Begegnungsort Café "Bee Five" - Psychisch Erkrankte und körperlich beeinträchtigte Menschen arbeiten mit / Foodsharing, Bücher, Ehrenamtliche gesucht

Neues Inklusionscafé mitten in den Mannheimer Quadraten

Von 
Lea Seethaler
Lesedauer: 
© Lea Seethaler

Studis, Menschen mit Handicap, Schüler, Nachbarn: Im Café „Bee Five“ bringt der Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) Menschen zusammen. Per inklusivem Café. Denn in B5,20, mitten im Innenhof mit Feigenbaum, gibt es ab sofort Kaffeespezialitäten und Kuchen.

Diejenigen, die am Tresen stehen, sind psychisch erkrankte Menschen. Oder Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung. Sie lernen, angeleitet durch Mitarbeitende vor Ort, im Café zu bedienen.

Vorfreude bei zukünftigen Mitarbeitenden

Einer, der ab dieser Woche mithilft, ist Alexander. Über die Arbeitstherapeutische Werkstätte (ATW), Kooperationspartner von Bee Five, kam er zu seinem Job. Dass er nun eine Beschäftigung hat, erfülle ihn mit „Stolz“ und neuem Selbstwertgefühl, erzählt er bei der Eröffnungsfeier und seine Augen funkeln. Der große Mann, der langsam und bedacht spricht, sagt: „Mein Ziel ist es, auch nächstes Frühjahr noch hier zu arbeiten.“ Sein Kollege Franco, der neben ihm steht, stimmt zu: „Die Arbeit im Café ist eine tolle Gelegenheit!“. Ihn erfülle „der gute Zweck dahinter“ schon jetzt.

Während die Menschen mit Beeinträchtigung ihre Arbeit im Café erlernen, sollen Besucher und Mitwirkende „Toleranz durch Miteinander in Alltagssituationen“ lernen: Das jedenfalls ist die Vision von SKF-Geschäftsführer Herbert Baumbusch und seinem Team.

Birgit Dittmer aus der SKF-Verwaltung und Elisabeth Becker vom Babyladen Baby5 begutachten im „Bee Five“ schonmal den selbstgemachten Honig. © Lea Seethaler

Die Café-Idee kam von den Mitarbeitenden des SKF selbst, berichtet Baumbusch. Den Traum, mal ein eigenes Café zu haben, hatten nämlich viele in der Belegschaft, erzählt er. Warum also nicht vereinen mit der täglichen (sozialen) Arbeit? Mit etwas Geschick und guten Ideen wurde das dann Café immer konkreter. Mittlerweile wurde eine Ape, ein kleines dreirädriges Gefährt mit Theke besorgt, um flexibel zu bewirten. Sie bildet nun das Zentrum des Cafés im Hof. Bei schlechtem Wetter geht es in die SKF-Räume drinnen.

Heimischer Honig zum Verkauf

Und wie kam es zu der originellen Benennung des Cafés? Der Name Bee Five, der lautsprachlich das englische Wort für das Mannheimer Quadrat sowie für „Biene“ ist, wurde nicht umsonst gewählt. Im Hof wird auf einer begrünten Terrasse beim „Bienenprojekt“ Honig gemacht - der kann auch erworben werden. Er entsteht in Zusammenarbeit mit einem weiteren Kooperationspartner und Nachbar im Quartier, dem Ursulinen-Gymnasium. Zusammengearbeitet wird auch weiteren Nachbarn, nämlich mit der Bildungsstätte St. Clara und dem Caritasverband. Begegnung ist im Quadrat B5 sowieso vorprogrammiert. Und sehr gewollt. So finden sich auch Wohnungen für psychisch Erkrankte im Gebäude, ein betreutes Wohnen für Senioren ist nicht weit.

© Lea Seethaler

Dekan segnet und freut auf Kaffee

Auch „Nachbar“ Karl Jung, katholischer Dekan, sagt bei der Eröffnungsfeier augenzwinkernd, dass er sich natürlich auch freue, sich bald in nächster Nähe zur Jesuitenkirche seinen Kaffee abzuholen. Dann spricht er über den heiligen Ambrosius und schlägt so den Bogen zum Namen des Cafés. Bevor er dieses und die anwesenden Gäste segnet, erzählt er die genaue Geschichte des Heiligen.

Ambrosius nämlich, Patron der Bienen, werde oft mit einem Bienenkorb an seinem Fuß abgebildet. Bienen seien laut der Überlieferung in Ambrosius´ Mund geflogen - hätten aber nicht gestochen, so Jung. Sondern sie hätten süßen Honig abgelegt, und fortan predigte Ambrosius seine Worte „süß wie Honig“ für die Ohren der Menschen. Dass der Besuch des Cafés das „Innere des Herzens“ berühre und dass die Menschen „süß wie Honig“ neu miteinander umgingen, das wünsche sich Jung. Ebenso, dass sie Gemeinschaft neu lebten und die Idee der Inklusion weitertrugen, wie Ambrosius seine Botschaften - und so den „Geist der Inklusion“ förderten. „Inklusion funktioniert nur, wenn sie im Alltag gelebt wird“, sagt auch Herbert Baumbusch. Es sei ein gutes Gefühl, das Engagement der Menschen zu sehen. Er sei gespannt, wie sich das Projekt entwickle, man bleibe flexibel und sei voller Ideen. Dazu gehört auch die neue zugehörige Büchertauschecke und ein Foodsharing-Schrank. Baumbusch dankt den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden des SKF fürs Umsetzen nochmals von Herzen: Besonders dem Vorstand, Isabel Kaiser, Doris Schmitt und Beatrice Wägele.

Namhafte Sponsoren

Jede Menge Synergien haben zur Realisierung des Cafés geführt. Und auch die Tatsache, dass die Idee bei einem Wettbewerb für Fördergelder eingereicht wurde. Dadurch konnte von der BASF ein so großer Förderbetrag erlangt werden, dass alles losgehen konnte, berichtet Baumbusch. Weitere Spenden, die alles möglich machten, kamen der Zukunftsstiftung des Erzbistümlichen Ordinariates (Erzbistum Freiburg), der BB Bank und der Heinrich-Vetter-Stiftung. Zudem von Caritas Stiftung und Oberle Stiftung. Baumbusch betont indes: Ehrenamtler, die mithelfen wollen, sind gesucht!

Geöffnet ist von Dienstag bis Donnerstag je 11 bis 15 Uhr.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen