Ostern

Ostermarsch zieht mit rund 450 Menschen durch Mannheim

„Friedensfähig statt kriegstüchtig“ lautet das Motto des diesjährigen Ostermarsches in Mannheim. An der Kundgebung nahmen rund 450 Menschen Teil.

Von 
Katja Geiler
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Innenstadt. Wie bringt man einen Autokraten, der in ein Nachbarland eingefallen ist, oder eine Terrororganisation, die Geiseln gefangen hält, dazu, die Waffen niederzulegen? Die Lösung des Friedensbündnisses lautet: Verhandlungen. Diese wurden immer wieder lautstark eingefordert auf dem diesjährigen Ostermarsch. „Frieden schaffen ohne Waffen ist, meiner Meinung nach, immer noch der einzige Weg zum Frieden, es gibt keinen gerechten Krieg. Bei kriegerischen Handlungen werden immer wir Menschen getötet und verletzt“, sagte Hedwig Sauer-Gürth, die die Veranstaltung moderierte.

Teilnehmer am Mannheimer Ostermarsch wollen Präsenz zeigen

Der Berliner Appell „Frieden schaffen ohne Waffen“ wurde 1982 in Ost-Berlin verfasst, die Ostermärsche selbst gibt es seit 1960. Das Motto des diesjährigen Marsches in Mannheim, der auf den Kapuzinerplanken begann, lautete „Friedensfähig statt kriegstüchtig – Keine Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland.“ Die Pläne der Regierung zur Aufstockung der Bundeswehr sieht das Bündnis äußerst kritisch. „Wir können nicht zuschauen, wie Milliarden in Waffen investiert werden. Wir wünschen uns Diplomatie für die Ukraine. Die Taurus-Lieferung lehnen wir ab“, sagte Nalan Erol, Fraktionsvorsitzende LTK.

Putins Einfall sei völkerrechtswidrig, Trump dagegen interessiere sich nur für wirtschaftlichen Profit, was die Ukraine betrifft. In den Medien werde darüber diskutiert, noch mehr Waffen zu liefern. Für die „Wiederaufrüstung Europas“ will die EU 800 Milliarden Euro investieren bis ins Jahr 2030. „Das Geld könnte woanders gut gebraucht werden, für Pflegekräfte, Erzieher, Wohnungen“, so Erol. Für die derzeitigen Kriege weltweit forderte das Friedensbündnis: Keine Unterstützung mit deutschen Waffen und einen sofortigen Waffenstillstand.

„Wir nehmen am Ostermarsch teil, weil man sich präsent machen muss für seine Meinung. Das Motto, friedensfähig statt kriegstüchtig, ist genau meine Haltung“, sagte Reinhilde, eine Teilnehmerin. „Die Leute sind zu beschäftigt mit Konsumieren und Arbeit. Außerdem greift man nach vermeintlichen Sicherheiten, aber es gibt keine, niemand kann sie einem geben.“ Auf die Frage, ob man im Notfall verteidigungsfähig sein sollte, antwortete Karin: „Das muss man schon, aber das ist ein Unterschied zu kriegstüchtig.“ Reinhilde fügte hinzu: „Mir fehlen charismatische Leute wie zum Beispiel Willy Brandt, der Ideen hat, andere Wege geht.“

Ostermarsch zieht mit rund 450 Teilnehmern durch Mannheim

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Dieter Theuerkauf mit seinem Dudelsack und der Gruppe „Trotz Alledem“, die das Lied „Wehrt euch, leistet Widerstand, gegen Krieg und Aufrüstung im Land“ zur Melodie von „Hejo, spann den Wagen an“ sang. Kurz darauf setzte sich der Zug mit rund 450 Teilnehmern in Bewegung, durch die Planken, die Breite Straße entlang, über die Kurpfalzbrücke zum Alten Messplatz. Dort fand die Kundgebung mit Regina Hagen statt.

Die Darmstädterin ist als Friedensaktivistin bei mehreren Kampagnen aktiv, zum Beispiel „Friedensfähig statt erstschlagfähig. Für ein Europa ohne Mittelstreckenwaffen.“ Hagen kritisierte die Pläne der Bundesregierung, weitreichende Marschflugkörper in Deutschland zu stationieren. Die würde eine Provokation für Russland darstellen und könnten zu einer „weiteren Verschärfung“ führen. „Russland ist ein Nachbar in Europa, einen Frieden kann es daher nur mit Russland geben. Trump prahlte damit, den Ukrainekrieg schnell zu beenden. Er schaffte es nicht, nun darf es Europa allein richten.“

Noch 2024 wurde von Olaf Scholz und dem damaligen US-Präsidenten Joe Biden die Stationierung von Dark Eagle, eine Hyperschallwaffe mit großer Reichweite, beschlossen, diese soll ab dem Jahre 2026 stattfinden. Der Marschflugkörper Taurus, über den in letzter Zeit diskutiert wird, ob er in die Ukraine geliefert werden soll, kann sogar unter dem Radar fliegen. Putin spreche von einem „Messer an der Kehle“. Bei einem möglichen Fehlalarm schlage er zurück, meinte Hagen.

„Es kommt zu einer Eskalation, und Deutschland liegt im Zentrum des Geschehens. Wollen wir uns solch ein Szenario vorstellen?“ fragte die Aktivistin die Beteiligten der Demo. „Nein!“, lautete die mehrstimmige Antwort. Russland selbst besitzt die mobilen Mittelstreckenraketen „Oreschnik“ aus eigener Produktion. Hagen blickte zurück auf eine Zeit, in der die Abrüstung funktionierte: 1986 hatten sich Reagan und Gorbatschow auf einem Abrüstungsgipfel in Reykjavik getroffen – es herrschte noch kalter Krieg.

Ein Jahr später erklärte sich Gorbatschow bereit, als erster mit der Abrüstung zu beginnen. Das ist fast 40 Jahre her, und mit Trump und Putin nicht vorstellbar. Doch das Friedensbündnis gibt die Hoffnung nicht auf und fordert immer wieder „Nirgendwo Mittelstreckenraketen! Abzug der amerikanischen Truppen aus Wiesbaden und Grafenwöhr! Verhandlungen statt Aufrüstung!“ Ob es bei den Adressaten ankommt? Um es mit einem Klassiker der Friedensbewegung zu sagen: „Die Antwort weiß ganz allein der Wind.“

Am morgigen Ostermontag, 21. April wird um 15 Uhr noch eine Kundgebung am Haupteingang am Coleman Army Airfield, Sandhofen stattfinden. Auch hier wird für einen Abzug der US-Streitkräfte demonstriert.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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