Eine Demonstration für Respekt und selbstbestimmtes Lieben - das will die Parade des Christopher Street Day (CSD) sein. In diesem Jahr kamen rund 70 000 Menschen in die Mannheimer Innenstadt. Am Samstag zogen 51 Startnummern mit 900 angemeldeten Teilnehmern zu Fuß oder auf bunt geschmückten Wagen durch die Quadrate.
Zwei Dragqueens fahren in einem Cabrio durch die Innenstadt und winken. Weißer Federschmuck erhebt sich von ihren Köpfen. Weiter vorne zeigt ein Mann seine muskulöse Brust, die nietenbeschlagene Lederriemen zieren. Luftballons in den Regenbogenfarben schmücken einen Festwagen, an dessen Seitenwand ein Transparent hängt: "Homophobie ins Abseits".
Genau darum geht es beim CSD, den zuvor Anne Spiegel, Familienministerin von Rheinland-Pfalz, am Neckartor eröffnet hatte. Mit Blick auf das Motto "Ich will ...!" sagte sie: "Ich will mit meiner Politik dazu beitragen, dass LSBTTI in unserer Gesellschaft sichtbar, rechtlich gleichberechtigt und selbstverständlich akzeptiert sind."
Gedenken an die Opfer von Orlando
Das Kürzel LSBTTI steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und intersexuelle Menschen. Zu nennen sind des Weiteren Menschen, die neugierig oder sich über ihre sexuelle Orientierung nicht sicher sind, die keine sexuellen Wünsche haben, sie nicht ausleben oder die in anderer Weise von der Heterosexualität abweichen. "Ich will mich auf Bundesebene und in der EU dafür einsetzen, dass Menschen mit unterschiedlicher sexueller Identität oder Geschlechtsidentität rechtlich gleichgestellt und unterstützt werden", sagte Spiegel.
Die Grünen-Politikerin verwies auf Erfolge und nannte drei Kernaufgaben der politischen Arbeit für die Gleichberechtigung nicht-heterosexueller Menschen: Neben der Bekämpfung von Diskriminierung und der rechtlichen Gleichstellung müsse die gesellschaftliche Akzeptanz gefördert werden.
An der Spitze des Paradezugs trugen 16 Demonstranten ein Transparent im Gedenken an die Opfer homophober und transphober Gewalt. Am 12. Juni waren bei einem Anschlag auf einen Schwulen-Club in Orlando im US-Bundesstaat Florida 50 Menschen getötet worden.
Von der FDP bis zur Linkspartei stellten unterschiedliche politische Fraktionen und Gruppierungen Wagen für den Demonstrationszug. Harald Blaull, der erste Vorsitzende des CSD Rhein-Neckar, freute sich, dass erstmals eine Gruppe alevitischer Demonstranten an dem Umzug teilgenommen hatte - Aleviten sind Vertreter einer islamischen Glaubensrichtung, deren Wurzeln zwischen dem 13. und dem 14. Jahrhundert entstanden. "Aleviten sind in der Regel sehr offen und tolerant. Deswegen haben sie in vielen Ländern Probleme bekommen", sagte der 61-Jährige.
Die vielfältige Straßenparade ist für den CSD-Vorsitzenden in der Region Rhein-Neckar ein Sinnbild der Toleranz: Unterschiedlichste Gruppen gingen für dasselbe Ziel gemeinsam auf die Straße. Das funktionierte dieses Jahr ohne größere Zwischenfälle: "Es war eine fantastische Veranstaltung, alles lief rundum reibungslos", sagte Demonstrationsleiter Max Palm, nachdem der Wagenzug vor dem Schloss geendete hatte.
Straßenfest an zwei Tagen
Das Abendprogramm auf der Hauptbühne begann mit einem Konzert des BollWerk Duos aus Lampertheim. Gemeinsam mit Frollein Dörthe präsentierte Madame Gordin Rouge eine Bühnenshow, die mit dem Kontrast zwischen männlich-sonorer Stimme und weiblichem Erscheinungsbild spielte. Fanny Davids und Vanessa führten durch den Abend, der bis 23 Uhr seine Besucher unterhielt.
Erstmals fand der CSD an zwei Tagen statt. Nachdem am Freitag das Hauptprogramm im Ehrenhof des Schlosses begonnen hatte, entführte die MS-Merian als das "Boat of Love" 320 Besucher zu einer Rundfahrt auf dem Rhein.
Der Christopher Street Day in der Region Rhein-Neckar
- In Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen wurden Regenbogenfahnen gehisst und Veranstaltungen durchgeführt.
- Die Demonstration lockte rund 70 000 Menschen nach Mannheim.
- Der CSD-Verein Rhein-Neckar veranstaltet die Demonstration für Respekt und selbstbestimmtes Lieben zum achten Mal.
- 900 angemeldete Teilnehmer zogen zu Fuß oder mit Umzugswägen durch die Innenstadt.
- Erstmals nahm eine angemeldete Gruppe alevitischer Demonstranten am Straßenumzug teil.
- Erstmals fand das Straßenfest an zwei Tagen statt. Schwerpunkt war ein Bühnenprogramm im Ehrenhof des Schlosses.
- Das "Loveboat" entführte rund 320 Personen zu einer Rundfahrt auf dem Rhein bei Clubmusik.
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