Das Queere Zentrum Mannheim (QZM) in G7, 14 ist eine zentrale Anlaufstelle für queere Menschen (also Menschen, die nicht heterosexuell sind, und/oder nicht cis-geschlechtlich sind), die sich vernetzen und engagieren möchten oder auf der Suche nach Rat und Unterstützung sind. Geschäftsführerin Katrin Hofner, einzige festangestellte Mitarbeiterin des QZM, und die Vorsitzende des derzeit 100 Mitglieder zählenden Vereins „Queeres Zentrum Mannheim“, Susanne Hun, stellten dem „Mannheimer Morgen“ die Räumlichkeiten vor, berichteten von den bisherigen Erfahrungen und erläuterten die weiteren Perspektiven.
„Das alles macht Angst“
Ein Thema war die Fußballweltmeisterschaft in Katar. Diese hat sich laut Hofner „schrecklich und eklig“ angefühlt, weil queeren Menschen die Teilnahme verwehrt, beziehungsweise unmöglich gemacht wurde. „Das war ein Schlag ins Gesicht queerer Menschen“, sagte sie. Dabei habe sich die Fifa zur Gleichstellung verpflichtet. „Es war bereits das zweite Turnier, durch das das Recht queerer Menschen verletzt wurde“, fügte Hun hinzu. „Das erste Turnier war in Russland, wo die Teilnahme queeren Menschen zwar nicht verwehrt wurde, aber wir wissen, wie brachial gegen sie vorgegangen wurde“, so die Vorsitzende weiter. „Das alles macht Angst und zeigt, wie wichtig es ist, dass unsere Arbeit weitergeht“, betonte Hofner.
Das QZM versteht sich als ein Ort zur Stärkung und Sichtbarmachung der Community in der Metropolregion Rhein-Neckar. Von hier aus vernetzen sich viele Mannheimer Gruppen und werde der Mannheimer Christopher Street Day mit organisiert, hier plant der Vorstand des im September 2020 gegründeten gemeinnützigen Vereins „Queeres Zentrum Mannheim“ seine Straßenfeste und Workshops und begrüßt auch Schulklassen, um Antidiskriminierungsarbeit zu leisten.
Eigenes Café
Regelmäßig finden auch Ausstellungen, Lesungen oder Vorträge statt, im vergangenen Jahr waren es 90 Veranstaltungen. Doch das Zentrum, das aus dem letzten Beteiligungshaushalt zum 1. Juni 2021 mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von 294 000 Euro entstanden ist, machte ein Defizit. Mit den Stimmen von Grün-Rot-Rot sowie der CDU hat der Gemeinderat bei den letzten Etat-Beratungen beschlossen, das Defizit mit einer 25 000-Euro-Spritze auszugleichen.
Das QZM bietet laut Katrin Hofner neben Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Gruppentreffen auch ein eigenes Café zum Verweilen und Austauschen an. Die Café-Öffnungszeiten sind seit 1. Januar immer Donnerstag bis Samstag von 18 Uhr bis 23 Uhr. Das Thekenteam ist komplett ehrenamtlich, die meisten berufstätig, daher wurden - nach den Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr - die Öffnungszeiten um eine Stunde nach hinten verlegt. Betrieben wird das Café von den Helferinnen und Helfern im Zwei-Schicht-Betrieb. Ein solches Café, dessen Austausch über die Community hinaus reiche, brauche jedoch mindestens zwei Jahre, bis es sich selbst trägt. Jeweils am Monatsende findet ein Ersti-Treffen statt, bei dem sich Interessierte über das QZM informieren können. Neben allgemeinen Infos werden die verschiedenen Arbeitsgemeinschaften und Gruppen vorgestellt, so dass für jedes Interessengebiet der ehrenamtlichen Arbeit etwas angeboten wird.
Veranstaltungen im QZM sind meist kostenfrei, Spenden und Fördermittel sind jedoch willkommen.
Ein Schwerpunkt ist „Queer @ Work“ - Job Coaching für Queers für eine queer-sensible Unterstützung bei allen Themen rund ums Thema Beruf und Karriere, Jobsuche, Berufsorientierung, Bewerbung, Karriere 50+, Wieder- und Quereinstieg. Hinzu kommen Informationsveranstaltungen für Unternehmen. Dadurch leiste das QZM eine wichtige Arbeit für die Stadt, nicht zuletzt angesichts des Fachkräftemangels, aber auch zur Gesundheitsvorsorge und zur Eingliederung von Flüchtlingen, so Hofner weiter.
Jugendtreff als erste Anlaufstelle
Das QZM könnte noch viel mehr Veranstaltungen anbieten, beispielsweise zum queeren Wohnen im Alter oder zu queeren Pflegediensten, allein der Platz hier reiche dafür nicht, meinte Vorsitzende Hun. Für sie ist das QZM in G7, 14 nur eine „Übergangsimmobilie“. Es gebe bereits einen Plan und einen Investor für größere Räumlichkeiten. „Was noch fehlt, ist ein geeigneter Standort“, sagte sie.
Für Jugendliche gibt es den offenen queeren Jugendtreff „Gut so“. Angeboten wird er seit April 2022 im Obergeschoss des Queeren Zentrums von hauptamtlichen pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Jugend bei PLUS, der Psychologischen Lesben- und Schwulenberatung Rhein-Neckar. Der Jugendtreff ist die erste Anlaufstelle, wenn es um Fragen zu sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität geht - oder wenn einfach nur der Wunsch besteht, andere Menschen im gleichen Alter kennenzulernen und sich auszutauschen.
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