Mannheim. Ein Hauch von Badespaß lässt sich an diesem sonnigen Tag schon spüren. Das liegt nicht nur an der Quietscheente, die man am Eingang geschenkt bekommt. Sondern vor allem an der launigen Veranstaltung. Ein blendend gestimmter Oberbürgermeister begrüßt „auf einer der größten Baustellen in der Geschichte der Sportstadt Mannheim“.
Die wichtigsten der rund 100 Gäste, die zum Richtfest des Kombibads im Herzogenried gekommen sind, nennt Christian Specht namentlich. Sollte er jemanden aus dem Gemeinderat übersehen haben, bittet der Christdemokrat um Handzeichen. Darauf werden noch einzelne Finger gestreckt. Nun sei geklärt, „dass sich niemand mehr im Becken versteckt“, scherzt Specht.
"Investition in die Lebensqualität der Menschen"
Die Schwimmbecken sind dort, wo zu Jahresbeginn noch eine mit rund 5000 Quadratmetern gigantische Baugrube klaffte, bereits betoniert. Der Rohbau der Schwimmhalle um sie herum ist nicht minder beeindruckend. In ihrer Pressemitteilung spricht die Stadt gar „vom größten Infrastrukturprojekt des Mannheimer Sports“ - aber das dürfte sich primär auf die Kosten beziehen. Die sind mittlerweile auf 65 Millionen Euro gestiegen. Beim Grundsatzbeschluss vor sieben Jahren war mit 31,5 Millionen kalkuliert worden.
Die Erweiterung des Freibads um ein Hallenbad koste nun zwar schon sehr viel Geld, sagt Specht. Aber das sei eine Investition in die Lebensqualität der Menschen. Im Unterschied zu anderen Kommunen liege das neue Erlebnisbad nicht am Rand, sondern im Herzen der Stadt.
„Im Norden haben wir ja noch das Carl-Benz-Bad“, so Specht. Doch für die Menschen im Zentrum sei das Herzogenriedbad immer schon sehr wichtig, als Begegnungsstätte wie für den Sport. SPD-Fraktionschef Reinhold Götz habe ihm gerade erzählt, dass er hier „beim Eckfangen“ Schwimmen gelernt habe.
Später klärt der Sozialdemokrat den ahnungslosen Reporter auf, was „Eckfangen“ ist: Als Kinder hätten sie rund ums Zwei-Meter-Becken Fangen gespielt und die Ecken übersprungen. „Da ließ es sich nicht vermeiden, auch mal ins Wasser zu fallen und unterzutauchen. Dann lernt man zwangsläufig schwimmen.“
Specht witzelt, er sehe schon vor seinem geistigen Auge, „wie sich die wagemutigen Nachfolger von Herrn Götz hier vom Zehnmeterturm stürzen“. Er preist auch weitere Elemente wie einen Whirlpool und eine Wellenrutsche, die auf Wunsch des Gemeinderats noch ins Konzept aufgenommen wurden. Das Erlebnisbad werde nun so „imposant“, dass die Menschen darin sogar „ein Stück Urlaub“ verbringen könnten.
Allerdings hapert es noch an der Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr. Das bestätigt auf Nachfrage Bürgermeister Ralf Eisenhauer „Wir setzen uns dafür ein, dass der Bus vor der Tür hält.“ Das könnten nach bisherigen Planungen nur Schulbusse. Doch sei der Fußweg von der Stadtbahn hierher zu weit.
Als Redner ist der Sportdezernent von der SPD beim Richtfest nicht gefordert, das übernimmt alles Specht. Der erinnert auch an den Spatenstich vor zwei Jahren. Damals hätte sich niemand träumen lassen, wie unfassbar viele Kampfmittel hier gefunden würden - ein Hauptgrund für den Kostenanstieg und die Verzögerung. Eigentlich sollte das Kombibad Ende 2023 fertig werden, nun wird es voraussichtlich Ende 2025. Der Oberbürgermeister verspricht, zur Eröffnung wieder den Gemeinderat einzuladen, alle darin hätten ja „mindestens Freischwimmer“.
Nach dem Stadtoberhaupt darf noch Architekt Sebastian Jehle ans Mikrofon. Er schwärmt von dem „herausragend schönen Park“ hier. Durch die gläserne Seitenwand werde man einen herrlichen Blick auf die Freibandlandschaft haben. Zu ihr soll es Übergangsmöglichkeiten geben, man kann aber beide Bereiche einzeln besuchen. Der neue Hallenbadkomplex wird auch ein eigenes Becken und einen Rutschentreppen-Teil im Freien haben.
Schließlich sind jene Männer dran, die eine halbe Stunde mit Weinflaschen und Gläsern auf einem Betonvorsprung unter dem Dach warteten. Zwei tragen abwechselnd den launig gereimten Richtspruch vor. „Die Maurer und die Zimmersleut’, die haben keine Müh’ gescheut“, heißt es etwa. Zwischendurch leert jeder drei Mal ein großes Weinglas in einem Zug, wie es Tradition ist. Es endet mit: „Zum Schluss trink’ ich mein Glas noch leer, zum Wohl der Stadt und Gott zu Ehr’.“ Dann werfen sie ihre Weingläser in eines der Schwimmbecken. Bis die wagemutigen Nachfolger von Reinhold Götz da eines Tages eintauchen, liegen bestimmt keine Scherben mehr auf dem Grund.
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