„Wir wollen nicht mit dem Kopf durch die Wand“ stellt Rolf Balschbach gleich zu Beginn der Palazzo-Pressekonferenz klar, „aber wir halten uns – entgegen unkontrollierten privaten Feiern – für gut gerüstet, was den Kampf gegen Corona anbetrifft.“ Denn auch wenn es bei dem Pressegespräch im Hause Epicto in Edingen-Neckarhausen eigentlich vor allem um die Vorstellung der neuen Künstler für die Saison 2020/2021 gehen sollte: Die Situation von Mannheim als aktuellem Risikogebiet stand dabei klar im Fokus der Varieté-Verantwortlichen. Im Gespräch mit Moderatorin Annette Müller zeigten die Palazzo-Organisatoren Balschbach und Gregor Spachmann dabei vor allem, dass sie mit ihren Konzepten auf alle Eventualitäten vorbereitet sind.
Regelmäßige Tests
So gewährleiste man für alle Künstler und Team-Angehörigen fortwährende Corona-Tests, um mögliche Superspreader-Ereignisse zu vermeiden. Wenn einzelne Beteiligte positiv auf das Virus getestet werden sollten, gebe es auf künstlerischem und gastronomischem Parkett kurzfristigen Ersatz. „Unser Spiegelzelt darf nicht der Ort sein, an dem sich das Risiko erhöht“, erklärt Spachmann dem „MM“ erneut die Details des Hygienekonzepts – und bezieht sich dabei auf die lichte Bestuhlung, erbetene Gruppenbuchungen und die Installation einer besonderen Klima- und Filteranlage.
Unterstützung der Stadt
Finanziell habe man sich das unternehmerische Risiko einer angedachten Spielzeit nur durch die Unterstützung der Stadt Mannheim erlauben können. Wie diese Redaktion berichtete, dürfen die Veranstalter den aufwendigen Bau am Stadteingang der Wilhelm-Varnholt-Allee auch nach der bisher auf acht Wochen angesetzten Spielzeit bis zum Spätherbst 2021 stehen lassen, um den Betrieb dann wieder aufzunehmen. Doch auch die kooperierenden Dienstleister hätten sich in der Zusammenarbeit als „erstaunlich großherzig“ gezeigt und ein „wunderbares Entgegenkommen“ signalisiert: „Es vermittelt ein gutes Gefühl, dass sich die Kultur- und Veranstaltungsbranche in ohnehin schweren Zeiten gegenseitig stützt – und wirtschaftlicher Mut so auch belohnt werden kann“, so Spachmann.
Eine positive Stimmung, die sich für die Programmverantwortlichen auch in den Vorverkäufen widerspiegelt. Nach eigenen Angaben seien derzeit bereits 70 Prozent der Tickets verkauft worden. Bei gleichbleibender Nachfrage würden weitere Folgetermine angehängt – mögliche Verschiebungen oder Nachholaufführungen ausgenommen.
Für das spezifische „Lebensfreude“-Programm haben die Macher dabei ein showtechnisches Aufgebot an Palazzo-Klassikern und absoluten Premieren ersonnen. Auf die zeitlos bewährten Kräfte des Revue-Ensembles dürfen sich die Gäste ab dem 19. November ebenso verlassen wie auf die Entertainer-Qualitäten von Pianist und Sänger Rick Coleman. Gleich nach dem ersten Gang wartet jedoch die erste Palazzo-Uraufführung auf die geschätzten Gäste, wenn das Spiegelzelt von der packenden Kraftakrobatik der Messoudi Brothers erfüllt wird. Rasant wird es auch bei den Rollschuh-Experten von Skating Flash zugehen – und wem die Drehung auf den Füßen allein nicht reicht, wird ins Staunen geraten, wenn die Rossi-Gebrüder binnen Sekunden zahllose Salti schlagen. Ob die ungarischen Künstler des Trio Bokafi anschließend eigene Akzente auf dem Schleuderbrett setzen, oder Iryna Pitsur Kontorsionen zwischen Handstand und Hoola Hoop präsentiert: Der Fokus soll dabei auf der Mittelbühne liegen, um theatrale Vielfalt zu bieten, die Mindestabstände garantiert.
Emotionale Kontraste
Zwischen den Wasser-Luft-Nummern von Viviana Rossi und den Gesangseinlagen von „The Voice of Germany“-Kandidat Rüdiger Skoczowsky soll Platz für emotionale Kontraste bleiben. Beim humoristischen Auftritt von Jongleur und Zauberer Steve Eleky soll kein Auge trocken bleiben – auch bei den poetischen Sandmalereien von Natalya Netselya. Besonders stolz zeigten sich Spachmann und Balschbach über die Verpflichtung der erst 16-jährigen Handstandakrobatin Viktoriia Dziuba, die Mannheim ebenso in Staunen versetzen soll wie das Finale mit den Tuchakrobaten von Golden Dream. Ein Programm, in dessen Angesicht Balschbach entschlossen zu Protokoll gibt: „Wir sind uns sicher – bei diesem Aufgebot wird die Lebensfreude nicht unter der Pandemie leiden.“
Die Palazzo-Saison 2020/21
- Die anstehende Palazzo-Spielzeit ist zunächst für den Zeitraum vom 19. November 2020 bis 10. Januar 2021 vorgesehen.
- Laut Veranstalter sind bereits 70 Prozent der Karten verkauft. Bei weiterhin hoher Nachfrage besteht die Möglichkeit, die Saison zu verlängern. So stünde auch für Corona-bedingt notwendige Nach-hol- oder Ausweichtermine ein Zeitfenster zur Verfügung.
- Um Mindestabstände zu garantieren, haben die Verantwortlichen die Kapazität auf 350 Personen pro Abend begrenzt – zudem kommt ein eigens angeschafftes Lüftungs- und Filtersystem zum Einsatz.
- Tickets für Show und Gala-Menü sind ab 79 Euro unter der Nummer 01805/609030 sowie auf www.palazzo-mannheim.de erhältlich. Showbeginn ist jeweils um 19.30 Uhr, an Sonn- und Feiertagen beginnt das Programm bereits um 18 Uhr. Einlass ist jeweils 90 Minuten vor Beginn.
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