Mannheim. Es waren wahrlich gruselige Details, die im vergangenen Herbst aus dem Universitätsklinikum Mannheim an die Öffentlichkeit drangen. Jahrelang hatten Chirurgen dort offenbar mit verschmutzten Instrumenten operiert, an denen angeblich sogar Blut und Knochensplitter klebten. 14 Millionen Euro hat das Klinikum nach eigenen Angaben seither in die Abteilung zur Sterilgutversorgung investiert, die für die Säuberung des OP-Bestecks zuständig ist.
Das Klinikum mit seinen rund 1200 Betten, das rund 4800 Mitarbeiter beschäftigt und im Jahr mehr als 280 000 Patienten ambulant und stationär behandelt, kämpft um seinen Ruf. Der Hygieneskandal verschreckte nicht nur Patienten. Geschäftsführer Jörg Blattmann spricht auch von Problemen, Fachkräfte zu gewinnen.
Denn aufgestockt werden soll das Personal. In den vergangenen Monaten kamen im Pflege- und im OP-Bereich 60 Mitarbeiter hinzu, im Juli soll eine Kampagne zur weiteren Verstärkung der Teams gestartet werden. Auf Plakaten und in Anzeigen werde dann bekanntgegeben, dass das Klinikum Verstärkung sucht, sagt eine Sprecherin. Angesichts des Pflegenotstands sei es einfach schwierig, Fachkräfte zu finden. Diese Probleme habe jedes Krankenhaus in Deutschland. Betriebsrat Ralf Heller gibt da schon eher den Geschehnissen in den vergangenen Monaten die Schuld. Es sei schwierig, neue Leute zur Entlastung zu gewinnen, wenn ein Klinikum in den Schlagzeilen sei, sagt er.
Dabei wird in der "Steri", wie die Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung im Krankenhausjargon heißt, gar kein neues Personal gesucht. 32 Mitarbeiter arbeiten dort, mehr sollen es derzeit nicht werden. Seit 41 Jahren mit dabei ist Elke G., die es schlimm fand, wie ihr Arbeitgeber im Herbst 2014 bundesweit in die Schlagzeilen geriet. Vieles von dem, was damals geschrieben wurde, habe einfach nicht gestimmt, betont sie. Die Ansprüche an ihre Arbeit seien deutlich gestiegen. Heute werde oft mit der sogenannten Schlüssellochtechnik operiert, und die dafür benutzten Instrumente seien vergleichsweise schwierig zu reinigen. Und das sei noch nicht das Ende. Im Kommen sei die Mikrochirurgie mit noch feineren Instrumenten. "Ohne Lupe kannst du die gar nicht mehr saubermachen", meint G.
Die Sterilgutaufbereitung ist kein einfaches Geschäft. Zuerst muss das OP-Besteck vorgereinigt, zerlegt und in Waschsiebe einsortiert werden. Diese Siebe kommen in eine Art Hightech-Spülmaschine, wo der Inhalt gereinigt und desinfiziert wird. Auf der anderen Seite der Maschine werden gereinigte Instrumente in Folie eingeschweißt oder in Vlies verpackt. Die fertigen Päckchen werden noch einmal sterilisiert, dann erst gehen sie in die Ausgabe.
Die Geschäftsführung ist sich sicher: Dieser Aufwand reicht. Doch der Skandal verfolgt das Klinikum noch immer. Als vor kurzem das Regierungspräsidium Karlsruhe bei einer unangemeldeten Kontrolle ein paar Dinge beanstandete, geriet die Einrichtung sofort erneut in die Negativschlagzeilen. Die Belegschaft habe sehr entsetzt auf die neuerliche Berichterstattung über das Klinikum reagiert, sagt Betriebsrat Heller. Er selbst sei auch verwundert über die massive Berichterstattung: Schließlich sei Mannheim kein Einzelfall. (dpa)
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