Mannheim. Silberner Konfettiregen und Gäste, die gut gelaunt zu Ravehits der 90er und 2000er Jahre tanzen: Die achte Auflage der Retroactive bringt die Musik, aber auch das Gefühl der kultigen Ära zurück in die Maimarkthalle. Die beliebte Veranstaltung des Mannheimer Radiosenders Sunshine Live hat Samstagnacht mit zehn Diskjockeys, die bereits seit den 90ern für Furore sorgen, an den Plattenteller geholt. Zehn Stunden lang heizen sie mit ikonischen Hits die Stimmung an. Außerdem schaffen die Organisatoren Christoph Werner, Head of Event, und Marketingleiter Andreas Reiboldt sowie ihr Team mit viel Liebe zum Detail ein stimmiges Drumherum. Dazu gehören unter anderem eine Mario-Kartbahn sowie Goodies von Bonbon-Ketten bis zu LED-Leuchtstäben.
Die ausverkaufte Party nimmt die Feiernden mit in eine Zeit ohne Sorgen: Songs wie „Desenchenteé“, „Forever Young“, „I Can’t Stop Raving“, oder „Flying High“ erfüllen den Saal, der sich dank der Leuchtstäbe, die die Besucher beim Tanzen schwingen, in ein buntes Farbenmeer verwandelt. Nach dem Warm-Up von Eric SSL startet Revil O. sein Set, bevor Paffendorf aus Köln die Turntables übernimmt. Pulsedriver alias Slobodan Petrovic jr. war bereits 2023 Teil des Line-Ups. „Letztes Jahr war ziemlich geil und ich natürlich auch happy, dieses Jahr dabei zu sein“, sagt er. Dieses Mal ist Petrovic mit einem anderen Set am Start. „Es wäre bisschen langweilig, dasselbe zu spielen“, sagt er. „Du weißt ja, wer vor und wer nach dir spielt, und man versucht, einen roten Faden zu haben. Ansonsten geht es um die Leute da draußen, die einen schönen Abend haben.“ Für Old-School-DJs seien Events wie die Retroactive Highlights. Typisch für die 90er sei für ihn, sich über nichts Gedanken machen zu müssen, sagt er.
Ein Mittsechziger sammelt bei der Retroactive DJ-Autogramme
Viele Gäste haben sich so gestylt, als befänden sie sich noch mitten in dem Kultjahrzehnt: Sie tragen Hosen in Neonfarben, enge Netzhemden, bunte Haarsträhnen oder Raver-Zöpfe, Glitzersteine im Gesicht und blinkende Sonnenbrillen im Haar. Sabrina und Thomas aus Neckarbischofsheim genießen den Abend. Mit den 90er Jahren verbinden sie nicht zuletzt ihre Jugendzeit. Thomas trägt ein Lovetrain-Shirt von Sunshine Live in orange. „Ich war damals mit ihnen bei der Loveparade in Berlin“, sagt er und lächelt. Die beiden sind hergekommen, um die DJs spielen zu sehen. „Sie legen alle super auf“, lobt Sabrina.
Sandra, Markus und Per sind extra aus Krefeld angereist. „Ich bin zum ersten Mal auf der Retroactive“, verrät Markus, der vor allem wegen DJ Quicksilver gekommen ist. „Ihn habe ich auch schon live erlebt“, erzählt er. Pers Favorit an diesem Abend ist Niels van Gogh. Der DJ selbst ist nach seinem Set glücklich. „Es war Hammer, die Leute sind mega abgegangen. Ich komme immer wieder gerne hierher“, sagt er. Mit den 90ern verbindet er exzessive Partys, gute Musik und ein Aufbruchsfeeling, das in der aktuellen Zeit ein bisschen fehle. Nach van Gogh bringt Aquagen die Menge zum Tanzen und Jubeln.
Maren und Volker lieben die Musik der 90er und 2000er Jahre – ein Besuch der Retroactive ist für die Hockenheimer ein Muss. 2013 waren sie zum ersten Mal bei „Die 90er- live on Stage“ von Sunshine Live dabei, erzählt Volker. Dabei seien sie auf den Geschmack gekommen und besuchen inzwischen auch die Retroactive regelmäßig. Das Paar, das Mitte 60 ist, schätzt es, dass bei dem Rave Gäste jeden Alters friedlich miteinander feiern und sich jeder dabei wohlfühlen kann. „Mein Mann ist außerdem Jäger von Autogrammen und Fotos mit den DJs“, verrät sie schmunzelnd. Tanzen steht bei ihnen ebenfalls auf der Agenda.
DJ Quicksilver ist regelmäßig bei Veranstaltungen des Mannheimer Radiosenders dabei. „Man kennt das Umfeld, die Leute von Sunshine Live, man weiß auch, was einen erwartet und dass es gut wird“, sagt Orhan Terzi. „Deshalb komme ich gerne her.“ Die 90er hat er vom Lebensgefühl als unbeschwerte Zeit wahrgenommen. „Die 70er, 80er und 90er waren revolutionäre Jahre für die Musik, die Mode und das ganze Leben“, sagt der 59-Jährige. „Da wurden die Trends geschaffen.“
Dune und Charly Lownoise heizen zum Ende der Retroactive ein
Margit und Günter finden das Set von DJ Quicksilver gelungen. Die Kaiserslauterner feiern auf jeden Fall bis zum Ende mit, denn den Auftritt von Charly Lownoise aus den Niederlanden, der nach Dune als Letzter auflegt, wollen sie sich nicht entgehen lassen. „Die 90er Jahre verbinde ich vor allem mit guter Musik“, sagt Margit. Günter findet gar, dass Songs aus dem Zeitalter viel besser als die aktuellen Lieder seien. Patrik will ebenfalls bis zum Schluss durchhalten. „Danach habe ich noch eine 400 Kilometer lange Heimfahrt vor mir“, sagt der Gast, der in der Nähe von München wohnt. Der junge Mann findet es gut, dass es beim Line-Up immer wieder andere DJs gibt.
Für Jürgen Frosch, besser bekannt als Jay Frog ist sein Auftritt mit viel Heimatgefühl verbunden. Das Mitglied des Trios Scooter stammt ursprünglich aus Ludwigshafen. „Es war großartig, man fühlt sich hier sofort wieder willkommen“, sagt er. „Es war ein geiles Set und ein schöner Abend.“ Inzwischen lebt er in Hamburg, betont aber: „Ich werde die Heimat nie vergessen.“
Am Schluss geben Dune und Charly Lownoise nochmal ordentlich Gas, viele der 2600 Besucher feiern bis 5 Uhr morgens. Das Team freut schließlich über eine rundum gelungene Veranstaltung. „Es war auch vom Feedback her gigantisch, für viele war es die Party des Jahres“, sagt Christoph Werner.
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