Kriminalität

Polizeiliche Kriminalstatistik: Negative Entwicklung in Mannheim

Zwar nahm die Zahl der Straftaten im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mannheim ab. Für die Quadratestadt allein gilt das nicht. Bei zwei Deliktfeldern ist der Anstieg besonders deutlich.

Von 
Kai Plösser
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Das Polizeipräsidium Mannheim hat seine Kriminalstatistik für 2024 veröffentlicht. © dpa

Mannheim. Ein deutlicher Zuwachs bei Straftaten gegen das Leben und Sexualdelikten im vergangenen Jahr. Dagegen stehen erheblich weniger Raub- und Rauschgiftdelikte. Auch die Zahl der Messerangriffe sank. So liest sich die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 (PKS) für Mannheim im Vergleich zum Jahr 2023. Insgesamt ist der Trend in der Quadratestadt negativ. So stieg die Gesamtzahl der Straftaten in Mannheim im Vergleich zum Jahr 2023 um 629 Fälle auf 31.542 an (+2,0 Prozent).

Bei 18.869 Straftaten ermittelte die Polizei einen oder mehrere Tatverdächtige. Die Fälle gelten bei der Behörde somit als aufgeklärt. Damit nahm die Aufklärungsquote aus polizeilicher Sicht im Vergleich zum Vorjahr mit 59,8 Prozent leicht zu (+0,4).

Im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums (PP), also die Städte Mannheim und Heidelberg sowie der Landkreis Rhein-Neckar, registrierte die Behörde insgesamt 65.569 Straftaten. Das entspricht einem Rückgang von 4,8 Prozent. Neben den 31.542 Straftaten in Mannheim ermittelte die Polizei in 12.897 Fällen in Heidelberg (-8,0), wo etwa halb so viele Menschen wie in der Quadratestadt wohnen. Im deutlich einwohnerstärkeren Rhein-Neckar-Kreis zählte die Polizei 21.130 Straftaten (-11,6). Die Aufklärungsquote im gesamten Zuständigkeitsbereich lag bei 58,8 Prozent.

In vielen Bereichen gab es 2024 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mannheim eine positive Entwicklung
Ulrike Schäfer Präsidentin des Polizeipräsidiums Mannheim

„In vielen Bereichen gab es 2024 im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mannheim eine positive Entwicklung“, zieht Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer Bilanz. „So sanken nicht nur die Zahl der Gesamtstraftaten, sondern auch die Fallzahlen in vielen Deliktsfeldern, wie beispielsweise bei den Raubdelikten, der Gewaltkriminalität, den Aggressionsdelikten im öffentlichen Raum und der Straßenkriminalität.“

Straftaten gegen das Leben

Unter Straftaten gegen das Leben fallen die Delikte Mord, Totschlag und fahrlässige Tötung sowie die Versuche solcher Taten. In der Stadt Mannheim ermittelte die Polizei in 24 dieser Fälle. Das macht gegenüber 2023 ein deutliches Plus von 33,3 Prozent. In Heidelberg nahm die Zahl um drei Fälle ab (-66,7). Im Rhein-Neckar-Kreis registrierte die Polizei zehn Fälle weniger (-9,1). Somit gab es im Zuständigkeitsbereich des PP insgesamt 37 Straftaten gegen das Leben (-2,6). Die Aufklärungsquote lag insgesamt bei 94,6 Prozent. Bei den elf vollendeten Tötungsdelikten wurden sogar alle aufgeklärt.

Insgesamt seien im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums 49 Tatverdächtige ermittelt worden, 42 Männer und sieben Frauen. Von 41 Opfern seien 31 männlich und zehn weiblich. Etwas mehr als die Hälfte hatte nach weiteren Angaben der Statistik einen persönlichen Bezug zum Täter oder der Täterin. Ebenfalls bei der Mehrheit der Fälle sei ein Messer als Tatmittel eingesetzt worden.

© MM-Grafik

Sexualstraftaten

Besonders in Mannheim stieg die Zahl der Sexualstraftaten deutlich auf 622 Delikte, was ein Zuwachs um 20,5 Prozent bedeutet. In Heidelberg stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr auf 212 Fälle (+8,2), im Kreis sank sie auf 652 (-4,8). Die Fallzahl von 1.486 im gesamten Zuständigkeitsbereich des PP bedeutete eine Zunahme gegenüber des Vorjahres um 6,4 Prozent. Aufgeklärt hatte die Polizei 85,9 Prozent dieser Straftaten.

