Rückgänge minimal auf hohem Niveau. Neben den bereits genannten Punkten trifft das etwa auf den Faktor Zugang zu Business-Netzwerken zu. Den Rückgang erklärt Bauer damit, dass es wegen der Pandemie weniger Gelegenheiten zum Austausch gab.

Die große Unbekannte

37 Prozent Beteiligung bedeuten, dass sich 63 Prozent nicht beteiligt haben. Für Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch (CDU) und Sebastian Bauer kein Anlass zur Beunruhigung. Sie vermuten, dass dieser Anteil eher den Zufriedenen zuzurechnen ist. „Wenn sich jemand an etwas stört, ist die Bereitschaft zur Beteiligung größer, als wenn man zufrieden ist“, meint Grötsch. „Kritiker beteiligen sich deutlich häufiger als Zufriedene“, bestätigt Bauer. Eine Rücklaufquote von 25 bis 30 Prozent sei sehr gut.

Reaktionen

„Wir haben sehr stabile Ergebnisse, es hat keine signifikanten Einbrüche durch die Corona-Pandemie gegeben“, sagt Grötsch. „Unsere Unternehmen sind mit den aktuellen und vergangenen Herausforderungen gut umgegangen. Das zeigt die Stärke der Unternehmen.“ Christiane Ram, Leiterin der Wirtschaftsförderung, wertet das Ergebnis als „Bestätigung, dass wir sehr gut aufgestellt sind. Es ist aber auch ein Anspruch, sich nicht darauf auszuruhen, sondern weiterzumachen.“

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen