Nachhaltigkeit - Joy Richter und Lisa Zachmann sagen auf ihrer Reise durch Asien dem Plastikabfall den Kampf an / Projekt „EcoYou“ soll Umweltschutz fördern

Neben der Welt auch viel Müll entdeckt

Von 
Anne-Kathrin Jeschke
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Eigentlich ist Bali ein Paradies, sagt Joy Richter. Und eigentlich wollten die Mannheimerin und ihre Freundin Lisa Zachmann aus Reilingen auch nur zwei Wochen dort bleiben. Es war nicht das Paradiesische an der indonesischen Insel, das aus zwei Wochen schließlich neun Monate werden ließ. Im Gegenteil. Es war all der Plastikmüll: in der Natur, am Strand, im Meer.

Dem haben sie mit ihrem Projekt „EcoYou“ den Kampf angesagt: Joy Richter und Lisa Zachmann, die im Oktober 2016 zu einer Asienreise aufgebrochen waren, sind einfach geblieben. Sie organisieren jetzt Aufräumaktionen an Stränden, verteilen Sticker mit der Aufschrift „No Plastic“, kein Plastik, oder verschenken Bambusstrohhalme an Gastronomen, um sie auf Alternativen aufmerksam zu machen. „Darüber kommen wir mit den Leuten ins Gespräch. Wir wollen niemanden belehren, sondern andere inspirieren“, sagt Joy Richter.

Wichtige Frage auf Bali

Es ist später Vormittag in Mannheim – und später Nachmittag im Norden Thailands, wo die 29-Jährigen zur Zeit wohnen und arbeiten. Per Video-Anruf erzählen sie, dass ihre lange, aufregende Reise sie in Länder wie Vietnam, Kambodscha, Myanmar oder Japan führte. Und immer wieder vorbei an Massen von Plastikmüll. Nach einem Dreivierteljahr – damals gerade auf Bali – standen die Frauen vor der Frage: Zurück nach Deutschland oder etwas Neues anfangen?

Seit sie im März 2017 mit „EcoYou“ gestartet sind, gibt es viel zu tun. Denn dazu gehört auch ein Blog, also ein deutschsprachiges Internetmagazin, auf dem Leser beispielsweise Tipps für ein möglichst plastikfreies Leben finden: mit Alternativen wie einer Bambuszahnbürste, mit Holzutensilien in der Küche oder über den Einkauf in Unverpackt-Läden. Das sind Geschäfte, in denen Kunden die Waren in mitgebrachte Behälter füllen können. Gerade im März hat ein solches auch in Mannheim in der Schwetzingerstadt geöffnet.

Über einen Online-Shop schlagen Joy Richter und Lisa Zachmann den Besuchern ihrer Webseite außerdem nachhaltige Produkte wie Gemüsenetze, -beutel oder Bambustrinkhalme vor. „Auch wenn der Plastikmüll in Deutschland nicht überall rumliegt wie hier in Asien, ist er ja trotzdem da“, sagt Lisa Zachmann.

Langfristig wollen die Frauen mit dem Nachhaltigkeitsprojekt auch ihren Lebensunterhalt verdienen. Bislang haben sie vor allem mit Jobs, die sie problemlos von unterwegs erledigen können, die Reisekasse aufgebessert: beispielsweise als virtuelle Assistentin oder über Beiträge für andere Blogs.

„Es war immer mein Traum, auf Reisen zu gehen“, sagt Joy Richter. Sie arbeitete 2016 beim Jugendamt der Stadt Mannheim, als Lisa Zachmann gerade ihr Wirtschaftspsychologie-Studium beendete. Die Idee, gemeinsam nach Asien zu reisen, gefiel den beiden. Ihr Plan? „Lass uns einfach mal starten – und gucken, was passiert.“ Joy Richter sagte sich: „Wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es nie.“ Sie kündigte – und ging mit nach Asien, „um die Welt zu entdecken“.

In der Stadt Chiang Mai im Norden Thailands leben die beiden gerade in einem sogenannten Coworking und Coliving Space, an einem Platz, wo Reisende und digitale Nomaden für eine Weile ein Zimmer mieten und Arbeitsplätze nutzen können. Hier treffen sie auf andere, die unterwegs sind. Auf Menschen „aus aller Welt“. „Es ist eine tolle Gemeinschaft“, findet Joy Richter. Drei Wochen wollen sie nach aktuellem Stand dort noch bleiben. Auch ihre Art zu reisen, hat sich verändert, ist nachhaltiger geworden. „Wir bleiben jetzt länger an einem Ort. Dann können wir mehr erreichen“, sagt Lisa Zachmann. Natürlich wissen sie, dass auch der wachsende Tourismus Teil des Müllproblems ist.

Urlaub in Deutschland

Lisa Zachmann ist schon immer viel gereist, Familie und Freunde sind es gewöhnt, dass sie oft weg ist. Bei Joy Richter sind die Reaktionen in der Heimat unterschiedlich: Ihre Großeltern, sagt sie, verstehen nur schwer, was sie gerade macht. Auf Mannheimerisch zitiert sie ihren Opa, einen „Ur-Käfertaler“: „In Monnem und Woinem iss es doch ah schää. Do konn ma doch ah subba Urlaub mache.“ Der Großvater wird sich freuen: Sechs Wochen Ferien in Deutschland stehen an.

Der Projektname „EcoYou“ setzt sich zusammen aus den englischen Begriffen ecological – für ökologisch – und you für du/Sie.

Auf der Webseite ecoyou.de stellen Joy Richter und Lisa Zachmann sich und ihr Anliegen vor.

Dort informieren sie unter anderem über Organisationen aus dem Bereich Nachhaltigkeit, geben ihren Lesern Tipps für eine möglichst plastikfreie Lebensweise und stellen ihnen dafür nachhaltige Produkte vor.

Im sozialen Netzwerk Facebook verfolgen über 3500 Nutzer die Arbeit der beiden Frauen: facebook.com/ecoyou.de

Freie Autorin Seit 2014 freie Journalistin in Mannheim. Davor: Journalistik-Studium in Leipzig, Volontariat beim "Mannheimer Morgen", Redakteurin beim "MM" und beim "Öko-Test-Verlag" in Frankfurt.

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