Mannheim. Ein Mannheimer Fuhrunternehmer spricht von einem „Skandal“. Der Mann, der anonym bleiben will („sonst kriege ich vielleicht überhaupt nichts mehr von denen“), hat sich mit seinem Ärger über die Stadt an den „MM“ gewandt. Seit Wochen gebe es bei den Bürgerdiensten keine Termine mehr für Lkw-Fahrer, um ihre Führerscheine zu verlängern. Das ist alle fünf Jahre vorgeschrieben. Wer es nicht macht, macht sich strafbar. Daher bedeute das aktuell ein Berufsverbot für einen seiner Mitarbeiter, weitere könnten folgen, sagt der Spediteur.
Hohe Personalausfälle
Auf Anfrage bestätigt Stadtsprecher Kevin Ittemann: „Durch ungewöhnlich hohe Personalausfälle standen in den letzten vier Wochen in der Führscheinstelle nur sehr wenige buchbare Termine zur Verfügung.“ Darauf sei im Online-Buchungssystem hingewiesen worden. „Auch wir bedauern das fehlende Serviceangebot“, so Ittemann. Mittlerweile entspanne sich die Personalsituation, ab nächster Woche gebe es wieder deutlich mehr Termine. Und bei äußerst dringlichen Angelegenheiten sei die Führerscheinstelle auch telefonisch oder per Mail erreichbar.
„Da habe ich noch nie jemanden telefonisch erreicht“, kommentiert der Fuhrunternehmer. Früher habe man einfach in die Bürgerdienste kommen und seinen Lkw-Führerschein verlängern lassen können. Heute sei das mit der vorgeschriebenen Online-Terminbuchung deutlich komplizierter. Zudem müssten die Fahrer ja auch die nötigen aktuellen Bescheinigungen zusammenbekommen, etwa für eine augenärztliche Untersuchung und die generelle medizinische Eignung.
Stadtsprecher Ittemann empfiehlt da grundsätzlich eine möglichst frühzeitige Planung. Der Spediteur räumt ein, dass es daran manchmal bei den Fahrern hapere. Daher übernehme er dann für sie die Buchung. Und er wundere sich, warum es die Termine nur bis zu 20 Tage im Voraus gebe. Eine langfristige Planung würde doch durch einen längerfristigen Zeitraum deutlich erleichtert. So müsse man spontan und schnell sein: Manchmal ploppe online ein aktuelles Terminangebot auf, das sei dann aber auch gleich wieder weg.
„Warenversorgung der Bevölkerung gefährdet“
Das Problem gibt es auch in anderen Kommunen. Den Bundesverband Güterverkehr, Logistik und Entsorgung erreichen nach eigenen Angaben vermehrt Meldungen von Transportunternehmen, bei denen „ohnehin knappe Lkw-Fahrer zur Untätigkeit verdammt sind“, so Vorstandssprecher Dirk Engelhardt. „Das kommt in der Tat einem unverschuldeten Berufsverbot gleich.“
An den Beschäftigten in den wegen Corona unterbesetzten Führerscheinstellen liege das nicht. Die täten trotz der widrigen Umstände ihr Möglichstes. „Wofür wir jedoch kein Verständnis aufbringen können, ist die Tatsache, dass die übergeordneten Behörden keine ausreichende personelle Besetzung sichergestellt haben“, kritisiert der Verbandschef. Es sei seit Langem bekannt, dass nun auch Millionen von alten Führerscheinen umgeschrieben werden müssten. Somit werde der europaweite Mangel an Lkw-Fahrern weiter verschlimmert - und die Warenversorgung der Bevölkerung gefährdet.
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