Mannheim. Angekündigt wurde er erstmals vor drei Jahren, dann sollte es im Februar losgehen. Doch jetzt, nämlich Ende Juni, wird der Umbau der ÖVA-Passage im Quadrat P 7 tatsächlich beginnen. Nicht nur fast alle Läden, mit Ausnahme der Bäckerei Grimminger, sind teilweise schon vor Monaten ausgezogen. Jetzt sind auch die Rolltore dauerhaft heruntergelassen, so dass der Durchgang von der Fressgasse in die Planken oder umgekehrt nicht mehr möglich ist.
Der Eigentümer und Bauherr, die Aachener Grundvermögen, hat gemeinsam mit dem Stuttgarter Architekturbüro Blocher Partners die Anwohner bereits per Postwurfsendung über die anstehende Sanierung informiert. Bevor es losgeht, soll es Ende dieser Woche noch eine Anrainerversammlung geben.
Bis zum Baubeginn muss auch eine Entscheidung über die Filiale der Bäckerei Grimminger fallen, die zwar nach dem Umbau an gleicher Stelle wiedereröffnet, aber eigentlich auch während der Bauzeit gerne Backwaren verkaufen würde. „Wir werden uns mit dem Umbau deutlich vergrößern“, sagt Gabi Grimminger, „das wird ein ganz neues Konzept in einem anderen Design als bisher – ein richtiges Flaggschiff.“ Geplant seien im Innenbereich 100 Sitzplätze, derzeit sind es 35.
„Wir wollen Ende des Monats mit dem Abbruch im Inneren beginnen“, kündigt Guido Franke, der Direktor des Immobilienmanagements bei der Aachener Grund, an. „Wir brechen aber nicht die ganze Immobilie ab.“ Das wäre auch nicht so einfach möglich. Schließlich steht die Passage nach Paragraf 2 des Landesdenkmalschutzgesetzes als „Kulturdenkmal“ unter Ensembleschutz.
Deshalb wird sie nach dem Umbau ihren Gesamteindruck der 1950er Jahre mit einer geschwungenen Wegeführung und dem besonderen Licht, das von oben auf die Geschäfte fällt, auch nicht verlieren. Lediglich die Aufteilung der Geschäfte wird verändert. Wie genau, steht laut Franke noch nicht fest. Ebenso wenig die Zahl der künftigen Ladeneinheiten oder Namen von Mietern. „Wir sprechen mit möglichen Interessenten, es gibt aber noch keine konkreten Verträge. Wir haben ja noch fast zwei Jahre Zeit“, begründet Franke. Klar ist, dass die Ladenflächen neu aufgeteilt und tendenziell größer werden als zuvor. Wie, das entscheidet die Aachener Grund, aber „wir richten uns nach dem Markt“, so Franke.
Handelsflächen haben Vorrang
Zunächst sollen die Flächen der früheren Geschäfte im Erdgeschoss und der Büros in den Obergeschossen entkernt werden. „Die gesamte Haustechnik wird erneuert“, kündigt Franke an. Ob Sanitäranlagen oder Elektroleitungen – alles ist technisch längst überholt und wird herausgerissen. Etwa im Herbst solle dann mit der eigentlichen Sanierung und der Installation der Leitungen begonnen werden. Als erstes sollen die gewerblichen Einheiten fertig werden. Franke hofft, dass es im Frühjahr 2021 soweit ist. Doch erst nach dem Abbruch lasse sich zuverlässig sagen, wie lange die Sanierung der etwa 10 000 Quadratmeter großen Immobilie insgesamt dauert.
Einer der Gründe, warum der Umbau verspätet beginnt, waren Überlegungen dazu, in welchem Umfang die sieben Wohnungen saniert werden, die in den oberen Stockwerken zur Fressgasse hin liegen. Eine Neuaufteilung oder der Anbau von Balkonen ist, nicht zuletzt aus statischen Grünen, vom Tisch. Jetzt wird es „nur“ eine Modernisierung, unter anderem gibt es neue Badezimmer. „Das ist einfach eine alte Immobilie, zum Beispiel entspricht die Zahl der Steckdosen nicht mehr den heutigen Standards“, nennt Franke ein weiteres Detail. Alle Mieter seien bereits ausgezogen. Nachdem schon lange klar war, dass das Haus saniert wird, wurde nicht mehr neu vermietet. Zu den Kosten machte Franke keine Angaben: „Fragen Sie mich das, wenn wir fertig sind.“
Eine Großbaustelle mitten im Stadtzentrum bedeutet zwangsläufig Einschränkungen für Anwohner und Geschäftsleute, erst recht, wenn sie sich, wie im Fall der ÖVA-Passage, auf zwei Straßen erstreckt. Außerdem steht gegenüber der Passage auf den Planken in O 7, wie berichtet, ein Umbau an, die Absperrung steht bereits. Um die Belastungen so gering wie möglich zu halten, verhandelt die Aachener Grundvermögen derzeit mit der Stadt. „Wir sind noch in der Abstimmung mit dem Bauherrn, sind aber auf einem guten Weg“, sagt die städtische Baustellenmanagerin, Anja Ehrenpreis.
Die ÖVA-Passage
- Die Passage in P 7 zwischen Planken und Fressgasse ist nach ihrem früheren Besitzer, der ÖVA-Versicherung, benannt. Die Öffentliche Versicherungsanstalt der Sparkassen ging 2000 in der SV Versicherung auf.
- Erbaut wurde sie in den 1950er Jahren von dem Mannheimer Architekten Gustav Geyer. Das Gesamtensemble steht seit 2008 als „hochwertige Laden- und Passagenarchitektur der 1950er Jahre“ unter Denkmalschutz. In der Deckenplatte sind 1000 Glasbausteine eingelassen.
- Die Kapitalverwaltungs-Gesellschaft Aachener Grundvermögen hat die ÖVA-Passage 2013 gekauft.
- Für den Umbau mussten alle Mieter aus ihren Läden oder Cafés ausziehen. Viele von ihnen haben anderswo neue Räume bezogen, andere haben ganz aufgegeben. Im Frühjahr 2021 soll die Sanierung abgeschlossen sein.
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