Mannheim. Schnell sei reagiert worden, und unbürokratisch sei das geplante Verfahren ebenfalls - so viel Lob wie am Dienstagabend von den Stadträtinnen und Stadträten im Hauptausschuss gibt es für die Stadtverwaltung selten. Gemeint ist der Nothilfefonds, den das Rathaus für Vereine einrichten will, die durch Inflation und steigende Energiepreise in existenzielle Gefahr geraten sind. 1,5 Millionen Euro möchte die Verwaltung bereitstellen, um solche Vereine vor der Insolvenz zu retten. Die Stadträte beschlossen das Vorhaben ohne Gegenstimme. Die endgültige Entscheidung nächste Woche im Gemeinderat ist damit nur noch Formsache.
Der Nothilfefonds soll das letzte Mittel sein, wenn alle Zuschussmöglichkeiten von Bund und Land ausgeschöpft sind: Die Vereine können laut Beschlussvorlage beim jeweils zuständigen Fachbereich Unterstützung beantragen. Sie müssen dann die drohende Insolvenz und die ergriffenen Gegenmaßnahmen, insbesondere Energiesparmaßnahmen, nachweisen. Die Verwaltung hatte explizit Vereine aus den Bereichen Sport, Kultur und Soziales als mögliche Empfänger benannt. Auf Wunsch von Gerhard Fontagnier (Grüne) und Birgit Reinemund (FDP) wurde diese Einschränkung allerdings gestrichen und der Fonds allen gemeinnützigen Vereinen zugänglich gemacht.
Bei Vereinen kommt Hilfsfonds gut an
Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) betonte, man wolle keine komplizierten Richtlinien aufstellen, sondern die Hilfe über „Einzelfallentscheidungen“ regeln, danach dem Gemeinderat berichten und so Transparenz herstellen. Auch wenn ein Verein nicht in seiner Existenz gefährdet sei, aber aus finanziellen Gründen trotzdem sein Angebot erheblich einschränken müsse, sei nach Rücksprache mit dem Gemeinderat eine Hilfe möglich.
Bei den Vertretern von Vereinen kommt der Hilfsfonds gut an. Mit einer möglichen Insolvenz sei bislang zwar noch kein Sportverein auf sie zugekommen. „Aber die fälligen Zahlungen beginnen gerade erst. Der Zeitpunkt für eine Prognose ist noch zu früh“, sagt Sabine Hamann, die Vorsitzende des Sportkreises Mannheim. Auch wenn zahlreiche Vereine durch die gestiegenen Energiekosten bereits in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind (wir berichteten), hält Hamann es für richtig, die 1,5 Millionen Euro aus dem Fonds nicht einfach unter allen aufzuteilen. „Die Mannheimer Stadtverwaltung hat sich ganz gezielt gegen ein Gießkannenprinzip entschieden, und diese Entscheidung unterstütze ich.“
Manche Vereine würden etwa eine Halle oder ein Schwimmbad unterhalten, andere hingegen benötigten keine differenzierte Sportstätte oder mieteten diese nur. „Da kann man nicht dieselbe Bemessungsgrundlage nehmen.“
Mögliche Schieflage kommt verzögert bei Vereinen an
Sie weiß, dass die bürokratischen Hürden für finanzielle Hilfen von Bund und Land mitunter hoch sein können. Ein Verein mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer habe ganz andere Kapazitäten als ein kleinerer Verein, in dem der Vorsitzende sein Amt neben seinem Hauptberuf ausübt. Darum informiere der Sportkreis seine Vereine intensiv über Hilfsmöglichkeiten.
Bei den Jugendvereinigungen haben die ersten Verbände Finanzprobleme angekündigt. Das berichtet Andreas Lindemann, Jugendbildungsreferent des Stadtjugendrings (SRJ). Auch er betont aber, dass die Abrechnungen, Nebenkosten und Anpassungen von Abschlagszahlungen jetzt erst ankommen und dann mögliche Schieflagen zeitverzögert im SRJ aufschlagen. „Wir haben das Thema frühzeitig im Sommer angesprochen. Jetzt haben die ersten signalisiert, dass die Kosten hochgehen. Im März oder April haben wir verlässliche Punkte, wer tatsächlich bedroht ist“, sagt Lindemann.
Er will die Situation aber nicht überdramatisieren und hofft darauf, dass letztendlich kein Verein wegen der gestiegenen Energiekosten auf der Strecke bleibt. Der Fonds stoße beim SRJ jedenfalls auf viel positive Resonanz, betont Lindemann.
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