Die Flammen schlagen meterhoch aus dem Dach, Rauchschwaden verfinstern die Neckarstadt: Großbrand im Alten Bahnhof in der Neckarstadt. Im Feuer zerfallen gestern alle Pläne für den prominenten Bau an der Brücke zu Asche. Und Bürgermeister Christian Specht steht mit dem Referenten des Oberbürgermeisters Herbert Bangert, mit Polizeibeamten und Feuerwehrleuten fassungslos vor der Ruine.
Dramatische Szenen hatten sich abgespielt, noch ehe die Löschmannschaften gegen 14.20 Uhr am Ort des Geschehens eintrafen. Polizei und ein Fernsehteam, das zufällig im Kulturzentrum Feuerwache drehte, versuchten eine Frau aus dem verschlossenen Gebäude zu befreien. Erst die Feuerwehr konnte die etwas desorientierte 46-Jährige aus der Falle befreien. Die Frau, die nach Angaben der Polizei im Obdachlosenmilieu verkehrt, wurde nach ärztlicher Versorgung mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung und Verbrennungen ins Klinikum gebracht. Erste Befürchtungen, es könnten sich noch weitere Personen in dem seit Jahren leerstehenden und schon des Öfteren als Übernachtungsstelle genutzten Alten Bahnhof aufhalten, bestätigten sich nicht. Die Löschtrupps unter Leitung von Bernhard Schollmeier wagten sich mit Atemschutzgeräten vor, durchsuchten die Brandhölle, konnten jedoch Entwarnung geben.
Etwas mehr als eine halbe Stunde waren die 25 Feuerwehrleute damit beschäftigt, die aus dem Dachstuhl lodernden Flammen unter Kontrolle zu bringen, zwei Löschzüge und sieben Einsatzfahrzeuge waren im Einsatz. Das Ausmaß der Schäden ließ sich gestern nur dunkel erahnen, die Dachkonstruktion ist komplett zerstört. Vom Inneren können sich die Brand-Ermittler frühestens in zwei Tagen ein Bild machen. Die Feuerwehr geht von einem Schaden von mindestens 150 000 Euro aus.
Eichbaum als Pächter
Noch ist der Boden zu heiß, das Bauwerk einsturzgefährdet. Brandwachen beobachteten über Nacht die Lage vor Ort und erstickten Glutnester im Keim. Für die Stadtverwaltung brach mit dem Dach ein schön zusammengezimmertes Konzept in sich zusammen: Endlich hatte man in der Eichbaum-Brauerei einen Pächter gefunden, der eine knappe Million Euro in Biergarten und Gasthaus investieren wollte. Schon im Sommer sollte sich ein neuer Erlebnisort zum Neckar öffnen, Freiluftwirtschaft auf der Terrasse mit Zugang zum Fluss, ein Spielplatz für die Kleinen - eine Lösung aller Probleme schien so nahe. Nächste Woche am Mittwoch, so Erster Bürgermeister Christian Specht, wollte man der Öffentlichkeit die wunderbare Planung auf dem Tablett präsentieren.
Jetzt öffnet sich die Zukunft des Alten Bahnhofs wie ein schwarzes Loch, die Schwierigkeiten schwelen weiter. "Wir müssen wieder ganz neu reden", konstatierte der Dezernent, er will nun abwarten, was die Ermittlungen ergeben und wie die versicherungstechnischen Fragen zu lösen sind.
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