Mannheim. Von der Rolle der Polizei über Aufklärung auf dem Schulhof bis zur urbanen internationalen Sicherheit - das Programm des 28. Deutschen Präventionstags ist so breitgefächert wie das Leitthema „Krisen und Prävention“. Auf dem weltweiten größten Jahreskongress zur Gewalt- und Kriminalprävention kommen Fachleute aus Politik, Wissenschaft und der Praxis im kommenden Juni erstmals in Mannheim zusammen.
Im Fokus stehen dabei private, lokale und globale Fragen zum Thema: Wie werde ich selbst krisensicherer, was müssen Städte und Kommunen tun, um ihre Einwohnenden zum Beispiel vor Stromausfällen oder Katastrophen zu schützen und wie lässt sich durch breites internationales Zusammenarbeiten Gewalt und Kriminalität ausgelöst durch Krisen verhindern?
Zwar kann auch die Polizei Krisen nicht verhindern. Aber dafür einen Beitrag zur Krisenfestigkeit und der inneren Sicherheit leisten
„Wir haben Landtagsabgeordnete, Botschafter, aber auch Lehrende, Schulklassen und Kriminologen eingeladen. Alle sollen sich austauschen, gegenseitig befeuern, neue Lösungsansätze erarbeiten“, sagt Erich Marks, Geschäftsführer des Deutschen Präventionstags bei der Programmvorstellung. An seiner Seite sind Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht und Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz.
Denn auch die Kriminalprävention ist ein wichtiger Teil der Polizeiarbeit, die etwa in Schulen oder Seniorenheimen stattfindet, sowie in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen. „Zwar kann auch die Polizei Krisen nicht verhindern. Aber dafür einen Beitrag zur Krisenfestigkeit und der inneren Sicherheit leisten“, sagt Hinz.
Cyberattacken und Klimaproteste forden Sicherheitsapparat
Die Landespolizeipräsidentin will den Präventionstag auch als Plattform zum Austausch nutzen, und dabei den Blick auf die eigenen Mitarbeitenden richten. Der Grund: Besonders Polizisten und Polizistinnen bekommen laut Hinz die direkten Folgen von Krisen wie der Pandemie, Klimawandel oder des Kriegs in der Ukraine deutlich zu spüren.
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Neben Cyberattacken durch den Krieg halten auch der Protest der Klimaaktivisten sowie Hass und Hetze gegen Beamte die Einsatzkräfte in Atem. Hinz will sich deshalb auch um die Kümmerer kümmern. Auf dem Kongress können in Podiumsdiskussionen Teilnehmende gemeinsam darüber debattieren, wie widerstandsfähig Einsatzkräfte sind und wie sich ihre Resilienz weiter fördern lässt.
Wir kommen nicht als Entwicklungshelfer, sondern weil Mannheim eine besonders aktive und erfolgreiche Stadt ist, was die Prävention angeht
Welche Rolle Mannheim als Austragungsort spielt? „Wir kommen nicht als Entwicklungshelfer, sondern weil Mannheim eine besonders aktive und erfolgreiche Stadt ist, was die Prävention angeht“, lobt Geschäftsführer Marks. Und auch Landespolizeipräsidentin Hinz spricht ein Lob aus: Mannheim sei in Sachen Prävention eine sehr gute Partnerin.
Den internationalen Fachkongress hat Sicherheitsdezernent Christian Specht selbst in die Stadt geholt, der zugibt, vor vielen Jahren erst als Gast, dann als Referent und schließlich als Sicherheitsdezernent am Präventionstag teilgenommen zu haben. „So ein Kongress direkt vor der Haustür ist eine riesige Chance, ein echter Schub für unsere Präventionsarbeit. Und es ist auch eine Anerkennung unserer Arbeit“, sagt Specht. Die Bewerbung hatte der CDU-Politiker schon vor mehreren Jahren eingereicht.
Mannheimer Erklärung geplant
Schließlich sind globale Krisen wie Pandemie, Krieg und Klimawandel auch in Mannheim spürbar. „Wir wissen nicht, wie die Menschen solche Krisen verarbeiten“, so Specht. Er ist davon überzeugt: Krisen beeinflussen die Menschen erheblich, wird der Klimaschutz die Präventionsarbeit verändern. Specht erhofft sich vom Besuch internationaler Experten neue Anregungen, wie etwa aus Kanada zum Hitzeschutzaktionsplan der Stadt. Auch Videoschutz, die Steigerung der Sicherheit im öffentlichen Raum, das Frauen-Nachttaxi oder Gleichstellung und LGBTI-Rechte sind Themen.
Was am Ende bleibt? Das Leitthema wird bereits wissenschaftlich begleitet. Nach dem Kongress soll es laut Marks dazu ein Gutachten samt Empfehlung geben. „Das ist die Mannheimer Erklärung, mit Forderungen an die Politik. Da fehlen noch Präventionspolitiker“, sagt Marks.