Mannheim. Es gibt Pressetermine, da erfährt man auch thematisch Abseitiges. Zum Beispiel bekannte Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht, beim Knopf annähen Probleme zu haben. Tatsächlich sollte er das bei dem Termin am Donnerstagmorgen in der Neckarstadt-West auch gar nicht, der Oberbürgermeister sollte nicht nähen, sondern spleißen. So nennt man das Verbinden von Glasfasern mit einem Verlegekabel. Und weil die Glasfaser hochempfindlich und zehn Mal dünner als ein menschliches Haar ist, ist hier Fingerfertigkeit gefragt. Selbstkritisch räumte der CDU-Politiker ein: „In dem Tempo sind wir in hundert Jahren fertig.“ Der Plan der Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG mit ihrem Kooperationspartner Telekom sieht aber vor, dass 2030 alle fast 20.000 Wohneinheiten mit einem Glasfaserzugang ausgestattet sind.
"Es besteht Wahlfreiheit"
Ob die Mieterinnen und Mieter das am Ende nutzen und wen sie als Anbieter auswählen, bleibt ihnen überlassen. „Es besteht Wahlfreiheit“, betont Joachim Otto, der für die Telekom die Gesamtverantwortung für den Glasfaserausbau in der Rhein-Neckar-Region trägt. Natürlich hofft die Telekom, dass viele sich überhaupt für einen Anschluss entscheiden. Welches Paket dann überzeugt, das der Telekom oder eines Konkurrenten, soll der Kunde selbst entscheiden.
Das System der Zukunft
Dass der Glasfaser die Zukunft gehört, das unterstrichen bei dem Treffen in der Laurentiusstraße alle Beteiligten. Beim Glasfaser fließen die Daten über Lichtsignale, das ist erstens schneller als das klassische Telefonkabel aus Kupfer oder ein DSL-Anschluss. Zweitens ist es energiesparender und zahlt so aufs Klima ein. „Die Anforderungen an den Wohnungsbestand haben sich intensiviert, wir haben einen Trend fortschreitender Technisierung und Digitalisierung, darauf müssen wir reagieren“, erklärte Karl-Heinz Frings, Geschäftsführer der GBG Unternehmensgruppe GmbH, deren Tochterunternehmen Service-Haus das Projekt verantwortet. Das neue Netz ermögliche Gigabit-Bandbreiten und so eine bestmögliche Internet- und Telefonverbindung, so Frings weiter.
Eine Frage der Gerechtigkeit
Für den Oberbürgermeister ist das Hochleistungsnetz auch eine Frage der Gerechtigkeit. „Wir bieten inzwischen 75 Verwaltungsdienstleistungen digital an, und es werden in Zukunft noch mehr werden, Menschen, die keinen Zugang zu einem schnellen Internet haben, werden Probleme bekommen, mit uns, der Stadt, in Kontakt zu treten“, sagte Specht. Daneben habe die Corona-Zeit gezeigt, wie wichtig ein schneller und stabiler Internetanschluss fürs Homeoffice und das Homeschooling ist. „Mit einem solchen Angebot fördern wir die Bildungsgerechtigkeit.“ Auch ältere Menschen könnten von einem verlässlichen Internetanschluss profitieren, die müssten eben nicht mühselig Ämter oder Ärzte aufsuchen, sondern könnten viele Dinge von zu Hause aus erledigen. Und so, hoffentlich, auch länger in ihren Wohnungen selbstbestimmt leben. „Die Menschen sollen nicht nur einmal im Monat die Miete überweisen und das war’s dann, wir wollen, dass sie sich wohl fühlen und in ihren Quartieren bleiben“, sagte Specht.
Die Telekom investiert nach eigenen Angaben Millionen Euro in den Ausbau des Glasfasernetzes. Eine genaue Summe wollte Otto fürs Erste nicht nennen. Nur so viel: In wenigen Jahren wird die Wohneinheiten-Abdeckung mit Glasfaser in Mannheim 80 Prozent betragen. „Das katapultiert die Stadt im bundesweiten Ranking nach oben.“
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