Mannheim. Die veränderte Verkehrsführung in der Innenstadt kommt später – frühestens ab August, wie Baubürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) im Gespräch mit dieser Redaktion bestätigte. Hauptgrund für die Verschiebung des ursprünglich an Ostern vorgesehenen Starts der zunächst als Versuch auf zwölf Monate angelegten Unterbrechung des Durchgangsverkehrs in den Quadraten: Bis Ende Juli laufende Bauarbeiten in der Planken-Seitenstraße zwischen P 2 und P 1 (Kaufhof).
Allerdings spielen auch die Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie eine große Rolle. So appellieren IHK-Präsident Manfred Schnabel, Lutz Pauels (Werbegemeinschaft Mannheim City) und Handelsverband-Vizepräsident Hendrik Hoffmann, an Eisenhauer, den Beginn des Verkehrsversuchs zu verschieben: „Nach dem Ende des Lockdowns muss unser gemeinsames Ziel sein, die innerstädtische Wirtschaft schnellstmöglich auf den Weg zur Normalität zu bringen.“

CDU und ML: auf 2022 verschieben
Bei einem für Donnerstag, 11. Februar, terminierten Gespräch mit Eisenhauer wollen die drei Handelsvertreter deutlich machen, dass es ein „fatales Signal wäre, die mit dem Verkehrsversuch verbundenen Beeinträchtigungen direkt im Anschluss an den Lockdown durchzuführen.“ Die CDU im Gemeinderat hat deswegen bereits die Verschiebung des Versuchs auf das kommende Jahr beantragt. „Unser Ziel ist nicht, den Versuch zu verhindern“, so Fraktionsvorsitzender Claudius Kranz. „Aber wir möchten ihn unter realen Bedingungen durchführen.“ Ein Beginn der Umstellungen später im zweiten Halbjahr könnte, so fürchten Ladenbesitzer, auch noch das Weihnachtsgeschäft 2021 beeinträchtigen. „Wir müssen dem Handel die Luft zum Atmen lassen“, schließt sich Stadtrat Holger Schmid für die ML der CDU-Forderung an.
Grüne: Weiter mit Verkehrswende
Die Grünen wollen indessen die Verkehrswende in Mannheim weiter voranbringen und ihre alte Forderung nach Verkehrsberuhigung der Innenstadt „nun wenigstens mit einem Versuch starten“, wie es in ihrem Antrag heißt. „Der Beginn des Versuchs darf nicht weiter als bis zum Sommer verschoben werden“, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gerhard Fontagnier. Für die von Eisenhauer angekündigte Verschiebung bis Sommer gibt es weitere Gründe: So sollen auch Passantenbefragungen ausgeführt werden – ein Vorhaben, dass zur Zeit kein brauchbares Bild erbringen würde, wie Eisenhauer-Mitarbeiterin Corinna Hiss erläuterte: „Wegen der coronabedingt geschlossenen Geschäfte sind kaum Passanten und Einkaufskunden anzutreffen.“
Nachdem der Gemeinderat im Herbst mit großer Mehrheit dafür gestimmt hatte, die Durchfahrten in Kunststraße und Fressgasse jeweils Höhe Breite Straße sowie in der Marktstraße bei den verlängerten Planken für den Autoverkehr zu schließen, gehe es nun in erster Linie um das „Wie“ der Maßnahme, so Eisenhauer. Man wolle die Straßen nicht dichtmachen und Bürgern und Innenstadtbesuchern dann einen abgesperrten Bereich vorsetzen.
Keinesfalls dürften diese Bereiche sich selbst überlassen und mit Absperrungen vollgestellt werden. Eisenhauer: „Hier soll vom ersten Tag an deutlich werden: es ist ein Gewinn.“ Deswegen will der Bürgermeister auch weg vom Schlagwort „Verkehrsversuch“. Die neue Verkehrsführung will er vielmehr als Beitrag zur „Belebung der Fußgängerzone und zur Stärkung des Handels“ verstanden wissen.
Konkret sollen pro Tag rund 2000 Autos aus Kunststraße und Fressgasse auf den Ring verlagert und dort „verkraftet“ werden. Die Umleitung soll nicht dazu führen, dass zwar innerhalb des City-Rings weniger, auf dem Ring dafür dann aber deutlich mehr Verkehr herrscht. Dass das klappt, glauben die Verkehrsplaner und -politiker im Rathaus sehr wohl, skeptisch ist allerdings der stark von Kunden aus dem Umland abhängige Innenstadt-Einzelhandel.
„Ein Programm zur Gestaltung und Bespielung werden Stadtmarketing und Werbegemeinschaft Mannheim City ausarbeiten“, kündigte Eisenhauer an. Allerdings sei derzeit völlig unklar, was in Zeiten der Corona-Pandemie möglich ist: „Begrünung, Stadtmöblierung, Veranstaltungen und Gastronomie“, so die Zielvorstellung, wünsche er sich in dem dann autofreien Bereich zwischen P 1 und Q 1 sowie E 1 und F 1. Die technischen Fragen seien derweil „gut lösbar“. Es sei zwar nicht unwichtig, wo genau welche Beschilderung und welche Absperrung angebracht werde. Wichtiger sei letztlich die Botschaft nach außen: „Die Innenstadt ist erreichbar, sie bietet mehr Platz zum Flanieren, zum Verweilen und für Begegnungen.“
Die SPD-Fraktion fordert daher in einem detaillierten Antrag, die veränderte Verkehrsführung mit einem Konzept zur Belebung der Innenstadt zu verknüpfen. Stadträtin Isabel Cademartori: „Für die Belebung der Innenstadt müssen wir jetzt einen Plan entwickeln, damit die Vielfalt der Geschäfte in Mannheim erhalten bleibt.“ Die Sozialdemokraten möchten die veränderte Verkehrsführung am liebsten bis zur Bundesgartenschau 2023 und darüber hinaus weiterlaufen lassen – und die Buga-Gesellschaft in die Gestaltung der zusätzlichen Fußgängerbereiche in den Quadraten einbinden.
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