Todesfälle Schmerzhafte Abschiede im Jahr 2023 in Mannheim

Mannheim trauert in diesem Jahr um viele verdiente Söhne und Töchter. Bürgerrechtsaktivistin, Diakonie-Chef oder Bandleader - wer 2023 von uns gegangen ist

Von 
Christine Maisch-Bischof
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Punkt 1 von 2 Gerold Falter

Dass Gerold Falter in Mannheim „bekannt wie ein bunter Hund“ sei, hat er immer gerne erzählt. Das lag nicht zuletzt an seinen Kurpfälzer Sprüchen – und manchmal auch ziemlich schrägen Witzen – mit denen er „die Leit“ vor seinem Stand neben Spargel und Obst beglückte. Die Menschen kannten den Bloomaulordenträger als Original, das auch als Vorsitzender der Markthändler im Rathaus kein Blatt vor den Mund nahm. Nach 40 Jahren zog er sich beruflich zurück. Damals schrieb der „MM“, dass der Wallstädter vom Wochenmarkt genauso schwer wegzudenken sei, wie der Brunnen auf dem G 1-Platz. Im Januar ist er im Alter von 92 Jahren gestorben.

Punkt 1 von 2 Thomas Esselborn

Eigentlich hatte er sich spätestens mit der Gründung des Kult-Clubs „Tiffany“ im Nachtleben seiner Heimatstadt Mannheim unsterblich gemacht. Doch nach langem Kampf gegen eine Krebserkrankung verließen den imposanten Charakterkopf Anfang 2023 im Alter von 79 Jahren endgültig die Kräfte. Schon als junger Mann gab Tom, wie ihn seine Freunde nannten, gerne Gas.

Zwar wurde es mit der ganz großen Karriere im Rennsport nichts. Aber er umgab sich gerne mit den Stars der Formel 1. Lange bevor die Club-Szene in Deutschland boomte eröffnete er das Tanzlokal „Tiffany“, das 2019 seinen 50. Geburtstag feierte. Und das Tom Esselborn zusammen mit seiner Frau und großen Liebe Gi zum legendären „Glitzerkeller“ gestaltete. Mit Tom Esselborn starb am 12. Februar eine Ikone seiner Zunft.

Punkt 1 von 2 Peter Hübinger

Er hatte eine Diskothek auf Kreta geführt und war 15 Jahre lang Direktor des Diakonischen Werks. Er ist monatelang durch Nordafrika gereist und hat so unterschiedliche Projekte auf die Beine gestellt wie eine Anlaufstelle für Frauen in der Prostitution, Flüchtlingsarbeit mit 500 ehrenamtlichen Helfern oder die Sozialstationen der Diakonie.

Doch egal, was Peter Hübinger anpackte – die Triebfeder war immer die gleiche: die Liebe zu Menschen, die Neugierde und der Respekt gegenüber ihren so vielfältigen Lebensentwürfen und Kulturen – und sein Glaube. Nachdem er 2016 mit 64 Jahren in den Ruhestand ging, wollte der Vater von drei Kindern noch viele Jahre mit Ehefrau Anja reisen. Doch am 15. Mai ist der stets geradlinige, kämpferische und leidenschaftliche Macher mit Visionen nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren zuhause gestorben. Er wollte eine Trauerfeier im engsten Kreis, vor allem ohne offizielle Reden.

Punkt 1 von 2 Wolf Kaiser

Mit 70 Jahren hatte er seine Big Band aufgelöst. Aber bis 2017 stand er regelmäßig auf der Bühne, als „Sax-Mix“, der „ältesten Boygroup Mannheims“, wie er gerne selbst betonte, sowie als „Wolf Kaiser & Freunde“ – zusammen mit einer Reihe von anderen musikalischen Urgesteinen: Wolf Kaiser, Bloomaul und Leiter der einst in ganz Europa gefragten gleichnamigen Big Band ist am 20. Juni im Alter von 88 Jahren verstorben.

Einen großen Namen hatte sich der gelernte Werkzeugmacher und Techniker sowie Konstrukteur bei BBC, mit seinem Lebenswerk, der Big Band Wolf Kaiser, bereits im Alter von 18 Jahren gemacht. Ob beim Börsenball in Frankfurt, großen Tanzturnieren in ganz Deutschland, beim legendären Cola-Ball oder den German Open Championships im Rosengarten: Mit seinen Klarinetten- und Saxophon-Klängen und seinem Ensemble war er stets eine Bank für einen unverwechselbaren, charakteristischen Traum-Sound. Zuletzt hatte er sich bis zu ihrem Tod im Spätjahr 2019 liebevoll um seine schwerkranke Frau gekümmert.

Punkt 1 von 2 Hanns Noss

Das vom Schreibtisch aus dirigieren und delegieren hatte ihm nie entsprochen. Ob bei dem Hubschrauberabsturz 1982 während der Luftschiffertage, als 46 Tote zu beklagen waren, oder 1994 bei der Kollision eines Rettungshubschraubers der Bundeswehr mit dem Fernmeldeturm: Sein Platz war bei jedem Einsatz immer ganz vorne. 25 Jahre lang hat der ehemalige Kommandant und Branddirektor die Mannheimer Feuerwehr geprägt. Am 28. Juni ist er im Alter von 87 Jahren gestorben.

Punkt 1 von 2 Alex Buttweiler

Einst war er Gründer des Tanzkreises Vogelstang, aber vor allem ab 1987 Initiator und Motor der German Open Championships (GOC), dem Tanzsport-Festival mit internationalem Flair im Rosengarten. Am 30. Juni ist Alex Buttweiler mit 90 Jahren im Kreis seiner vier Kinder friedlich eingeschlafen.

Punkt 1 von 2 Josef Bugl

Ebenfalls im Alter von 90 Jahren und im Beisein seiner Kinder friedlich eingeschlafen ist nach einem erfüllten Leben als Wissenschaftler und Politiker am 20. September auch der frühere Landtags- und Bundestagsabgeordnete Josef Bugl. Er galt als großer Visionär, den auch bis ins hohe Alter Fragen zu Klima und Energie am Herzen lagen.

Punkt 1 von 2 Ilona Lagrene

Für ihr Engagement hatte sie gerade erst im April dieses Jahres die Staufermedaille in Gold entgegen genommen: Am 19. November ist die Bürgerrechtsaktivistin, Frauenrechtlerin und Autorin Ilona Lagrene im Alter von 73 Jahren verstorben.

Als „beeindruckende Stimme der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma“ bezeichnete Oberbürgermeister Christian Specht die gebürtige Heidelbergerin und Wahl-Mannheimerin, die selbst einer Sinti-Familie entstammte. Ihr leidenschaftlicher Einsatz für die Quadratestadt und das Land Baden-Württemberg verdiene, so Specht, größte Anerkennung. 2018 hatte sie den Hildegard-Lagrenne-Preis der Stadt Mannheim erhalten.