Verkehr - Gezieltes Tanken, sparsame Autos oder einfach das Fahrrad nehmen – so reagieren Mannheimer auf die Rekord-Spritkosten

„Preissteigerung schon heftig“

Von 
Timo Schmidhuber
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Stefan Sienknecht braucht sein Auto für den täglichen Weg zur Arbeit nach Schwetzingen (großes Bild). Auch Rifat Vokshi ist auf den Wagen angewiesen – noch sieht er die Lage gelassen (Bild unten rechts). Mehr Geld für die Taxinutzung (Bild oben rechts) müssen Mannheimer erstmal nicht bezahlen. © Schmidhuber (2)/Blüthner

Mannheim. Gestern um die Mittagszeit, eine Freie Tankstelle in der Zielstraße im Stadtteil Wohlgelegen. Schimpftiraden sind an den Zapfsäulen zwar nicht zu hören. Aber die deutlich gestiegenen Spritpreise ärgern so manchen Autofahrer durchaus. „Die Preissteigerung ist schon heftig“, sagt Stefan Sienknecht, der gerade Diesel in den Tank seines blauen VW-Tiguan laufen lässt.

Ein Liter kostete bundesweit im Schnitt zuletzt 1,21 Euro, Super-Benzin teils über 1,45 Euro. So viel wie seit Jahren nicht mehr. Als Grund nennen Experten geringere Rohöl-Lagerbestände und befürchtete Lieferausfälle aus dem Iran. In Mannheim lag gestern am frühen Nachmittag der günstigste Diesel-Preis laut Internet-Portalen bei 1,209 Euro, Super kostete dagegen 1,399 Euro.

Als Sienknecht an der Zapfsäule steht, wird dort für den Liter Diesel 1,269 Euro verlangt. „Mein Fahrverhalten wird sich dadurch allerdings nicht ändern“, sagt der Lehrer. Er brauche sein Auto, um jeden Tag zur Schule nach Schwetzingen zu fahren. „Ich habe aber eine App auf meinem Handy, die mir anzeigt, zu welchen Zeiten die Spritpreise am günstigsten sind.“ Rifat Vokshi ist ebenfalls auf den Wagen angewiesen, um zur Arbeit zu kommen. Noch ist er gelassen. Aber wenn die Preise weiter in die Höhe gingen, „dann ist das schon viel“. Für Curt Bangert war klar, dass der Rohölpreis „irgendwann wieder steigen“ werde. Der Pensionär aus der Neckarstadt sieht es aber entspannt. Er nehme das Auto ohnehin nur für größere Einkäufe. „Ich fahre viel mit dem Rad.“

In der Transportbranche sind die Spritpreise natürlich ebenfalls ein Thema. Jochen Graeff, Geschäftsführer und Inhaber der gleichnamigen Mannheimer Spedition, rechnet damit, dass sie weiter nach oben gehen. „Nichts ist sensibler als der Ölpreis, wenn es in der Welt politische Probleme gibt.“ Und weil es derzeit generell deutlich mehr Güter gebe als Lastwagen, geht Graeff davon aus, dass Bürger die Entwicklung schnell auch beim Einkaufen im Supermarkt merken könnten – durch höhere Preise. Häufig sei in der Transportbranche die Preis-Vereinbarung so gestaltet, dass sich verändernde Diesel-Kosten berücksichtigt seien, sagt Graeff.

Kosten belasten Polizei

Höhere Preise – die wird es bei Taxifahrten in Mannheim zumindest „in diesem Jahr nicht“ geben, wie Michael Reitmeier, Vorstandsmitglied der Taxi-Zentrale Mannheim 44 40 44 betont. Es bleibe bei den 1,90 Euro pro Kilometer – eine Erhöhung müsste ohnehin von der Stadtverwaltung bewilligt werden. „Der Spritpreis wird wieder sinken, wenn sich die Lage im Iran beruhigt“, ist Reitmeier überzeugt. „Trotzdem wird Energie langfristig teurer.“ Die Taxi-Zentrale ist eine Genossenschaft aus 130 Unternehmern, mit 180 Taxis stellt sie die meisten in der Stadt. Ein steigender Energiepreis bedeutet für Reitmeier: Sparsame Autos einsetzen und Leerfahrten vermeiden. Die neuen Modelle von Mercedes oder VW bräuchten schon deutlich weniger Sprit, und auch beim Problem der Diesel-Schadstoffe „kommen die Autobauer jetzt endlich in die Puschen“. Um effektiver zu arbeiten, will die Taxi-Zentrale laut Reitmeier noch in diesem Jahr mit dem anderen großen Anbieter Taxi 2 18 18 verschmelzen.

Bei der Mannheimer Polizei sorgen die höheren Kraftstoffpreise nicht gerade für Begeisterung. Weil man das Sachkostenbudget für 2018 zu überziehen droht, hatte Präsident Thomas Köber kürzlich interne Sparvorgaben gemacht – die Ausgaben für Sprit sollten um knapp 20 Prozent sinken, etwa durch mehr stationäre Kontrollstellen oder mehr Fußstreifen (wir berichteten). Die Dieselpreise spielten eine wichtige Rolle, „gerade weil wir bei unserer Aufgabenerfüllung viele Kilometer auf den Straßen zurücklegen“, so Polizeisprecher David Faulhaber. Deshalb achte man darauf, „wann und zu welchen Preisen getankt wird“.

Die städtische Abfallwirtschaft mit ihren rund 350 Fahrzeugen hat dagegen noch etwas Luft, wie eine Stadtsprecherin erklärt. Man habe im Wirtschaftsplan eine Reserve für solche Fälle eingeplant.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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