Wirtschaft

„Ringkolben-Bowl“ zur Stärkung

Die Mannheimer Traditionsunternehmen VAG Group und IMI Bopp&Reuther feiern mit einem großen Fest ihren 150. Geburtstag

Von 
Klaus Schillinger
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Die Werksführungen waren auch dafür da, dass Mitarbeiter ihren Familien zeigen konnten, wo sie täglich arbeiten. © Klaus Schillinger (2), Bopp&Reuther

Laute Disco-Musik unterhielt die Besucherinnen und Besucher des Bopp&Reuther-Jubiläumsfests, die in langen Schlangen am Werkstor warteten, um das Gelände zu betreten. Das Fest sollte vor allem den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, ihren Familien zu zeigen, wo Papa oder Mama Tag für Tag arbeiten. Wegen des großen Andrangs begannen die Feierlichkeiten mit einer halbstündigen Verspätung. In der Festhalle begrüßten die Moderatoren Marcel Erné von der VAG Group und Peter Bartsch von IMI Bopp& Reuther die Gäste – darunter Oberbürgermeister Peter Kurz und Erster Bürgermeister Christian Specht sowie zahlreiche andere Politikerinnen und Politiker.

Der OB gratulierte dem Unternehmen zu seinem großen Jubiläum und betonte, dass es Zukunftsweisendes produziere. Denn das Regulieren und Messen von Wasser sei gerade in der heutigen Zeit notwendig. Als Gastgeschenk überreichte Kurz ein Foto des Mannheimer Barockschlosses.

Die Geschichte von Bopp&Reuther

  • Am 1. September 1872 kam es zu einem Gesellschaftervertrag zwischen den beiden damaligen Teilhabern Carl Friedrich Reuther und Carl Bopp. Zweck der Firma war die Fabrikation von Armaturen für Wasser, Gas und Dampf. Auf einem Wiesengelände der Neckarvorstadt – der heutigen Neckarstadt – entstand die erste Fabrikanlage auf einer Fläche von 96 Quadratmetern. Carl Bopp schied in freundschaftlichem Übereinkommen früh aus der Firma aus.
  • Da das Gelände für die schnell wachsende Firma zu klein wurde, erwarb Carl Reuther auf dem Waldhof ein 165 000 Quadratmeter großes Areal, auf dem nun das Werk neu aufgebaut und eine Gießerei errichtet wurde.
  • 1908 starb Firmengründer Carl Reuther. 1925 gründete Bopp&Reuther mit sechs weiteren Armaturenherstellern die Vereinigte-Armaturen-Gesellschaft mbH (VAG) Mannheim.
  • 1990 wurde Bopp&Reuther vom Karlsruher Mischkonzern IWKA übernommen, aber schon Anfang der 2000er Jahre trennten sich wieder die Wege. Bopp&Reuther Armaturen GmbH und VAG wurden zur VAG-Armaturen GmbH zusammengeführt. 2013 war die VAG-Gruppe mit 1600 Mitarbeitern der weltweit führende Anbieter von Großarmaturen und Sonderlösungen. Seit 2015 gehört Bopp&Reuther zum britischen IMI-Konzern. Am Standort Mannheim hat das Unternehmen aktuell rund 250 Beschäftigte.
  • Die beide Unternehmen prägten nicht nur Mannheims Industriegeschichte, sondern sichern mehreren Millionen Menschen auf der ganzen Welt Zugang zu sauberem Trinkwasser. 

Beliebte Riesenrutsche

Nach der Begrüßung unternahm Peter Bartsch eine ausführliche Zeitreise über die Gründung und Entwicklung der Firma Bopp&Reuter bis heute. Er vergaß dabei nicht, auch Themen aus der Weltpolitik und Lokalpolitik einzuflechten – die Erfindung des ersten Automobils durch Carl Benz genauso wie die Eingemeindung der Stadtteile Käfertal und Waldhof, den Bau des Panamakanals und die Gründung des SV Waldhof. Musikalisch wurde die Feierlichkeit untermalt von einem Bläserquartett mit Studierenden der Mannheimer Musikhochschule. Als Gastgeschenk durfte OB Peter Kurz einen Hydranten in Empfang nehmen – er ist für die Ausbildung der Mannheimer Feuerwehr gedacht.

Neben dem offiziellen Teil hatten sich die Veranstalter einiges zur Unterhaltung der Besucher einfallen lassen. So gab es ein reichhaltiges Speiseangebot, benannt nach den Produkten des Unternehmens, von der „Vegetarischen Ringkolben-Bowl“ bis zum „Ventildöner“. Für die Kinder gab es Hüpfburg, Menschenkicker, Kinderschminken und das Bemalen von Produktionsteilen. Besonders beliebt war die aufblasbare Feuerwehr-Riesenrutsche.

Voller Stolz wiesen die Organisatoren darauf hin, dass nun alle Werksstraßen mit neuen Schildern bestückt seien mit firmenbezogenen Namen wie Armaturenstraße oder Hydrantenstraße. So könnten Besucher und Lieferanten sich besser auf dem Werksgelände zurechtfinden.

Dass seit der Gründung im Jahr 1872 viel geschehen ist, das zeigten die beiden Firmen: Neben spannenden Produktionsvorführungen und Rundgängen präsentierten sie die vielfältigen Produkte und Lösungen und erinnerten an die Entwicklung der Arbeitsbedingungen gemeinsam mit der IG Metall Mannheim. Bei der besonderen Geschichte wurde ebenfalls einen Blick auf die Entwicklung der Industrialisierung des Mannheimer Nordens geworfen.

Das Fest am Samstag war nur ein Teil der Feierlichkeiten – das Jubiläumsjahr wurde in mehreren Schritten begangen. So hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Frühjahr einen Kuchentag veranstaltet, bei dem 30 Kuchen von Beschäftigten gebacken wurden. Jeder Mitarbeiter hatte hierbei die Möglichkeit, eine Spende für einen guten Zweck zu geben – so kamen durch die Mitarbeiter rund 1100 Euro zusammen, die seitens der Geschäftsleitung auf 2000 Euro aufgestockt wurden und an die Ukraine-Hilfe flossen. Im zweiten Quartal haben sich außerdem zahlreiche Mitarbeiter von Bopp&Reuther zu einem Wandertag im Käfertaler Wald versammelt, um das selbst gesteckte Ziel „150 000 Schritte für 150 Jahre“ zu bewältigen.

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