Die Gründe für die Entwicklung seien vielfältig. „So ließ sich beispielsweise ein Teil der auffälligen Steigerung im Stadtkreis Mannheim durch mehrere Online-Anzeigen wegen sexueller Belästigung ausgehend von einer einzelnen Person erklären“, heißt es seitens der Polizei. Delikte im Internet hätten einen großen Anteil an den Gesamtstraftaten ausgemacht. Das gelte insbesondere für das Verbreiten und Erwerben von Kinderpornografie mit 515 Fällen.

„79,7 Prozent aller Sexualstraftaten fanden im privaten oder nicht-öffentlichen Raum statt, was die direkten polizeilichen Handlungsmöglichkeiten einschränkt“, erklärt die Polizei. Im öffentlichen Raum nahmen sexuelle Belästigungen um 41,5 Prozent auf 116 Fälle stark zu. Schwere Deliktsformen wie Vergewaltigungen, sexuelle Nötigungen und sexuelle Übergriffe hätten im öffentlichen Raum hingegen von 23 auf 19 Fälle abgenommen. In der weit überwiegenden Mehrzahl dieser Fälle habe eine Vorbeziehung zwischen dem Tatverdächtigen und dem Opfer bestanden.

Raub/Räuberische Erpressung

„Positiv hervorzuheben“ in Mannheim, so die Polizei, sei der deutliche Rückgang der Raubstraftaten um 28,6 Prozent auf 200 Fälle. Auch in Heidelberg mit 101 Fällen (-6,5) und dem Kreis mit 93 Fällen (-13,1) sanken die Zahlen. Damit gab es im gesamten Zuständigkeitsbereich mit 394 Raubdelikten einen deutlichen Rückgang (-20,4). 68,5 Prozent der Fälle klärte die Polizei auf.

„Miterfasst wurden hierbei auch räuberische Diebstähle, also Diebstahlsdelikte unter Androhung oder Anwendung von Gewalt“, erläutert die Polizei. Der Anteil dieser Straftaten an der Gesamtzahl von 394 habe fast ein Drittel betragen. Bei einem beträchtlichen Teil habe es sich hierbei um vorangegangene Ladendiebstähle im städtischen Einzelhandel gehandelt.

Rauschgiftdelikte

Einen erheblichen Rückgang gab es bei den Rauschgiftdelikten. In Mannheim sank die Fallzahl um knapp ein Fünftel auf 1.553 Delikte. In den beiden anderen Zuständigkeitsgebieten ging die Zahl sogar um jeweils mehr als die Hälfte zurück. So ermittelte die Polizei in Heidelberg in 355 Fällen (-54,9) und im Kreis in 710 Fällen (-56,8). Insgesamt registrierte die Polizei somit 2.618 Straftaten (-10,8), von denen 91,7 Prozent aufgeklärt wurden.

Zurückzuführen sei der deutliche Rückgang auf die seit April 2024 gültige Teillegalisierung von Cannabis. Dadurch sind die Straftaten mit Cannabis um 64,5 Prozent gesunken. Bei den allgemeinen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz stellten Cannabis mit 883 Fällen, Amphetamin mit 694 Fällen und Kokain mit 323 Fällen die häufigsten Drogenarten dar. Sichergestellt wurden 161 Kilogramm Marihuana, 103 Kilogramm Haschisch, 36 Kilogramm Amphetamin und fünf Kilogramm Kokain.

Messerangriffe

Messerangriffe werden erst seit 2022 in der Statistik ausgewiesen. 139 solcher Straftaten registrierte die Polizei in Mannheim, 9,7 Prozent weniger als 2023. Auch in den beiden anderen Zuständigkeitsgebieten gingen die Zahlen zurück: in Heidelberg sank sie auf 66 (-16,5), im Kreis auf 108 (-8,5). Insgesamt gab es damit 313 Messerangriffe, das bedeutet einen Rückgang um 10,8 Prozent. Die Aufklärungsquote der Polizei betrug 86,9 Prozent.

Fast die Hälfte der Messerangriffe, nämlich 47,9 Prozent, fanden im öffentlichen Raum statt. Der stärkste Zuwachs bei den von der Polizei ermittelten Tatverdächtigen habe sich bei der Gruppe der Jugendlichen mit einem Plus von 43,1 Prozent gezeigt. Bei den Heranwachsenden hätten sich die Fälle hingegen um 22,6 Prozent reduziert.

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