Spendenlauf

Schulessen für bedürftige Kinder - Läufer Holger Hedelt unterstützt Abiturient bei Spendenaktion

Am Montag ist der 16-jährige Denis Holub von Karlsruhe nach Mannheim unterwegs – damit will er für die Organisation Mary’s Meals Spenden sammeln. Auf der Strecke bekommt er Verstärkung von Läufer Holger Hedelt

Von 
Tanja Capuana
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Der Ultraläufer Holger Hedelt unterstützt Holub bei seinem Spendenlauf. © Tanja Capuana-Parisi

Mannheim. Auf den ersten Blick haben Holger Hedelt und Denis Holub nur wenig gemeinsam. Der 54-jährige Mannheimer Hedelt steht mitten im Berufsleben während Holub mit seinen 16 Lenzen in zwei Jahren Abitur machen wird. Und dennoch verbindet die beiden Männer mehr, als es zunächst scheint: Beide sind sportbegeistert und das Wohl von anderen Menschen liegt ihnen am Herzen. Die ersten 16 Tage seiner Sommerferien wird Holub nicht nutzen, um sich am Strand oder im Freibad zu erholen.

Stattdessen ist der Schüler aus Gündlingen seit unterwegs, um von Freiburg aus 1140 Kilometer nach Hamburg zu laufen. In 16 Etappen ist der Jugendliche unter anderem über Mainz, Koblenz und Münster unterwegs. Mit seinem Lauf will er auf die schottische Organisation Mary’s Meals aufmerksam machen, die auf fünf Kontinenten Schulessen für 2,28 Millionen bedürftige Kinder stellt, aber ihnen auch mit Ehrenamtlichen vor Ort den Zugang zu Bildung stellt. Gleichzeitig möchte er Spenden dafür akquirieren.

Denis Holub erhält Unterstützung von Ultraläufer Hedelt

Denis Holub will in zwei Wochen von Freiburg bis Hamburg laufen und dabei Spenden sammeln. © Philipp von Ditfurth

Am Montag ist Holub von Karlsruhe nach Mannheim unterwegs – und er möchte sein Ziel am Neckarkanal 12 erreichen.  Auf der Strecke von 70 Kilometern bekommt er Verstärkung von Holger Hedelt. Der Sandhofener ist Ultraläufer, hat über die Laufszene von Denis Holubs Projekt erfahren – und möchte es unterstützen. Hedelt ist eigentlich Elektrotechniker in der Sicherheitsbranche.  „Sport gemacht habe ich schon immer“, sagt er. Als ein Kollege ihm 2001 wegen eines Marathonlaufs immer wieder in den Ohren liegt, gibt Hedelt irgendwann nach – und er läuft ein Jahr später seinen ersten Marathon. „Das hat solchen Spaß gemacht, dass ich noch zwei Marathons gelaufen bin.“ Er lernt immer mehr Leute kennt, genießt den Kontakt zu Gleichgesinnten. „Das Klientel ist  relaxt“, erzählt er.

Doch bald reicht ihm die Strecke von rund 42 Kilometern nicht mehr aus. Er konzentriert sich auf Ultraläufe, also Strecken die über Marathonläufe hinausgehen. Seit er 2004 zum ersten Mal beim Two Oceans Marathon in Kapstadt teilgenommen hat, ist er davon begeistert. „Gelaufen bin ich seitdem insgesamt 115 Marathons, 174 Ultramarathons und insgesamte Wettkampf- und Runden von 80.000 Trainingskilometern“, sagt Hedelt.

Bei „TorTour de Ruhr“ läuft Hedelt 230 Kilometer und in der Woche rund 100 Kilometer sind für ihn keine Seltenheit. Pro Tag legt er zu Fuß nach der Arbeit zwischen zehn und 15 Kilometern zurück. „Das ist mein Katalysator“, sagt er. „Da kann man gut abschalten.“

Bei seinen Ultraläufen bleibt der Schlaf schon mal auf der Strecke. Er habe es zwar probiert, sich in den 32 Stunden eines Laufs aufs Ohr zu hauen. „Aber durch das Schlafen gerate ich aus dem Rhythmus“, begründet Hedelt, warum er lieber wach bleibt. Auch was das Essen angeht, dafür gebe es kein Patentrezept.  Bei den Getränken mischt er gern mal Apfelweinschorle mit Saurem Limettensaft. „Die saure Note ist im Mund sehr angenehm.“

Zu seinen Ultraläufen gehören etwa Läufe von Sylt bis zur Zugspitze. Diesen Monat läuft Hedelt, der Mitglied in einem Verein in Südafrika ist, dort zum 15. Mal beim 90-Kilometer langen Comrades mit.  Zudem nimmt er regelmäßig am Mauerweglauf über 161 Kilometern in Berlin teil. „Dabei wird auch den Opfern an der Berliner Mauer gedacht“, sagt Hedelt. Im September geht es zum 246 Kilometer langen Sparthatlon. Seit 15 Jahren ist Hedelt bei Benefizläufen dabei. Die Aktion von Denis Holub möchte er daher unterstützen.

So kam es zu dem Projekt

Auf die Idee, den Sport mit einer Spendenaktion zu verbinden, kommt der Gymnasiast im zweiten Corona-Lockdown.  Holub weiß zu diesem Zeitpunkt lediglich, dass er etwas Gutes tun möchte, allerdings noch nicht, wen er unterstützen kann. „Meine Mutter, die aus Rumänien kommt, hat mir von der Organisation Mary’s Meals erzählt.“ Der junge Mann informiert sich. „Die Arbeit der Organisation hat mich sofort angesprochen“, sagt er.  „Ich war erstaunt über das Konzept, das sie haben. Und von der Tatsache, dass es nur 18,30 Euro braucht, um ein Kind ein ganzes Schuljahr lang ernähren zu können." Mehr Leute müssten davon erfahren, findet er.

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„Ich bin tatsächlich kein Langstreckenläufer, sondern komme aus dem Sprinten beim Leichtathletikverein LAC Freiburg“, sagt er. „Das heißt, ich bin sportlich sehr aktiv, nur habe ich mich in den vergangenen anderthalb Jahren auf das Lauftraining spezialisiert im Rahmen des Projekts, das seitdem schon in Planung ist.“

Familie steht ebenfalls hinter Holub

Seine Eltern unterstützen ihn. „Sie wussten, dass ich eine Spendenaktion starten will, aber nicht in diesem Rahmen.“ Anfangs seien sie überrascht   gewesen, nicht zuletzt, da es kein komplett ungefährliches Unterfangen ist.  Seine Mutter und seine Brüder werden ihn begleiten. Übernachtungsmöglichkeiten haben andere Unterstützer gestellt, bei denen die Familie übernachten wird.

Wenn er in Hamburg am 14. August ankommt, bleibt die Familie für drei Tage dort, um das Projekt zu rekapitulieren und sich auszuruhen. „Ich habe auch vor, das Bundeswehrkrankenhaus zu besuchen, da ich ein riesen Fan von der Serie „Die Rettungsflieger“ bin." Den Hubschrauber SAR 71 möchte der 16-Jährige bei der Ausstellung betrachten.

Rund 70 Kilometer legt Holub am Tag zurück. Im Süden ist Holub vor allem in Wäldern unterwegs, im Norden läuft er verstärkt durch die Stadt. „Mein Motto lautet: Versuche nicht vor den Problemen der Welt wegzurennen, sondern für sie zu rennen und zu helfen, die Welt stückweise zu einem besseren Ort für alle zu machen.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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