Gedenken - Befreiung vom Hitlerfaschismus vor 76 Jahren

"Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“: Zeichen gegen Rechts in Mannheim

Von 
Sylvia Osthues
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Das OAT Mannheim (Offenes Antifa-Treffen) fordert den Tag der Befreiung am 8. Mai zum Feiertag und Tag der Erinnerung zu machen. © Sylvia Osthues

Mannheim. Seit vielen Jahren steht mitten in Mannheim, in unmittelbarer Nähe zum Rathaus, das Denkmal von Friedrich Schiller – dem Dichter der Freiheit. Genau der richtige Ort, um am 8. Mai die Befreiung vom Hitlerfaschismus vor 76 Jahren zu feiern mit Text- und Musikbeiträgen von Einhart Klucke, Bernd Köhler, Bettina Franke, Monika-Margret Steger und Joachim Romeis von der Künstlergruppe „Bunte Vielfalt statt völkische Einfalt“. Zu der Demonstration für Demokratie, Frieden und Solidarität hatten die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) Mannheim, die VVN-BdA Heidelberg, die Naturfreunde Mannheim, die Freireligiöse Gemeinde Mannheim und das Offene Antifaschistische Treffen Mannheim aufgerufen.

Rund 120 Menschen kamen zur Corona-gerechten Kundgebung auf dem Schillerplatz mit Mund-Nasen-Schutz und mit zwei Meter Abstand zusammen, um gemeinsam ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Mit dem Moldau-Lied, präsentiert von Bernd Köhler (Gesang/Gitarre) und Joachim Romeis (Geige), wurde die Kundgebung eröffnet. Es folgte eine Ansprache von Fritz Reidenbach vom VVN-BdA Mannheim. Er erinnerte an die Befreiung Mannheims vom NS-Regime am 29. März 1945 durch die US-Army. Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endete am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg, in dem über 65 Millionen Menschen in Kampfhandlungen oder als zivile Opfer getötet wurden.

In Mannheim endete der Krieg bereits am 29. März. An diesem Tag wurde die Stadt friedlich durch Gretje Ahlrichs per Telefon an die Amerikaner übergeben. Bei militärischen Kämpfen zur Befreiung der Stadt sind aber noch 150 Menschen zu Tode gekommen. Einen Tag vorher, am 28. März gab es an der alten Festungsmauer in den Lauerschen Gärten drei standrechtliche Erschießungen, weil drei Beschäftigte des Kaufhauses Vetter eine weiße Fahne gehisst hatten.

Reidenbach erinnerte auch an die 22 Widerstandskämpfer der Lechleitergruppe, die 1942/43 in Stuttgart hingerichtet wurden, sowie an alle anderen Widerstandskämpfer, die durch Folter, Zuchthaus oder in KZs umgebracht wurden, an die Juden, die nach Gurs und von dort nach Auchwitz deportiert und umgebracht wurden, an die ermordeten Sinti und Roma, an Bibelforscher, sogenannte Asoziale, Justizopfer und die zu Tode geschundenen und erschossenen Zwangsarbeiter in Mannheimer Betrieben. „Sie alle erlebten die Befreiung nicht mehr.“ Für viele Deutsche sei der 8. Mai eine Niederlage gewesen, weil sie Teil des NS-Systems waren. Eine wirkliche Entnazifizierung habe es nach 1945 nicht gegeben. Während in vielen Ländern in Europa, Russland und den USA die Befreiung als Feiertag begangen werde, habe es hier in Mannheim lange kein Gedenken gegeben. Erst 1955 lud die Stadt zu einem „Tag der Besinnung“ ein.

1980 erlebte Mannheim eine der größten Demonstrationen zum 35. Tag der Befreiung. Reidenbach betonte: „76 Jahre nach Kriegsende sollte den Menschen in unserem Land bewusst sein, dass Deutschland 1945 befreit wurde und dies ein Tag der Freude ist.“ Der 8. Mai soll auch in Deutschland ein Feiertag sein, ein Gedenktag – aber auch Tag der Mahnung, nicht nachzulassen im Kampf gegen Faschismus und Krieg forderten Reidenbach und seine Mitstreiter, (Gabriele Mathieu von den Naturfreunden, Max Wädele von der Freireligiösen Gemeinde, Nadja vom Offenen  Antifa-Treffen (OAT) Mannheim und Silke Makowski vom VVN-BdA Heidelberg).in ihren anschließenden Kurzbeiträgen: „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ Mit dem Lied „Sag Nein!“ von Wolfgang Borchert wurde die Kundgebung beendet.

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