Tag der offenen Tür - Besucher können selbst hinter dem Steuer sitzen / RNV präsentiert Neuheiten / Viel los in der Möhlstraße

Neunjähriger lenkt die Bahn

Von 
Maximilian Hempel
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Der neunjährige Nelio konnte beim Tag der offenen Tür der RNV selbst eine Straßenbahn steuern. © Hempel

Selbstbewusst hat sich die RNV am Tag der offenen Tür der Öffentlichkeit präsentiert. Für die Zukunft ist Christian Volz zuversichtlich. „Wir sind ein wachsendes Unternehmen und strengen uns für einen guten ÖPNV und eine saubere Umwelt mächtig an“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft. Und das öffentliche Interesse ist groß. Gleich zu Beginn strömen die Besucher auf das Werksgelände in der Möhlstraße. Lange Schlangen bilden sich an den Hauptattraktionen. Denn wer sich vorher angemeldet hat, bekommt die Möglichkeit, mal selbst Straßenbahn zu fahren.

Interesse liegt in der Familie

Denise Schmitt aus Heidelberg ist bereits im vergangenen Jahr mitgefahren. Der gelernten Zahntechnikerin macht es dennoch immer wieder Spaß. „Ich bin mit Straßenbah-nen groß geworden. Viele meiner Familienangehörigen arbeiten in unterschiedlichen Berufen bei der RNV“, sagt die 20-Jährige. Kurz darauf darf sie den Zug, unter Anleitung von Andreas Walter, in Bewegung setzen. Im Schritttempo rollt die Bahn über das Werksgelände, an jeder Kurve schellt die Klingel.

Auch der neunjährige Nelio wartet gemeinsam mit seinen Großeltern auf seine Fahrt. Den Fachjargon der Straßenbahner beherrscht er schon. „In der Bombardier bin ich auch schon selbst gefahren“, merkt er mit Blick auf den Firmennamen des Herstellers stolz an. Sein Berufswunsch? Natürlich Straßenbahnfahrer. Mit dem Wunsch hätte er derzeit gute Aussichten auf eine Stelle. Alleine in diesem Jahr hat die RNV gut hundert neue Stadtbahnfahrer eingestellt, Tendenz steigend. „In den vergangenen fünf Jahren sind insgesamt 250 neue Mitarbeiter ins Unternehmen gekommen“, erklärt Volz. Vor allem Fahrer, aber auch Ingenieure für den Ausbau der Infrastruktur sowie Fahrzeugtechniker für die Wartung der Bahnen.

Die wachsende Zahl neuer Angestellter erfordert eine qualifizierte Ausbildung. Dafür hat die RNV für 1,9 Millionen Euro einen neuen Fahrzeugsimulator angeschafft, in dem ab sofort Fahrer in Ausbildung virtuell geschult werden können (wir berichteten). Alexander Koch, der von Anfang bis Ende an dem Projekt mitgearbeitet hat, erklärt die Vorzüge des Simulators. „Es ist nicht immer möglich, auf stark befahrenen Strecken zu üben. Und insbesondere Notfälle können wir im Regelbetrieb kaum erproben. Die würden den ganzen Verkehr lahmlegen.“

Lob für neuen Simulator

Zwei Jahre lang hat Koch die Entwicklung von Gerät und Computerprogramm begleitet, heute kann er Mannheims Ersten Bürgermeister Christian Specht den Simulator vor-führen. Specht fährt seine ersten Meter auf der virtuellen Linie 6 unter der Neuostheimer Carlo-Schmidt-Brücke hindurch. Es hat hier alles, was es auch in einem echten Führerhaus gibt: verstellbare Sitze, alle Schalter und Hebel sowie eine detailliert nachempfundene Darstellung der Strecken. Außerdem sorgen Töne, Außengeräusche und ruckelnde Sitze für ein realistisches Fahrempfinden. Specht ist zufrieden. „Ein toller erster Eindruck. Man spürt förmlich das Fahrzeug.“

Eine weitere Neuigkeit erwartet die Besucher in der angrenzenden Viehhofstraße. Dort steht der Modellwagen, der für das Jahr 2020 in Auftrag gegebenen Rhein-Neckar-Tram. In einem Vorführraum ist das Fahrzeug erstmals in dieser Form für die Öffentlichkeit zugänglich – der Andrang ist groß. Projektleiter Saad Alkhargi und sein Kollege Alexander Graf führen durch den Wagen und müssen dabei viele Fragen beantworten. Auf was wurde bei der Konstruktion wert gelegt? Welche Neuerungen gibt es? Und ist das Fahrzeug behindertengerecht?

Ins Auge fallen dabei vor allem die neuen Sitze aus Holz sowie die versetzt angeordneten Bänke für mehr Beinfreiheit. Rudolf Fehr aus dem Odenwald ist Vielfahrer. Die Strecke Weinheim-Viernheim fährt er besonders oft. Er gibt sich überzeugt vom neuen Wagen. „Innerlich und äußerlich sieht das top aus. Die versetzten Plätze finde ich toll, da gibt es mehr Platz für die Passagiere.“ Lediglich bei den Holzsitzen ist Fehr skeptisch. „Da bin ich gespannt, wie lange es dauert bis sich der Erste mit seinem Taschenmesser verewigt.“

Info: Fotostrecke unter morgenweb.de/mannheim

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Die längste Tram der Welt

  • Rund 2200 Menschen arbeiten für die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV): vom Fahrkartenkontrolleur bis zum Projektleiter.
  • Mit bis zu 60 Metern Länge wird die neue Tram die längste Straßenbahn der Welt sein. Laut RNV sind die neuen Haltestellen der Linien 1, 4 und 5 bereits baulich an die überlange Bahn angepasst. Mehr Infos gibt es im Netz unter www.rnt2020.de.
  • Wer einmal selbst Probesitzen will, kann das in eigens dafür eingerichteten Showrooms im Quartier Q 6/Q 7 tun. hm

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