Mannheim. Schon Karl-Heinz Hedemanns erster Satz macht neugierig. „Mein ständiger Ärger mit der RNV hat sich inzwischen in Wut gewandelt“, schreibt der Leser dem „Mannheimer Morgen“. Dann berichtet er über seine jüngsten Erlebnisse mit der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft. Der frühere Ingenieur belegt alles mit Google-Aufzeichnungen der Fahrwege.
Innerhalb von knapp 30 Stunden musste er gleich zwei Mal eine Straßenbahn mitten auf der Strecke wieder verlassen. Zunächst passierte ihm das am Freitag voriger Woche gegen 15 Uhr, als eine von Neckarau in die Mannheimer Innenstadt kommende Linie 3 im Glücksteinquartier abrupt außer Betrieb genommen wurde. „Am Hauptbahn-Süd wurden die Fahrgäste bei Regen aus der angeblich defekten Tram geschmissen“, schimpft Hedemann. Danach sei sie leer weitergefahren. Wenigstens auf die andere Bahnhofseite, wo vom Willy-Brandt-Platz viel bessere Anschlussmöglichkeiten bestehen, hätte man die Betroffenen noch mitnehmen können, findet der Leser.
RNV: Bahn musste schnellstmöglich von Strecke genommen werden
Am nächsten Tag geschah es wieder mit der Linie 3, diesmal in umgekehrter Richtung auf der Nordseite des Hauptbahnhofs. Um 20.12 Uhr mussten erneut alle Fahrgäste raus.
Auf Anfrage erklärt RNV-Sprecher Rene Weintz, im ersten Fall habe es sich um eine Antriebsstörung gehandelt. Die zu langsam fahrende Bahn hätten sie schnellmöglich von der Strecke nehmen müssen, um den Betrieb nicht länger aufzuhalten. Beim zweiten Vorgang habe es wegen der Großkundgebung gegen rechts am Alten Meßplatz allgemein größere Einschränkungen im Nahverkehr gegeben. Da könne es schon mal sein, dass eine Bahn aus dem Verkehr gezogen werde, damit der Takt danach wieder stimme.
Zugausfälle: Unfälle häufigste Ursache
Weintz bedauert, was dem Kunden widerfahren ist („Das tut uns natürlich schon leid“). Doch so etwas komme immer wieder vor. Wie oft, kann er nicht sagen. Mal passiere es mehrere Tage gar nicht, an manchen aber auch mehrfach. Eine Zunahme in letzter Zeit sei nicht festzustellen. Und die mit Abstand häufigste Ursache seien Verkehrsunfälle, wenn Autofahrer mit Bahnen zusammenstießen. So habe vor Monaten auf der Rheinau ein Porsche gleich zwei auf einen Schlag gerammt. Mitunter machten auch Sachbeschädigungen durch Fahrgäste, etwa an Scheiben, eine Weiterfahrt unmöglich.
Für Zugausfälle aus solchen Gründen habe er natürlich Verständnis, sagt Hedemann. Aber als er die Erklärungen des RNV-Sprechers für seine Erlebnisse hört, befindet der Leser beide Male wortgleich: „Diese Ausrede lasse ich nicht gelten!“ Die Bahn mit der Antriebsstörung habe ja ohnehin auf die andere Seite des Hauptbahnhofs gemusst, um zum Betriebshof in der Möhlstraße zu kommen. „Da hätten wir doch noch die eine Station drinbleiben können.“ Und jene Linie 3, die man angeblich zur Stabilisierung des Takts herausgenommen habe, sei die erste seit zwei Stunden gewesen - und die nächste dann wie üblich 20 Minuten später gekommen.
Was Hedemann neben Ausfällen an der RNV schon länger ärgert und worüber auch andere Stammkunden immer wieder klagen, sind fehlerhafte Fahrpläne und widersprüchliche Einblendungen auf Anzeigentafeln. In der jüngsten seiner vielen Beschwerden an das Unternehmen meint der Leser sarkastisch, sich eigentlich nur noch melden zu wollen, „wenn eine Verbindung mit Umsteigen einmal geklappt hat“.
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