Lockdown

Reaktionen aus Mannheim auf die Corona-Beschlüsse

Von 
Bertram Bähr und Joana Rettig
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Geht es nach Ministerpräsident Winfried Kretschmann, kehren Baden-Württembergs Schüler nach Ostern wieder in die Klassenräume zurück. (Symbolbild) © dpa

Die Eltern

Maßlos enttäuscht von den (fehlenden) Aussagen zu Schulen und Kitas zeigt sich Thorsten Papendick, Vorsitzender des Mannheimer Gesamtelternbeirats (GEB). In der Vorlage für die Ministerpräsidentenkonferenz habe es doch klare Vorgaben gegeben: Ab einer Inzidenz von 100 Öffnung der Schulen nur, wenn die Kinder und Jugendlichen zwei Mal pro Woche getestet werden. Und ab Inzidenz 200 eine komplette Schließung der Schulen. Beides sei aus den Beschlüssen gestrichen worden, kritisiert er. Wie auch immer man dazu stehe, „das wäre eine klare Regelung gewesen“, die alle Beteiligten ganz dringend bräuchten. Aber „jetzt weiß wieder niemand, wie es weitergeht“. Die Politik habe einmal mehr Kinder und Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen „im Regen stehen gelassen“.

Völlig unklar ist in seinen Augen auch, wie es mit den Schnelltests ilm Bildungsbereich weitergeht. Im Beschluss der Ministerpräsidenten steht dazu lediglich: „Die Testungen von Beschäftigten im Bildungsbereich und von Schülerinnen und Schülern werden weiter ausgebaut, es werden baldmöglichst zwei Testungen pro Woche angestrebt.“ Dazu Papendick: „Was sollen wir Eltern mit so einer Aussage anfangen?“ Es sei in der derzeitigen Situation ein „Offenbarungseid“ zu sagen, man strebe so etwas an – ohne zu wissen, wie es umgesetz werden solle.

Der Handel

Auch der Handelsverband Nordbaden äußert sich extrem kritisch zu den Beschlüssen vom Dienstagabend. Nach wie vor konzentriere sich die Corona-Politik ausschließlich auf die Inzidenzen und honoriere nicht ausreichend, dass die Ansteckungsgefahren im Einzelhandel auch von Experten als niedrig beurteilt würden, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Von einem Tunnelmodus ist die Rede. Und von einer alleinigen Fixierung auf Inzidenzwerte - das werde der komplexen Lage nicht gerecht. Mit Blick auf die Umsetzung im Land sagte Geschäftsführer Swen Rubel: „Die Maßnahmen müssen sich an den wissenschaftlichen Fakten orientieren und die zeigen, dass die Infektionsgefahr beim Einkaufen niedrig ist“.

Vor allem die Schließung am Gründonnerstag und die alleinige Öffnung des Lebensmittelhandels am Ostersamstag ist für den Verband unverständlich. Dies führe an anderen Tagen zu erhöhtem Kundenandrang. Und: Der Handel habe hervorragende Hygienekonzepte. „Für zwei Tage an Ostern zuzumachen, ist hoffnungslose Symbolpolitik und hilft im Kampf gegen die Pandemie nicht weiter“, so Rubel. „Nach einem Jahr mit Corona ist die Lage bei vielen Händlern verzweifelt, vielerorts gibt es keine Hoffnung mehr, diese Krise wirtschaftlich überstehen zu können. Deshalb muss die Politik endlich eine realistische Perspektive geben."

Seit fast 100 Tagen dauert der Lockdown bereits an - und er hinterlasse tiefe Spuren im Nicht-Lebensmittelhandel. Einer Umfrage des Handelsverbands Deutschland unter knapp 1000 Händlern zeigt: 54 Prozent der Bekleidungshändler und 58 Prozent der Händler mit Schuhen und Lederwaren sehen sich in Insolvenzgefahr.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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