Veranstaltung

Queere Community in Mannheim feiert beim Picknick am anderen Ufer

Das erste Fest fand bereits 2001 statt. Nun erlebte es nach einer langen Pause aufgrund der Pandemie und Problemen mit dem Veranstaltungsort ein Comeback als Picknick

Von 
Katja Geiler
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Die Psychologische Lesben- und Schwulenberatung Plus hat das Picknick organisiert. Unser Bild zeigt Moderatorin Davina Lover (li.) und Marc Fischer. © kge

Mannheim. Mit Musik, Bühnenprogramm, Spielen, Basteln und einem Kuchenbuffet lud das „Picknick am anderen Ufer“ auf die Neckarwiese ein. Schon von weitem konnte man die Zelte mit den Regenbogenflaggen sehen und die Musik hören.

Organisiert wurde das Fest von der Psychologischen Lesben- und Schwulenberatung Rhein-Neckar (Plus), die 1998 gegründet wurde. Das erste Fest fand 2001 statt, damals noch als Grillfest. Nach einer langen Pause aufgrund der Pandemie und Problemen mit dem Veranstaltungsort erlebte es nun ein Comeback als Picknick.

Es gab Info-Stände verschiedener Organisationen wie zum Beispiel der Initiative queerer Eltern oder die Xanthippe-Volleyball-Frauen. „Die Jugend von Plus steht heute im Mittelpunkt. Seit letztem Jahr haben wir einen queeren Jugendtreff mit Coming-Out-Gruppen“, sagte Marc Fischer. Beim Thema Coming Out habe sich in den vergangenen Jahren viel getan. „Vor 20 Jahren war es schwieriger, es gab keine Anlaufstellen. Heute hat man sie: safer spaces“, so Fischer. Und Angela Jäger, Vorstand von Plus, ergänzte: „Es gibt inzwischen bessere Möglichkeiten, eine Community zu finden. Wir bieten qualifizierte Beratung an, um die eigenen Ressourcen zu nutzen.“

Jugendliche als Zielgruppe

Doch wie war es früher, wenn man merkte, man ist lesbisch, schwul oder trans, brauchte Leute zum Reden und wusste nicht, wie ein Coming Out funktioniert? „In den 90ern ist man lange umhergelaufen, es gab keine Öffentlichkeit für queere Leute, mir waren die Begriffe nicht bekannt. Es war schwer, jemanden zu finden, um sich auszutauschen“, so Jäger. Heterosexuelle hatten ihre Wege, Schwule, Lesben und Trans-Menschen nicht. Und noch heute glauben Eltern, deren Kinder sich als queer outen, selten, dass das Kind glücklich werden kann. Zehn Jahre später sah es nicht viel besser aus. „Ich habe mich mit 17 geoutet, das war 2006. Da gab es auch nicht wirklich Angebote, nur Dating-Portale für Erwachsene“, blickte Fischer zurück. „In der Schule wurde ich gemobbt wegen der femininen Art.“ Fischer wuchs in einer ländlichen Region auf, dort sei es früher schwierig gewesen. „Der Einzige im Dorf zu sein ist nicht leicht. Mein Vater sagte: Du bist nicht mehr mein Sohn. Ich verlor Freunde im Ort, weil sie Vorurteile hatten.“ Mit dem Vater ist das Verhältnis inzwischen wieder gut.

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Eine weitere Hürde für queere Jugendliche kann sein, dass bei Beratungsstellen eine Konversion vorgeschlagen wird. Bei der Online-Befragung „Unheilbar queer?“ auf liebesleben.de wurde 43 Prozent der Befragten nahe gelegt, ihre Geschlechtsidentität zu unterdrücken, 29 Prozent wurden aufgefordert, ihre sexuelle Orientierung zu verändern. Seit 2020 gibt es daher ein Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen.

David Kaiser ist Leiter des queeren Jugendtreffs, zu dem Jugendliche in ganz verschiedenen Lebensphasen kommen. „Bei den meisten wissen es die Eltern. Manche akzeptieren es, bei manchen ist das Umfeld zuhause nicht gegeben. Bei vielen sind wir ein fester Termin in der Woche, manche haben familiäre Bindungen innerhalb des Treffs, andere wiederum kommen in großen Abständen.“

Infos finden Jugendliche unter jugend.plus-mannheim.de.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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