Mannheim. „Hat Deutschland Ladepower?“ Unter diesem Motto testet der Auto Club Europa (ACE) bundesweit 190 Schnell-Ladestationen, die sich hauptsächlich an Autobahnen und in der Nähe von Bundesstraßen befinden. Doch nicht nur Schnelligkeit und gute Erreichbarkeit sind Kriterien, sondern auch auf die Fragen: „Wie barrierefrei ist die Station? Wie kann man die Pause verbringen, während das Auto lädt?“ wird eingegangen.
An einem sehr regnerischen Freitag fand die Auftaktveranstaltung statt. Ehrenamtliche Mitglieder des ACE nahmen die EnBW-Ladestation auf dem Parkplatz des Bauhauses Mallau unter die Lupe. Beim Check dabei waren Simone Fischer, Landes-Behindertenbeauftragte von Baden-Württemberg, und Isabel Cademartori, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion.
19 Punkte sind bei der Checkliste in Mannheim der E-Schnell-Ladestation möglich
„Bei den E-Ladestationen sind verschiedene Sachen zu beachten, wie zum Beispiel die Familienfreundlichkeit des Standortes oder die Eignung für Menschen mit Einschränkung“, sagte Sven Hübschen, Regionalbeauftragter. „Die Station soll zum Verweilen einladen. Wir haben einen Prüfbogen, auf dem die verschiedenen Aspekte aufgeführt sind“, fügte Elias Schempf hinzu.
Fakten zum Auto Club Europa (ACE) und der Testung
- Der Auto Club Europa (ACE) testet in diesem Jahr bundesweit 190 Schnell-Ladestationen. Der Club wurde 1965 gegründet und ist europaweit im Einsatz. Sitz des Vereins ist Stuttgart.
- Seine Kernthemen sind Unfall- und Pannenhilfe, Verkehrssicherheit, Verbraucherschutz, Elektromobilität aber auch neue Mobilitätsformen.
- In einer Auftaktveranstaltung mit Pressetermin wurde die EnBW-Ladestation Mallau mit den Regionalleitern des Clubs und mehreren Ehrenamtlichen getestet.
- Aspekte waren zum Beispiel Ladeleistung, Service, Barrierefreiheit. Der Standort Mallau schnitt relativ gut ab, doch die Barrierefreiheit ist noch ausbaufähig. kg
Die Checkliste, bei der ein Standort maximal 19 Punkte erreichen kann, wird Punkt für Punkt abgearbeitet. Sechs Kriterien gibt es. Bei der Ladeleistung wird geschaut, wie hoch die Kilowatt-Zahl ist. Sind es über 300, gibt es gleich mal die Höchstpunktzahl. Die Bezahloptionen sollten vielfältig sein, zum Beispiel App, Ladekarte oder QR-Code. Mit Bargeld zahlen ist gar nicht erst aufgeführt. Genau unter die Lupe genommen wird die Barrierefreiheit. Wie gut gelangt man mit dem Auto zur Ladesäule? Ist sie gut bedienbar? Beim Punkt Verkehrssicherheit wird zum Beispiel darauf geachtet, ob Fahrbahn und Gehbereich getrennt sind. Bei Service und Familienfreundlichkeit geht es ums Drumherum: Gastronomie, WC, Spielplatz, Sitzgelegenheiten - und eine Überdachung, die vor Regen schützt.
Für Besonderheiten können die Tester noch Zusatzpunkte vergeben oder auch abziehen. „Wir raten den Besitzern von E-Autos, an Schnell-Ladestationen nur 80 Prozent zu laden und dann weiterzufahren, weil die letzten 20 Prozent am längsten dauern“, sagte Lars Treusch, ein Ehrenamtlicher, der die Checkliste ausfüllte.
Um den Übergang zu emissionsfreien Fahrzeugen zu unterstützen, hat die Europäische Kommission mit der Verordnung über die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR) eine Grundlage für eine flächendeckende Ausstattung mit Ladesäulen geschaffen. AFIR ist bereits in Kraft getreten. „Es hat sich viel getan, der Masterplan für Ladeinfrastruktur wurde auf den Weg gebracht“, so Isabel Cademartori. Die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte nimmt kontinuierlich zu. „Die neuen öffentlichen Ladepunkte sind in der Regel Schnelllader. Der Mangel an Säulen ist keine Ausrede mehr, kein E-Auto zu fahren.“ Das Netz sei inzwischen ausreichend ausgebaut, man müsse das Laden in den Alltag mit einplanen. Noch immer gebe es falsche Vorstellungen von der Reichweite einer Ladung.
E-Auto laden in Mannheim: Reichweite im Fokus
Doch eine Studie hat ergeben, dass die Autofahrer in Deutschland pro Tag durchschnittlich etwa 16 Kilometer pendeln. Hierfür reicht eine Ladung eine Woche lang. Und wer in Urlaub fährt, kann die Ladepausen konstruktiv nutzen: Aufs WC gehen, Chillen, Gassi, Picknick, Kaffeetrinken. 700 Kilometer ohne Pinkelpause ist kein erstrebenswertes Ziel mehr. Der Standort Mallau bestand schließlich den ACE-Check, doch beim Punkt „Barrierefreiheit“ fand Simone Fischer Kritikpunkte. Es fehlte ein barrierefreier Stellplatz, bei dem neben dem Wagen Platz für einen Rollstuhl ist, Bedienbarkeit und Anfahrbarkeit der Säule waren nicht optimal. „Unser Ziel ist es, alle Leute mitzunehmen“, so Fischer. „Es gibt viele Rollstuhl-Nutzer mit Auto. Barrierefreie Parkplätze an Ladesäulen ermöglichen ihnen, auf E-Autos umzusteigen.“
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