Eugen-Neter-Schule - Baubeginn für sicheren Rad- und Fußweg wohl 2024 möglich / Unicef bittet Stadtspitze um „zeitnahe Realisierung“

Schulweg zur Eugen-Neter-Schule wohl 2024

Von 
Eva Baumgartner
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Fordern einen sicheren Weg zur Eugen-Neter-Schule (v. l.): Schülerin Alicia, Matthias Sandel (CDU), Schülerin Jeanette, Fritz Sütterlin (Elternbeirat), Konrektorin Nicole Roggenstein, Mutter Rosalia Rojas und Sohn Daniel vor dem Ratssaal im Stadthaus. © Thorsten Langscheid

Die Bauarbeiten für einen sicheren Rad- und Fußweg von der Blumenau zur Eugen-Neter-Schule können voraussichtlich 2024 starten. Das erklärte Bürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne) gerade im Betriebsausschuss für die Technischen Betriebe. Im Herbst gebe es dazu eine Beschlussvorlage. Wenn der Gemeinderat zustimmt, startet Anfang 2022 ein Planfeststellungsverfahren, hieß es im Ausschuss.

Noch vor wenigen Tagen hatte die Stadt erklärt, das Projekt erst in zehn bis 15 Jahren verwirklichen zu können (wir berichteten). Dabei versucht das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum bereits seit 15 Jahren, den Trampelpfad entlang der K 9754 zu einem sicheren Schulweg umbauen zu lassen.

Bunte Banner

Ihrem Unmut gegenüber der ursprünglichen langfristige Planung machten Schüler, Eltern und Lehrer vor Beginn der Sitzung am Ratssaal des Stadthauses in N 1 Luft. Ausgestattet mit bunten Bannern und Plakaten machten sie sich vor den Ausschuss-Mitgliedern und der Stadtspitze für ihr Anliegen stark. Und haben am Ende gemischte Gefühle: „Es sind noch vier Jahre, bis etwas passiert. Das ist besser als 15 Jahre, keine Frage“, sagt Konrektorin Nicole Roggenstein zur Vorverlegung des Termins. „Wir haben Wertschätzung erhalten, man hat uns gehört. Aber der Trampelpfad ist gefährlich“, so Roggenstein.

Der aktuelle Weg ist für Schüler und Lehrer bisher allerdings die einzige Möglichkeit, ohne Auto oder Bus zur Schule zu kommen. Auch viele Bürger nutzen ihn, weil ihnen die Straße zu gefährlich ist. Der Pfad ist dicht bewachsen und nur zwei Schritte von der Fahrbahn entfernt. Von der Blumenauer Unterführung sind es rund 700 Meter zur Schule. Nach weiteren rund 800 Metern auf dem Alten Frankfurter Weg befindet sich die hessische Landesgrenze. „Wenn wir Lerngänge auf die Blumenau machen, müssen wir den Pfad nutzen. Uns bleibt keine Möglichkeit“, beschreibt Roggenstein den Schulalltag. „Es ist aber ein Unding, dass wir so abgehängt sind.“

Weil sich der neue breitere Weg auf Staatswaldgebiet befindet, könne nicht alleine die Stadt entscheiden, hieß es im Ausschuss. Das zuständige Forstamt müsse die Umwidmung beschließen. Und mit dieser rechnet die Stadt bis Ende 2023. Vertreter aller Parteien bekundeten im Ausschuss jedoch klar, dass der politische Wille da sei, den Weg zu verwirklichen.

Für die Betroffenen könnte ein langer Kampf nun jedenfalls schneller zu Ende gehen: Denn schon vor 15 Jahren begann die Schule damit, sich für das Vorhaben einzusetzen. Vielen Bürgern brennt das Thema sogar noch länger unter den Nägeln. Im vergangenen Dezember sah es auch gut aus: Der Gemeinderat stimmte einstimmig dafür, das Projekt zu realisieren. Doch die Verwaltung stufte keine der von ihr geprüften Varianten als geeignet ein. Und erklärte noch vor wenigen Tagen, dass eine „kurzfristige Verbindung“ nicht möglich sei. Der Weg, so die Stadt vor zwei Wochen, werde deshalb erst in der langfristigen Planung für Radschnellverbindungen, in zehn bis 15 Jahren, berücksichtigt.

Solidarisch mit Schulleitung

In der Zwischenzeit hat sich auch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, gemeldet. „Aus dem Mannheimer Morgen haben wir erfahren, dass die Verwaltung den vom Gemeinderat beschlossenen Ausbau eines Radwegs erst in der langfristigen Planung berücksichtigen will“, so Rainer Ringelstein von der Unicef-Arbeitsgruppe Mannheim-Ludwigshafen. „Wir sind der Meinung, dass diese Absicht nicht mit dem Anspruch, eine kinderfreundliche Kommune werden zu wollen, in Einklang steht“, richtet sich Ringelstein an Bildungsbürgermeister Grunert und die Verwaltung.

Ein sicherer Schulweg gehört aus Sicht des Kinderhilfswerks eindeutig zu den Kinderrechten: „Die Benutzung des Fahrrads für den Weg zur Schule ist für Kinder heute mehr denn je eine Selbstverständlichkeit. Dies muss auch für Kinder möglich sein, die eine Förderschule besuchen, und zwar auf einem sicheren Radweg.“ Unicef bittet die Stadtspitze, „sich ebenfalls für eine zeitnahe Realisierung einzusetzen“.

Eugen-Neter-Schule Blumenau

  • Die Eugen-Neter-Schule richtet sich an Schüler, die wegen starker Entwicklungsverzögerungen und Behinderungen den Bildungsgängen in allgemeinen Schulen Mannheims nicht folgen können und individuelle Hilfen benötigen. Sie wurde 1966 als staatliche Schule unter Trägerschaft der Stadt gegründet und ist nach einem jüdischen Kinderarzt benannt.
  • Die Schule ist Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Es ist die größte staatliche Schule in Baden-Württemberg mit diesem Bildungsgang.
  • Das Gebäude auf der Blumenau entstand 1907 als Kinderheim der Landmaschinenfabrik Heinrich Lanz (heute John Deere).
  • Wer zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule möchte, kommt gefahrlos bis ans Ende der Blumenau. An der Unterführung endet der Radweg im Gras. Die verbleibenden rund 700 Meter zur Schule sind für Fußgänger und Radfahrer nur über einen schmalen Trampelpfad erreichbar, der nach weiteren 800 Metern ins hessische Lampertheim führt. Einen Seitenstreifen gibt es nicht.
  • Die Stadt Mannheim hat den Straßenabschnitt zwischen Blumenau und der Landesgrenze vor vier Jahren erneuern lassen. Der Trampelpfad wurde nicht verändert.

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.

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