Mannheim. Ein neues Theaterstück gibt Einblick in das Leben der Quadratestädter. Sein Name: „Schwarzweißbunt“. Schwarzweißbunt sind dabei nicht nur Bühne, Kostüme und Schauspielende, denn das Stück ist keine Fiktion, sondern eine Collage aus in Mannheim geführten Interviews. Vor allem mit Menschen, „die nicht der vorherrschenden Norm zu entsprechen scheinen“, heißt es von den Organisatoren, dem freien Kunstkollektiv KM42 rund um den Autor und Regisseur Stephan Rixecker und dem Kulturhaus RomnoKher des Landesverbands deutscher Sinti und Roma in Baden-Württemberg.
„Wie ist es eigentlich hier?“
Für das Theaterstück hat das Team um Regisseur Rixecker in der Vergangenheit Interviews auf Mannheims Straßen geführt. „Wir waren 2020 sehr besorgt wegen der Entwicklungen in Halle und Hanau“, sagt er im Gespräch mit dem „MM“. „Wir wollten wissen, wie ist es eigentlich in Mannheim?“, erzählt Rixecker. „Ganz ergebnisoffen sind wir an die Sache rangegangen. Wir wollten wissen, wie die Menschen ihr Leben und ihren Alltag hier erleben.“
Und so waren einige der Fragestellungen: Wie gut funktioniert eigentlich das Leben der Menschen in Mannheim mit Bürgern aus 166 Ländern? Welche Art des Miteinanders prägt den Alltag der Quadratestadtbewohner? Wie weit ist ein (teils unbewusster) Alltagsrassismus verbreitet? Und wie fühlt es sich an, wenn man nicht gebürtig von hier ist oder nur nach dem Denken einiger nicht so aussieht?
Rund 30 Menschen hat das Team um Rixecker angesprochen. Dann hat es die Interviews transkribiert und mithilfe von Laienschauspielern auf die Bühne geholt. Es kommen nun verschiedene Ethnien, Menschen verschiedenen Geschlechts(identitäten), religiöse Minderheiten, mannigfaltige Generationen und viele mehr zu Wort. Von Erfahrungen mit „Amtsgeschichten“, wie Rixecker sagt, bis hin zu Erfahrungen bei alltäglichen Begegnungen auf der Straße sowie „Zwischenmenschlichem“ ist alles bei der Darstellung dabei.
Die Laienschauspieler wurden vorher in Theaterworkshops ausgebildet. Auch Nähworkshops für das Kostümbild wurden angeboten. So sei die Grundidee gleichzeitig die gelebte Botschaft: „Menschen Gehör verschaffen, eine Stimme geben, sie in alle Prozesse einbinden“, heißt es von der Abendakademie, bei der Mathias Ludwig die Produktionsleitung des Stücks innehat. Und dazu werde „die Kunst genutzt, um eine Plattform zu geben, für Begegnungen und Dialog, also der Grundlage eines jeden respektvollen Miteinanders“.
„Viel über unsere Stadt gelernt“, hat indes Regisseur Rixecker bei der Produktion des Stücks. „Das ist sehr wertvoll. Die Einblicke, die es gibt. Und sich dabei auch zeigt, dass es in unserer Stadt zwar ein Zusammenleben in Vielfalt, aber auch in Einfalt gibt.“ Wie sich die Stadt verändert hat und der Blick der Generationen darauf steht ebenso im Fokus, wie die Wahrnehmung von queeren Menschen. Das Fazit vor den Proben fällt eindeutig aus. Die Antworten haben gezeigt, dass in Mannheim ein Leben in den unterschiedlichsten Facetten gelebt werde, erzählt Rixecker. Geschichten und Erlebnisse, die vielstimmig ein Bild des Lebens und Erlebens in Mannheim geben – positiv wie negativ.
Stück auch in Karlsruhe
Mit in der künstlerischen Leitung haben neben Rixecker Thurid Goertz und Vivian Schöchli gewirkt, durch die Mithilfe zahlloser Mitstreiter, wie sie betonen. Mit „Schwarzweißbunt“ will man Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit Problematiken und dadurch die Chance auf ein besseres Miteinander schaffen. Rund die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner (46 Prozent) in Mannheim hat nach Angaben der Stadt einen Migrationshintergrund. Im Ensemble, bei den Zuschauenden, in der (Stadt-)Gesellschaft und darüber hinaus möchten die Organisatoren die Möglichkeit zu einem besseren Miteinander geben. Alle aufgeführten Geschichten werden in Zukunft auch in einem Sammelband bei den Aufführungen erhältlich sein.
Am Freitag, 15. Juli, 19.30 Uhr ist es soweit, das Stück wird im Saal der Abendakademie uraufgeführt. Wie Rixecker mitteilt, ist die Vorführung bereits ausverkauft. Aber danach geht das Stück auf Tour, und für die Vorstellungen sind noch Karten zu haben. Weitere Aufführungen gibt es am 17. Juli in der Jüdischen Gemeinde Mannheim, am 20. Juli im Kulturhaus Käfertal sowie am 21. Juli in der VHS Karlsruhe. Noch eine Aufführung findet am 23. Juli im Rhein-Neckar-Theater Mannheim statt.
Karten können an der Abendkasse der jeweiligen Spielstätte und online (gilt nicht für den 15. Juli) unter abendakademie-mannheim.de/schwarzweissbunt erworben werden. Die Kartenpreise folgen einem solidarischen Preissystem, damit der Theaterbesuch für jeden Geldbeutel möglich ist. Das heißt, jeder zahlt, so viel er möchte. Dabei gibt es folgende gestaffelte Empfehlungen: drei, sieben und zwölf Euro.
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