Masken-Geschäfte - Avendi und SRH Holding machten im Umgang mit Nikolas Löbel unterschiedliche Erfahrungen

„Sehr verärgert“ über Provision

Von 
Stefanie Ball
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1,1 Millionen Masken bestellte die SRH Holding über Nikolas Löbel, 100 000 die Mannheimer Avendi. © dpa

Mannheim. April 2020, Avendi ist in einer Notlage. „Es gab keine Masken auf dem Markt mehr“, sagte ein Sprecher des Mannheimer Unternehmens, das in fünf Bundesländern Seniorenheime betreibt und ein Tochterunternehmen von Diringer & Scheidel ist, dem „MM“. Was es gegeben habe, seien „ein paar windige Anbieter“ gewesen, die zu Preisen von drei Euro das Stück Masken anboten – und eine E-Mail des CDU-Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel. Darin lässt er wissen, dass er eine Quelle aufgetan habe, ob denn Masken benötigt würden.

Avendi tritt daraufhin in Kontakt mit der Firma Bricon aus dem baden-württembergischen Wurmlingen und prüft das Angebot, um sicherzugehen, dass es sich hierbei um zertifizierte Produkte handelt. Dies sei laut Sprecher der Fall gewesen, und so erklärte sich Avendi bereit, die Masken für 60 Cent das Stück zuzüglich Zoll und Mehrwertsteuer zu kaufen. Das sei der Augenblick gewesen, in dem Löbel die Provisionszahlungen ins Spiel gebracht habe. „Das hat uns schon sehr verärgert“, erklärte der Avendi-Sprecher.

60 statt sechs Cent

Doch angesichts der angespannten Lage in den Heimen und des leer gefegten Markts für Schutzausrüstung habe man eingewilligt, die 15 Cent Provision pro Maske zu zahlen. Für Avendi addierte sich die Provisionszahlung bei 100 000 Masken auf 15 000 Euro.

Der Preis für die Masken selbst sei mit 60 Cent überteuert gewesen – normalerweise kosten sie sechs Cent. Im vergangenen April, als die Ware überall knapp war, seien solche Preise aber marktüblich gewesen, bestätigte der Sprecher.

250 000 Euro hat der am Montag von allen politischen Ämtern zurückgetretene und auch aus der CDU ausgetretene Nikolas Löbel für die Vermittlung von Corona-Schutzmasken an Unternehmen kassiert. Darunter ist neben Avendi die SRH Holding (Heidelberg). Auch die SRH betonte, dass sie damals, im April 2020, in einer Notlage gewesen sei.

Die SRH bezog nach eigenen Angaben 1,1 Millionen Masken und zahlte dafür knapp 200 000 Euro netto an Provision an Löbel. „Das war zu dem Zeitpunkt die beste Option“, begründete ein Unternehmenssprecher, weshalb sich die SRH auf das Geschäft und die Vermittlung von Löbel eingelassen hat. Der Einkauf habe bezüglich Schutzausrüstung den Markt sondiert und bei einer Vielzahl von Lieferanten recherchiert; oft hätten diese erst drei Wochen später und weniger Stückzahlen anbieten können. „Der oberste Maßstab für uns war, sehr zügig qualitativ gute Masken zu einem unter dem Strich marktüblichen Preis (Kaufpreis der Masken inklusive Provision) beschaffen zu können, um mit ihnen unsere Mitarbeiter und Patienten schützen zu können.“

Zeitnahe Lieferung

Löbel habe sich via seiner Löbel Projektmanagement GmbH gemeldet und geschrieben, er habe eine Bezugsmöglichkeit. Bereits beim Erstkontakt habe der Politiker eine Provisionspflicht genannt.

„Wir haben – neben der Versorgung über andere Lieferanten – dann auch bei der Firma Bricon Schutzmasken bestellt und zeitnah geliefert bekommen.“ Über die internen Prozesse im Einkauf sei jederzeit darauf geachtet worden, dass der zu zahlende Gesamtpreis zu keinem Zeitpunkt oberhalb des aktuellen Marktpreises lag: „Die Qualität der Masken, der schnelle Liefertermin sowie der Preis stimmte.“ Die Kaufentscheidung habe der Einkauf in Abstimmung mit der Geschäftsführung getroffen.

Finanzdirektor bei der SRH Holding ist der CDU-Politiker Alexander Mitsch (Schwetzingen), Gründer und Vorsitzender der Werteunion. Er und Löbel sind Mitglied im selben Mannheimer Rotary-Club. Mitsch sagte dem „MM“ am Dienstag, er sei in das Masken-Geschäft nicht involviert gewesen.

Der Maskenlieferant Bricon wollte sich nicht weiter zu den Verkäufen äußern; auch Löbel war für keine Stellungnahme zu erreichen.

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