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Palazzo: Wie eine Akrobatin „die Grenzen der eigenen Angst“ überschreitet

Ihre Nummer zählt zu den Top-Acts der neuen Palazzo-Spielzeit: Valerie Inertie präsentiert ihre waghalsige Einrad-Show im Cyr Wheel auf hochgefahrener Mittelbühne des Spiegelpalastes

Von 
Christine Maisch-Bischof
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Wie eine Formel 1-Fahrerin im kreiselnden Monoreifen: Cyr Wheel-Solistin Valerie Inertie. © Palazzo

Mannheim. Wenn Valerie Inertie in ihrem höllisch schnell drehenden Monoreifen über die Palazzo-Bühne kreiselt, dann fühlt sie sich selbst wie eine Formel 1-Pilotin. Ohne Nervenstärke, „wie beim Fahren eines Rennwagens“ sei die Kunst des Cyr Wheel, einer Art Rhönrad mit nur einem einzigen Reifen, nicht denkbar. In der neuen Palazzo-Spielzeit zählt ihre Nummer nicht nur zu den Top-Acts. Vielmehr ist die Performance der Kanadierin technisch extra auf den Palazzo-Spiegelpalast zugeschnitten. Im Gespräch mit dieser Zeitung spricht sie über die Grenzen der Angst, ihre Leidenschaft fürs Motorradfahren und die Bedeutung ihres Berufs für ihr gesamtes Leben.

„Ein Cyr Wheel auf einer hoch ausgefahrenen Mittelbühne, das gab es noch nie“, versichert Stefan Huber, der künstlerische Leiter der Dinner-Show. Dass in den 25 Jahren, die es den Palazzo nun schon gibt, noch kein einziges Mal ein Cyr Wheel zum Einsatz kam, hat einen simplen Grund: Die Inszenierung ist eigentlich zu platzintensiv für die intime Palastatmosphäre. „Aber der Wunsch, es trotzdem zu probieren, war immer da.“ Immer wieder habe er Valerie Inertie darauf angesprochen. Und da die Québecerin „Challenges liebt“, wie sie gesteht, tüftelte sie zusammen mit dem Show-Team eine Lösung aus, die allen Gästen optimale Sicht auf den Act ermöglicht.

Palazzo: Tickets und Termine

  • Der Radio Regenbogen Harald Wohlfahrt Palazzo startet Ende Oktober 2024 in die neue Spielzeit auf dem Taylorareal an der Schneebergerstraße 1.
  • Tickets für Show und Menü gibt es ab 69 Euro unter der Hotline 01805 / 60 90 30 (Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, 14 Ct./Min. aus dem dt. Festnetz, max. 42 Ct./Min. aus dt. Mobilfunknetzen) sowie unter www.palazzo-mannheim.de.
  • Die Show beginnt werktags um 19 Uhr, Einlass ist ab 17.30 Uhr. An Sonn- und Feiertagen geht es bereits um 18 Uhr los, Einlass ab 16.30 Uhr. Montags sowie am 24. Dezember und 1. Januar ist spielfrei.
  • Kostenlose Parkmöglichkeiten: Etwa 70 Plätze gibt es auf dem Gelände rund um das Palazzozelt oder direkt nebenan in der Havellandstraße 14a. 

„Es war eine enorme Herausforderung und ich musste viel üben, um alle technischen Elemente auch auf engstem Raum beibehalten zu können“, versichert die Artistin, denn normalerweise tritt sie in theaterähnlichen, riesigen Sälen auf. „Die Palazzo-Bühne ist kleiner, sie ist auf 360 Grad rundum einsehbar und bewegt sich auf und ab.“ Hinzu kommen die „schönen schwarz-weißen Lichteffekte“, sagt sie und erzählt lachend, dass sie aufpassen müsse, während sie blitzschnell im Rad drehe, „dass die mich nicht hypnotisieren oder halluzinieren lassen“.

„Die Cyr Wheel-Artistik ist wie das Fahren eines Rennwagens“

Schließlich ist das Cyr Wheel, das nach Daniel Cyr benannt ist, der einer der ersten Akrobaten war, die es bei großen Auftritten präsentierte, wesentlich gefährlicher zu handhaben als ein Rhönrad. Aus nur einem Reifen ohne Querverbindungen bestehend birgt es eine viel größere Gefahr, dass sich der damit rotierende Mensch Quetschungen zuzieht. Und trotz aller Eleganz und Anmut, die vielleicht eher weibliche Eigenschaften sind, gibt es außer Valerie so gut wie keine weibliche Monorad-Solistin.

Warum das so ist? „Die Cyr Wheel-Artistik ist wie das Fahren eines Rennwagens. Man braucht Nerven und die Bereitschaft, die Grenzen der eigenen Angst zu überschreiten.“ Ein Mix an Eigenschaften, „der Männer meist mehr anzieht als Frauen“, erklärt die Tochter einer Sportlehrerin, die eine erfolgreiche Turnerin war, bevor sie an der Québec Circus School den Cyr-Wheel-Pionier Daniel Cyr und den Einreifen kennenlernte. „Das hat mich stark inspiriert.“ Gepaart mit ihrem Talent für Tanz und Theater entwickelte sie ihr ganz individuelles, längst mit einem „Silbernen Clown von Monte Carlo“ preisgekröntes Bewegungsvokabular: „Eigentlich bin ich so eine Art künstlerische Leiterin meines Auftritts. Das heißt, alle Ideen, einschließlich der Kostüme, Choreografie und Musikauswahl sind meine eigene Kreation.“

Abgeschottetes Privatleben und Zeit für Entspannung in der Natur

Trainieren, proben, schlafen, essen, täglich außer montags jeden Abend auftreten: Bleibt dazwischen Zeit für Entspannung? Nun, am liebsten ist sie am Meer oder in der freien Natur, um abzuschalten. „Ich liebe es, zu segeln“, schwärmt sie mit einem strahlenden Lächeln von herrlichen Turns zwischen Wind und Wellen sowie dem Golfspiel. Und natürlich hat sie ein Faible für Geschwindigkeit. Zwar nicht auf dem Hockenheimring, aber sie genießt es mit dem Motorrad in den Bergen und an Seen entlang zu düsen. Doch dafür bleibt leider nur zwischen zwei Engagements genügend Zeit. Genau wie für Freunde und ihre Familie? „Mein Privatleben halte ich sehr strikt aus meinem Beruf heraus.“ Nur so viel: In den Sommermonaten treffe sie ihre Familie regelmäßig. „Und wenn ich wegen meiner Arbeit in Städten feststecke, dann gehe ich gerne in die Sauna, schwimme und nehme Massagen.“

Auf die Frage, was ihr der Job bedeutet kommt die Antwort kreiselschnell: „Alles“ - was sie besitze, was sie geworden sei: „Und jeden Menschen, der mir in meinem Leben begegnet und wichtig ist, habe ich wegen meines Berufs kennengelernt.“

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