Rund 2000 Unterstützer des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyid Erdogan haben gestern weitgehend friedlich in der Innenstadt demonstriert. Zu der Veranstaltung hatte die Union Türkischer Vereine aufgerufen. Eine bereits für Samstag geplante Großkundgebung war vom Veranstalter auf Bitte der Stadtverwaltung abgesagt worden. Nach dem offiziellen Ende der gestrigen Demonstration kam es zu Konfrontationen zwischen Anhängern und Gegnern Erdogans. Die Polizei verhinderte aber, dass es zu Handgreiflichkeiten zwischen den rivalisierenden Gruppen kam.
Ablehnung von Terror
Ein rot-weißes Fahnen-Meer zog gestern Nachmittag durch die Mannheimer Planken. Der Straßenbahnverkehr ruhte. Immer wieder wurden Parolen über Megafone bekannt gegeben und die von der Polizei geschätzten 2000 türkischen Demonstranten, die sich zu Spitzenzeiten auf dem Marktplatz eingefunden hatten, stiegen in die Gesänge mit ein.
In die Hände klatschende Kinder banden sich türkische Fahnen um die Schultern. Um 14.30 Uhr hatten sich die Demonstranten eingangs der Planken nahe des Wasserturms formiert, um sich Richtung Marktplatz in Bewegung zu setzen. Die Ladefläche eines Dreieinhalbtonners fungierte als Bühne. Mit einer Beschallungsanlage wurden die Redebeiträge von Anhängern türkischer Institutionen in der Innenstadt hörbar gemacht. Die Durchsagen wechselnden zwischen Reden, türkischen Liedern und Gedichten.
Schon auf dem Weg zum Marktplatz blieb die Menge immer wieder stehen, um in einen Kanon einzustimmen. Wie einer der vielen Ordnungskräfte mitteilte, erklangen vor allem Ausschnitte der türkischen Nationalhymne. Die Redner betonten außerdem wiederholt die Ablehnung von Terror, Gewalt und Putschversuchen. "Der Putsch-Versuch in der Türkei ist noch nicht vorbei. Wir wollen mit der Demonstration darauf aufmerksam machen und den gesellschaftlichen Frieden aufrecht erhalten", sagte Ercan Özcan, Stellvertretender Vorsitzender der Union Türkischer Gemeinden.
Die an der Veranstaltung teilnehmenden Vereine distanzierten sich von dem Putsch. "Wir stehen als breite Gesellschaft für die Demokratie ein", erklärte Özcan. Insgesamt 14 Institutionen hatten sich gestern zusammengefunden. Ihr Ziel: das türkische Volk unterstützen.
Um auf mögliche störende Ereignisse zu verzichten, hätten sie sich dazu entschlossen, auf die planmäßig samstags angedachte Kundgebung zu dem Putschversuch am 15. Juli zu verzichten. Deshalb habe die friedliche Demonstration mit deutlich weniger Menschen stattgefunden, als geplant. Die Menge wurde von einem Großaufgebot von mehreren hundert Polizisten begleitet, die sowohl zu Fuß, als auch zu Pferd, auf Motorrädern und in Autos im Einsatz waren. Auch Anti-Konflikt-Teams wirkten deeskalierend. Laut Polizei kam es bis zum Ende der Rede-Beiträge weder zu Tumulten, noch zu Gegendemonstrationen. Ein Eingreifen der Bereitschaftspolizisten sei bis zu diesem Zeitpunkt nicht nötig gewesen. Acht Polizeiwagen waren hinter den Demonstranten hergefahren, weitere hatten anliegende Straßen abgesperrt.
Provokationen am Schluss
Als passend zum Ende der Beiträge gegen 16.30 Uhr Regen einsetzte und die Menschenmenge sich auflöste, kam es zu Provokationen zwischen den Nationalgesinnten und andersdenkenden Türken.
Die Aufbruchstimmung der Marktplatz-Besucher sei genutzt worden, um aufeinander loszugehen, so schätzte Polizeipressesprecher Markus Winter kurz darauf die Situation ein. Verletzt wurde jedoch niemand, auch Festnahmen gab es nach Angaben des Sprechers nicht. Die Polizei erhob Personalien einiger auffälliger Demonstranten und erteilte Platzverweise. Da sich die Demonstranten weitläufig in der Stadt verteilten, zeigten die Ordnungshüter bis spät in den Abend große Präsenz.
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