Medienbildung

Newscamp 2024: Jugendliche lernen Umgang mit Medien in Mannheimer Popakademie

In verschiedenen Workshops lernten Schüler, wie seriöse Medien arbeiten. Medienschaffende aus der Region diskutierten wie sie junge Menschen Medienkompetenz vermitteln und sie erreichen können

Von 
Susanne Merz
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In der Diskussion wurde darüber gesprochen, wie junge Menschen den richtigen Umgang mit Medien lernen können und wie etablierte Medien sie erreichen können. © Susanne Merz

Mannheim. „Eigentlich würde ich gerne in China wohnen. Dort ist wenigstens alles geregelt, und es ist nicht alles so kompliziert.“ Von diesem Kommentar einer Schülerin erzählt Meinolf Ellers. Dies spiegle für ihn den Geist einer Zeit wider, in der Menschen in einer komplizierten Welt nach einfachen Antworten suchen. „Für mich ist das auch einer der Gründe, warum autoritäre Ideen zurzeit einen großen Zulauf haben“, sagt er in der Diskussionsrunde. Diese fand am Donnerstag im Rahmen des Newscamps 2024 #UseTheNews in der Popakademie statt. „Die Nachrichtenflut und der Zugang zu Nachrichten sind so komplex, dass es umso wichtiger ist, schon jungen Menschen den richtigen Umgang mit Nachrichten zu vermitteln“, führt Ellers aus. Und genau darum ging es beim Newscamp 2024.

Jugendliche erreichen und im Umgang mit Medien schulen

Deshalb diskutierten verschiedene Medienschaffende aus der Region darüber, wie man Jugendlichen Medienkompetenz vermitteln kann. Und auch darüber, wie die jungen Leute überhaupt von den etablierten Medien erreicht werden können. Zudem fanden von 10 bis 16 Uhr Workshops für Schüler von verschiedenen Mannheimer Schulen statt, die sich im Rahmen der Initiative #UseTheNews mit dem Umgang mit Nachrichten beschäftigten.

Organisiert wurde das Newscamp von der Popakademie in Kooperation mit der Landesmedienanstalt Baden-Württemberg (LFK), bigFM, RNF und dem „Mannheimer Morgen“. Die Initiative #UseTheNews, an der auch der „MM“ beteiligt ist, erforscht die Nachrichtennutzung und -kompetenz junger Menschen und entwickelt neue Informations- und Bildungsangebote. Zudem sucht sie Antworten auf die Frage, wie sich junge Menschen informieren und wie sie besser mit journalistischen Nachrichten zu erreichen sind.

Social-Media-Redakteurin Lisa Knoll vom Mannheimer Morgen hält einen Workshop zum Thema „#hassimnetz – wie wir damit umgehen“. © Susanne Merz

Einig waren sich alle Teilnehmer der Diskussionsrunde darin, dass sie für die gleichen Werte stehen und es ihre Aufgabe sei, demokratische Grundwerte zu verteidigen. Dazu gehöre es, junge Menschen im Umgang mit Nachrichten zu schulen. Ihnen die Grundlagen zu vermitteln, damit sie sich eine eigene Meinung bilden können. „Aber wie kann man Junge noch erreichen, wenn man nur 3,5 Sekunden hat?“, fragt Till Simoleit von BigFM. Denn das sei die Zeitspanne, die bleibe, bis Jugendliche im Durchschnitt weiter swipen, wenn ihr Interesse nicht schon geweckt sei. Damit bezieht er sich auf die Nutzung von Sozialen Medien wie TikTok und Instagram, die junge Menschen vorzugsweise nutzen, um sich zu informieren. Dort kann jeder Inhalte erstellen und veröffentlichen, es gibt keinen Filter, der unseriöse oder falsche Nachrichten, sogenannte Fake News, aussortiert. Und genau hier wollen die Medienmacher ansetzen. „Wir haben Tutorials gestaltet, die es ermöglichen, Fakenews in Sozialen Medien in drei Schritten zu erkennen“, erklärt SWR-Intendant Kai Griffke.

Außerdem sei es „unglaublich wichtig, an die Schulen zu kommen“. Das sieht „MM-Nachrichtenchef Marco Pecht genauso: „Wir sind Jahrzehnte hinterher, Medienkompetenz muss Teil des Lehrplans sein.“ Auch LFK-Chef Wolfgang Kreißig ist überzeugt: „Junge Menschen müssen lernen, wie sie mit TikTok umgehen und wo sie seriöse Nachrichten finden.“

Wege finden, um junge Nutzer zu erreichen

Um Fake-News zu entlarven, müssten laut Griffke auch die etablierten Medien ihren Teil beitragen, indem sie es „aushalten, nicht immer die Ersten zu sein, sondern Nachrichten sorgfältig prüfen“. Simoleit wirft ein, dass das ohnehin nicht mehr möglich sei, denn „junge Leute haben es in 2,5 Sekunden als Push-Nachricht auf ihrem Bildschirm“. Aber wie können die etablierten Medien junge Nutzer erreichen? Die Inhalte müssen die jungen Nutzer ansprechen. Darum hat RNF eine Newsapp für junge Leute entwickelt. Um diese zu etablieren, wurde ein unkonventioneller Weg genutzt. „Zunächst haben wir, um Reichweite zu bekommen, an Quatsch-Challenges teilgenommen, jetzt werden wir im Algorithmus angezeigt“, erzählt RNF-Geschäftsführer Kühnl. Hat der Algorithmus eine App erfasst, weil die Inhalte gesehen wurden, werden deren Inhalte weiterhin angezeigt. So würden jetzt auch nachrichtliche Inhalte angezeigt. „Und wenn sie sich dann zu einem späteren Zeitpunkt für Nachrichten interessieren, kennen sie seriöse Nachrichtenseiten.

Workshops zur Schulung von Nachrichtenkompetenz

In verschiedenen Workshops, die SWR, BigFM, RNF und der „Mannheimer Morgen“ anboten, konnten die Schüler Einblicke in die Arbeit von seriösen Medien gewinnen. Beim Workshop des „MM“ von Lisa Knoll zum Thema „#hassimnetz - wie wir mit Anfeindungen umgehen“ erfuhren sie beispielsweise, aus welchen Gründen Kommentare gesperrt werden. Aber auch, welche Quellen als seriös betrachtet werden und warum diese trotzdem immer noch auf Logik geprüft werden müssen.

Im SWR-Workshop von Kim Patro und Nika Layeghi lernten die Schüler zunächst, wie aus einer Info eine News wird, wie der SWR Videos macht und wie man Skripte schreibt. Im praktischen Teil machten sie das alles selbst. Sie planten ein Thema, schrieben das Skript, nahmen das Video auf, schnitten es und präsentierten es am Ende im Workshop.

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