Meinungen

Pro und Contra: Gendergerechte Sprache

Von 
Anne-Kathrin Jeschke
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Mannheim. Pro

Von Anne Jeschke

Frauen werden in der deutschen Sprache sicherlich häufig mitgemeint – jedoch oft nicht mitgedacht. Das ist wissenschaftlich belegt und allein schon Grund genug, um gendergerechter zu kommunizieren. Sprache wirkt sich auf unser Denken aus – und damit auch darauf, was wir für möglich halten: Schon kleine Mädchen sollten im Alltag unbedingt erfahren, dass sie Chirurginnen oder Ingenieurinnen werden können. Einer Studie der Freien Universität Berlin zufolge etwa trauen sich Kinder einen Beruf, der als typisch männlich gilt, eher zu, wenn er gendersensibel bezeichnet wird. Es geht auch darum, welche Stereotype wir über Sprache vermitteln.

Interessant ist, wenn sich Männer vehement gegen das Gendern aussprechen: also ausgerechnet diejenigen, die vom generischen Maskulinum nicht ausgeschlossen werden. Vielen geht es dabei gar nicht um Sprache, sondern um ein Festhalten am Dagewesenen. Gesellschaft und Sprache aber wandeln sich. Das generische Maskulinum ist nicht mehr zeitgemäß. Viele Jüngere schreiben und sprechen heute schon ganz selbstverständlich gendergerecht. Gut so: Es ist ein wichtiger Baustein auf dem langen Weg zur Gleichberechtigung.

Contra

Von Steffen Mack

Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe sonstige Individuen! Grundsätzlich spricht natürlich nichts dagegen, jede, jeden und jedes von Ihnen präzise zu benennen. Die deutsche Sprache gibt das her. Allerdings wird es schon mit zwei Geschlechtern sperrig. Dann müssten etwa wir Journalistinnen und Journalisten über Schülerinnen und Schüler schreiben, die ihren Freundinnen und Freunden vor den Nachbarinnen und Nachbarn von ihren Lehrerinnen und Lehrern erzählen.

Selbst damit hätte man (frau?) all jene diskriminiert, die keinem dieser beiden Geschlechter zugeordnet werden wollen. Würde man die noch einbeziehen, wären alle Texte so dick wie Telefonbücher. Sie von Anfang bis Ende zu lesen, wäre ähnlich spannend. Daher: Gendern unbedingt in der persönlichen Anrede, doch bitte nicht im allgemeinen Sprachgebrauch! Und Sternchen machen Sätze auch nicht schöner.

Gewiss, in puncto Gleichberechtigung muss noch einiges geschehen. Aber die Sprache zu verhunzen, ist kein erster Schritt, sondern ein Irrweg. Zumal das zahlreiche Menschen verstören und verärgern würde, die man vielmehr für Geschlechter-Gerechtigkeit sensibilisieren sollte. So wird das Gegenteil erreicht.

Freie Autorin Seit 2014 freie Journalistin in Mannheim. Davor: Journalistik-Studium in Leipzig, Volontariat beim "Mannheimer Morgen", Redakteurin beim "MM" und beim "Öko-Test-Verlag" in Frankfurt.

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