Hauptfriedhof

So bewahren Mannheimer Jugendliche die Erinnerung an Kriegsopfer

Neues Projekt gewinnt junge Helfende erstmals für die Pflege von Kriegsgräbern

Von 
Bernhard Haas
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Es ist der erste Pflegeeinsatz auf dem Kriegsgräberfeld im Hauptfriedhof, diesmal mit außergewöhnlich jungen Helfenden: Mit Feuereifer waren die 20 Jungen und Mädchen der THW-Jugend Mannheim bei der Sache. Mit Spaten, Schaufeln und Besen reinigten sie die Zwischenräume zwischen den Gräbern der Kriegsopfer aus zwei Weltkriegen.

Jugendliche für Mithilfe gewinnen

Nachdem sie Wurzeln entfernt hatten und Erde abgegraben war, durften sie auch neue Pflanzen setzen. Aufgerufen zu dieser Aktion hatte das neue Leitungsteam des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Mannheim.

„Wir wollen vor allem Jugendliche ansprechen und für Mithilfe gewinnen“, stellte Alexander Manz als ehrenamtlicher Vorsitzender die Neuausrichtung vor. Als Teil dieser Bemühungen stellten sie nun erstmalig einen Pflegeeinsatz als integralen Bestandteil der Jugend- und Bildungsarbeit vor.

Vor der eigentlichen Arbeit an den Beeten erklärte Geschäftsführer Julian Keil den jungen Helfern und Helferinnen die Bedeutung der Kriegsgräberfürsorge. Da gab es zum Beispiel auf dem Mannheimer Friedhof einen Gedenkstein, der darauf hinwies, dass hier vier Personen begraben sind, die an einem Tag zu Tode gekommen waren. „Vermutlich durch einen Bombenangriff“, sagte Keil.

Mahnung für künftige Generation

Gegründet wurde der Verband Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Mannheim im Jahr 1919, also unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg, um Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu betreuen und als mahnende Erinnerung dauerhaft zu erhalten.

Allein auf dem Hauptfriedhof würde an rund 1800 Tote erinnert, berichtete Geschäftsführer Keil. Den Jugendlichen selbst machte die Arbeit Spaß. „Wir haben zuerst das Angebot gemacht und anschließend auf Reaktionen gewartet. Sogar Eliten haben gesagt, dass sie mitmachen“, berichtete die Jugendbetreuerin Melanie Kuhnert des THW Mannheim.

Für die Zukunft hofft Alexander Manz, ehrenamtlicher Vorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Mannheim, auf noch größere Beteiligung weiterer Verbände und Vereine. „Wir haben für künftige Einsätze bereits heute Zusagen anderer Verbände“, freute sich Manz. Übrigens durften die Helfer und Helferinnen vor dem Einpflanzen an den dafür bereitgestellten Gewächsen riechen. Unterstützt beim darauffolgenden einpflanzen samt passender Gewäsche wurden die Jugendlichen von Friedhofsgärtner Bruce Garbers. Da roch es nach Lavendel, Salbei oder Minze. Jedenfalls wurden ausschließlich Pflanzen verwendet, die auch Trockenheit vertragen können, versicherte Friedhofsgärtner Garbers.

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