Wer gehört zu mir? Wo gehöre ich hin? Wer darauf eine befriedigende Antwort hat, kennt nicht das Gefühl von Einsamkeit. Doch sie gefährdet nicht nur alte und sehr alte Menschen, denn Einsamkeit ist keine Frage des Alters. Spätestens die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es immer mehr junge Menschen trifft. Unter dem Motto „Lasst uns zusammenfinden“ hat sich die Diakonie-Stiftung Mannheim dem Thema angenommen und startet ein besonderes Projekt.
Draußen pulsiert das Leben, doch viele Menschen bleiben hinter geschlossenen Türen und Fenstern und finden nicht den Weg in die Gemeinsamkeit: „Aufklärung, Unterstützung und Raum für Diskussion“ will die Diakoniestiftung mit den unterschiedlichen Angeboten der Veranstaltungsreihe ermöglichen, sagt Ralph Hartmann, Dekan der Evangelischen Kirche Mannheim. Man müsse sich jetzt endlich mal des Themas annehmen, so Hartmann. Und zitiert aus Studien, dass gerade junge Menschen in individualisierten Gesellschaften zunehmend an Einsamkeit litten.
„Denn soziales Wohlbefinden hängt mit Nähe zusammen“, ergänzt der neue Geschäftsführer der Stiftung, Timo Lozano. „Corona hat wie unter einem Brennglas ein globales Problem dieser Zeit offengelegt.“ Auch in Mannheim sei Einsamkeit „eine Epidemie im Verborgenen“.
Los geht die Veranstaltungsreihe am Freitag, 1. Oktober mit der Film-Soirée „Eine einsame Stadt“ im Odeon-Kino mit Regisseurin Nicola Graef. Als „Highlight“ der Reihe bezeichnen die beiden Herren der Stiftung den Impulsvortrag mit Manfred Spitzer am 5. Oktober. Der Psychiater, Gehirnforscher und Buchautor bezeichnet „das Massenphänomen Einsamkeit als unerkannte Krankheit“. Zahlreiche Expertinnen und Experten werden sich mit dieser These dann in einer Podiumsdiskussion auseinandersetzen. Bei dieser Veranstaltung wird ins Marchivum/Stadtarchiv eingeladen.
Ein besonderer Begegnungsort
Mit einer bunten „Erntedank-Eröffnungsfeier“ geht das Programm am 7. Oktober weiter. Hier laden die Organisatoren in ihr neues Projekt auf der Schönau ein: In der neu geschaffenen „Villa“ soll es Freiraum und gute Laune geben für Kinder, Jugendliche und Familien. Der Verein „Kinderreich e.V.“ um Rene Richter wird das Konzept neben der Kirche in einem ehemaligen Kindergarten zunächst einmal pro Woche umsetzen, die Diakonie-Stiftung finanziert das. „Wir wollten damit schon vergangenes Jahr starten, aber das ging ja aus bekannten Gründen nicht“, erklärt Richter. Nun aber warte dieser besondere Ort der Begegnung auf seine Gäste.
Die „Villa“ biete auch nach der Eröffnungsfeier Kindern ab dem Grundschulalter Gesellschaft und Platz zum Spielen, Lernen, gemeinsamen Kochen oder einfach nur Spaß haben. „Denn hier wird Leben geteilt“, so Richter. Mit einem Abschlussgottesdienst am 9. Oktober in der Citykirche Konkordien endet die Veranstaltungsreihe. „Ein geistliches Band gegen Einsamkeit“ wolle man damit knüpfen, so Dekan Hartmann.
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