Geistliches Wort

Schöne Bescherung

Von 
Gerold Stein
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Jetzt ist es geschafft, wird der ein oder andere denken, endlich sind alle Geschenke besorgt. Der Heilige Abend kann kommen und mit ihm die Freude auf das Zusammensein mit der Familie und, besonders bei den Kindern, auch auf die Geschenke. Viele erleben die Adventszeit als eine Zeit der Hektik und der Hetze und der drängenden Frage danach, was soll ich schenken. Bei Kindern lässt sich die Frage häufiger leicht beantworten, denn viele Kinder haben eine genaue Vorstellung davon, was sie gerne hätten.

Bei Erwachsenen sieht die Situation häufiger schwierig aus. „Warum sollen wir uns etwas schenken? Wir können uns doch alles kaufen, wenn wir etwas wollen!“ Diese Antwort höre ich häufiger, wenn es um die Frage nach dem Sinn des Schenkens geht. Die Weisen aus dem Morgenland waren die ersten, die an Weihnachten etwas mitbrachten. Für sie stellte sich die Frage nicht, ob sie Geschenke mitbringen oder nicht. Es war selbstverständlich, dem kommenden Messias mit dem Wertvollsten zu beschenken, das man damals kannte: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Kleine Gesten genügen oft

Den Brauch, sich zu beschenken, haben die Weisen aus dem Morgenland nicht erfunden. Geschenke gibt es wahrscheinlich schon so lange, wie es Menschen gibt. Dabei spielt die Größe der Gaben erst einmal keine Rolle. Vielfach genügen schon kleine Gesten, um dem anderen zu zeigen, du bist mir wichtig. Im Geschenk kommt die Verbundenheit zweier Menschen zum Ausdruck. Geschenke sind Ausdruck der Wertschätzung. Schenken heißt eine andere Perspektive einzunehmen, denn ich mache mir Gedanken darüber, womit ich den anderen erfreuen kann. Mein Geschenk wird so etwas ganz Persönliches, und letztendlich verschenke ich mich in meinem Geschenk selbst.

Gerade bei Kindern wird dies deutlich, wenn sie sich fast mehr darüber freuen, ihre selbst gebastelten Geschenke zu verschenken als über die Geschenke, die sie selbst erhalten. Diese Freude ist gerade das, was nicht käuflich ist und doch eine wesentliche Rolle in unserem Leben spielt.

Freie Entscheidung

Weihnachten ist ein Fest der Freude. Wir freuen uns darüber, dass Gott, indem er Mensch wurde, ja zu uns sagt. Gott beschenkt uns mit seiner Nähe. Weihnachten ist so auch ein Fest der unerwarteten Geschenke. Niemand hatte damit gerechnet, dass Gott Mensch wird, niemand hatte damit gerechnet, dass Weise aus dem Morgenland teure Geschenke zu einer Krippe bringen. Keine Verpflichtung oder gar ein Zwang stand hinter diesen Gaben, sondern sie waren eine freie Entscheidung.

„Ein jeder, wie er’s sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“, so schreibt es Paulus im zweiten Brief an die Korinther (2. Kor 9,7). Nicht Zwang oder Unwillen, sondern Liebe soll der Anlass des Schenkens sein. Denn Verpflichtung führt nicht zu Wertschätzung, sondern eher zu Verkrampfung und Enttäuschung und das ist ganz sicher nicht der Sinn eines Geschenkes. Liebe und Wertschätzung sind die wichtigsten Geschenke, die wir unentgeltlich und freiwillig verschenken können.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie an Weihnachten Liebe und Wertschätzung erfahren und auch die Freude verspüren, diese weiter zu geben. Ihnen allen Frohe und gesegnete Weihnachten!

Gerold Stein, evang. Pfarrer im Schuldienst, Hemsbach

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