Serie "Gartentraum/Traumgarten" - Der Mannheimer Fotograf Thommy Mardo hat aus knapp 300 Quadratmetern Betonfläche ein Innenhof-Gartenparadies geschaffen

Sattes Grün vor der Linse

Von 
Lisa Gabauer
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Thommy Mardo mit seinem Zwergpinscher Chingu (unten links) in seinem Garten in der Schwetzingerstadt. Aus dem Innenhof des ehemaligen "Rex"-Kinos hat Mardo einen Traumgarten mit exotischen und heimischen Kübel- und Kletterpflanzen geschaffen. Nachts werden diese von bunten LED-Lichtern (oben) angestrahlt.

© Gabauer/Mardo

Bis ins kleinste Detail, wie eine Komposition, sind auf einem DIN-A4-Blatt einzelne Kübelpflanzen und Gemüsesträucher eingezeichnet. "In dieser Skizze habe ich alle Pflanzen und ihren Standort im Garten eingetragen", erklärt der Mannheimer Fotograf Thommy Mardo, der mit Portrait-Fotos der Söhne Mannheims weit über die Region hinaus bekannt wurde. Neben großen und kleinen Kreisen und langen und kurzen Rechtecken - für die Form der Kübel - stehen klangvolle Namen wie "Ficus carica" (Feigenbaum), "Punica granatum" (Granatapfelbaum) oder auch "Nashi Birne Kosui" (asiatischer Birnenbaum). Letzterer ist der Lieblingsbaum von Mardo, der sich wie ein Botaniker durch seinen 300 m² großen Garten bewegt. Mit einer sorgsamen Handbewegung schiebt er die Blätter des Baums zur Seite und zeigt auf eine gelblich schimmernde Frucht, die auf den ersten Blick wie ein Apfel aussieht. "Die Nashi Birne schmeckt wie eine Mischung aus einem Apfel und einer Birne und hat einen leicht nussigen Geschmack", schwärmt Mardo.

Auch vor den knapp eineinhalb Meter hohen Tomatensträuchern macht der Fotograf Halt und erzählt: "Früher war ich überhaupt kein Tomaten-Fan." Bis er die erste Tomate aus eigenem Anbau probiert habe. "Die schmecken so anders, so viel besser", schwärmt er. Mittlerweile wachsen im Garten des Mannheimers 13 verschiedene Tomatenpflanzen und auch der Ertrag kann sich sehen lassen: "Allein im letzten Jahr habe ich 130 Kilogramm Tomaten geerntet." Aus diesen hat Mardo unzählige Gläser an Tomatensauce hergestellt - und einen zusätzlichen Kühlschrank angeschafft, um alles zu lagern. Mittlerweile sieht er sich fast schon als kleinen Selbstversorger - "nur noch Bananen oder andere exotischen Früchten kaufe ich im Supermarkt".

130 Kilogramm Tomaten geerntet

Die Leidenschaft für die Gartenarbeit hat Mardo vor knapp vier Jahren entdeckt, als er den Beschluss gefasst hat, die knapp 300 m² Betonfläche vor dem ehemaligen "Rex"-Kino - in dem sich sein Atelier mit Wohnräumen befindet - in einen Garten zu verwandeln. Ein Knochenjob, über den der Fotograf heute lachen kann. "Da lagen dann erstmal vier Kubikmeter bestellte Erde und Tonnen an Kies auf der Straße vor meinem Haus. Die hat der Kipplaster dort ausgeladen, da er nicht in die Einfahrt gepasst hat", erzählt Mardo. Diese habe er dann Stück für Stück auf die Betonfläche zwischen seinem Atelier und dem Nachbarhaus gehievt. Heute erinnert nur noch ein kleiner Eingangsbereich im Innenhof an diese asphaltierte Zeit zurück.

Fast zwei Stunden täglich verbringt Mardo in seinem Garten. Dabei immer an seiner Seite: der sechs Monate alte, braune Zwergpinscher Chingu. Durch ihn hat er auch eine neue Form der ökologischen Düngung entdeckt: "Mit Chingu gehe ich oft entlang der Seckenheimer Rennbahn spazieren und nehme von dort Pferdeäpfel mit. Die eignen sich perfekt als Düngemittel", so Mardo, der bei der Züchtung der Pflanzen auf jegliche Chemikalien verzichtet. Deshalb hat er auch entlang einer Wand die rankende Kapuzinerkresse wachsen lassen, die anfällig für Blattläuse ist und so die Schädlinge von allen anderen Blättern fernhalten soll.

Dieses Wissen hat sich Mardo über die Jahre größtenteils angelesen. Nur am Anfang hat er einen Gärtner hinzugezogen, um zu lernen, wie die kleinen Bäumen richtig geschnitten werden. Diese wachsen ausschließlich in Kübeln, die meisten davon in Metallringen, von einem Schlosser hergestellt. Trotzdem hängen an einem kleinen Apfelbäumchen knapp 60 Früchte. "Der Ertrag hat mich schon überrascht", freut sich Mardo.

Den Garten betrachtet er als Hobby und Ausgleich zu seiner Arbeit. "Hier ist es so schön ruhig, obwohl wir uns mitten in der Stadt befinden. Man kann Vögel beobachten - ein Hausrotschwanz besucht uns zum Beispiel oft - und manchmal huscht auch mal ne kleine Maus vorbei", erzählt Mardo. Einen Kritikpunkt hat der Fotograf jedoch an seinem Garten. Für ein Shooting besucht er ihn fast nie: "Für Portrait-Fotografie ist es hier farblich einfach zu unruhig", lautet das Fazit des Künstlers.

Serie "Gartentraum/Traumgarten"

Besuch beim Fotografen Thommy Mardo

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