Klimaschutz - Eugen-Neter-Schule siegt beim Stadtradeln / 169 Teilnehmer fahren über 31 000 Kilometer / OB Peter Kurz empfängt Delegation im Rathaus

Schüler holen sich den ersten Platz

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Eva Baumgartner
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Mannheim. Mit weitem Vorsprung hat sich die Eugen-Neter-Schule den Titel beim diesjährigen Stadtradeln geholt. Mit mehr als 31 000 gefahrenen Kilometern setzte sich die 169 Teilnehmer starke Gruppe aus dem Mannheimer Norden deutlich an die Tabellenspitze der 242 gemeldeten Teams. Auf den zweiten Platz radelte die Universitätsmedizin mit mehr als 22 000 Kilometern vor den BBT Krankenhäusern „Theresien“ und „Diako“ mit über 19 500 Kilometern. „Mit unserem sportlichen Engagement wollen wir uns in Mannheim zu Wort melden. Wir kümmern uns um besondere Kinder mit vielfältigen Bedarfen“, sagt Schulleiterin Silvia Challal im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“.

„Das ist in Corona-Zeiten eine tolle Aktion, die Gemeinsamkeit schafft. Wir radeln uns aus dem idyllischen Käfertaler Wald in die Herzen Mannheims“, so die Schulleiterin. Dem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung ist die Bewegung der Schüler wichtig: „Zu unserer Arbeit gehört die Vorbereitung auf Arbeit und Leben, dazu gehören auch die Freizeitbeschäftigung, gesunde Ernährung und sportliche Aktivitäten“, erklärt Challal. Nicht nur Schüler, Eltern und Mitarbeiter schlossen sich dem Fahrrad-Team der Neter-Schule an. Auch Unterstützer und Förderer sowie Stadträte traten für das größte SBBZ in Baden-Württemberg in die Pedale. „Letztes Jahr haben wir das erste Mal mitgemacht, da waren wir gerade mal 20 Leute“, erinnert sich die Schulleiterin.

Kinder haben viel Spaß

Insgesamt verfügt die Schule über 40 Räder, 15 weitere gibt es in der Berufsschulstufe in der Gartenstadt. Der Freundeskreis der Schule spendierte den Kindern außerdem vier neue Therapieräder, mit denen das Gleichgewicht durch zwei Hinterräder leichter zu halten ist. „Bei uns findet der Sportunterricht oft auf dem Rad statt“, berichtet Challal. Auch eine Radwerkstatt gibt es, die Schüler lernen, die Reifen aufzupumpen und defekte Schläuche zu flicken.

Dass es nicht immer leicht ist, alle Kinder und Jugendlichen zu motivieren, zeigt der Vormittag, an dem diese Zeitung auf der Blumenau vorbeischaut: Zahlreiche Kinder und Jugendlichen drehen auf Rädern ihre Runden über das Gelände. Bei einigen müssen Betreuer und Lehrer Hilfestellung leisten. Das sei gerade der Fall, wenn die Schüler noch nicht lange auf einem Rad sitzen, berichtet Konrektorin Nicole Roggenstein.

Ganz alleine und voller Konzentration tritt aber die achtjährige Lisa in die Pedale ihres Dreirads. Und auch Aurela (12) auf dem Therapierad ruft jedes Mal laut und breit grinsend „Hallo“, wenn sie vorüberfährt. Dass alle Spaß haben, ist erkennbar: Fast unermüdlich kreisen die Kinder und Jugendlichen auf dem idyllisch gelegenen Areal mitten im Wald. Auch Elternbeirat Fritz Sütterlin – er ist schon seit zehn Jahren im Amt – ist sich sicher: „Hier dürfen die Kinder so sein, wie sie sind.“

Als er die „Frau von der Zeitung“ sieht, kommt der 16-jährige Bilal auf uns zu: Er hat einen sogenannten Talker dabei, ein Sprachausgabegerät mit dynamischer Oberfläche, das für ihn spricht. Der Schüler kann sich so ausdrücken: Er drückt auf Symbole des Geräts, das dann die Worte vorliest. Wegen starker Rückenschmerzen kann er nicht mitradeln, findet aber: „Wir brauchen einen Schulweg.“ Das denken auch seine Mitschüler. Der 16-jährige Kieran und die 15-jährige Joanna stimmen eifrig nickend zu: „Ich bin heute 14 Runden gefahren“, sagt Joanna sichtlich stolz.

Auch Steven (15) möchte sein Anliegen loswerden: „Es soll ein Schulweg kommen, dass man besser drauf laufen kann!“ Der gleichaltrige Marco sagt: „Wenn es regnet, ist es da nämlich so matschig.“ Der bisherige Trampelpfad ist aber die derzeit einzige Möglichkeit, ohne Auto und Bus zur Schule zu kommen (wir berichteten). Schulsprecherin Zlatka (14) berichtet, dass Kinder deshalb oft an der Endhaltestelle abgeholt werden müssen. Seit 15 Jahren kämpft die Schule schon für einen sicheren Rad- und Schulweg von der Blumenau zum Areal im Alten Frankfurter Weg. Er könnte in vier Jahren verwirklicht werden. „Es wurde so oft argumentiert, dass unsere Schüler kein Rad fahren und nur mit dem Bus kommen, aber das stimmt nicht“, sagt Challal.

Mit dem Radeln ist für die Schule noch nicht Schluss: Am Montag, 27. Juli, fährt die Schulgemeinde aus dem Mannheimer Norden zum Rathaus. Dort empfängt Oberbürgermeister Peter Kurz die Delegation: Die Blumenauer wollen ihm eine Petition für die Notwendigkeit des Schulweges überreichen.

Termin mit Peter Kurz

Am kommenden Montag (27.) empfängt Peter Kurz eine Delegation der Eugen-Neter-Schule, die dem Oberbürgermeister eine Petition für einen Schulweg übergeben möchte.

Die Fahrraddemo beginnt um 16.30 Uhr an der Schule im Alten Frankfurter Weg 30 auf der Blumenau. Um 17.30 Uhr ist der Termin vor dem Rathaus in E 5.

„Wir freuen uns über jeden Radler, der sich uns anschließt, und über jeden Bürger, der uns vor dem Rathaus erwartet und das Recht der Schüler auf einen sicheren Schulweg unterstützt“, sagt Schulleiterin Silvia Challal. red/lok

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.

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