Hochschultage - Mehrere Veranstaltungen beschäftigen sich mit dem ökologischen Fußabdruck / Potenzial bei Mülltrennung, Ernährung, Verkehr und anderem

Nachhaltig leben? Noch Luft nach oben

Von 
Johanna Dörsam
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„Elektroautos haben bei der Herstellung eine sehr schlechte Klimabilanz“: Das sagt Erik Wohlfeil bei den Hochschultagen zum Thema Nachhaltigkeit. © dpa

Diskussionen um das Klimaschutzpaket, steigende Zustimmungswerte für eine Kanzlerin der Grünen, „Fridays for Future“ – das Thema Nachhaltigkeit ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Trotzdem gibt es noch reichlich Potenzial zur Veränderung. So geht Psychologe Gerhard Reese bei den Hochschultagen der Mannheimer Universität zum Thema Nachhaltigkeit beispielsweise der Frage auf den Grund, warum es uns als Individuen so schwer fällt, nachhaltig zu handeln. In einem anderen Workshop, „Nachhaltigkeit im Alltag“, beschäftigen sich rund 38 Teilnehmende damit, welche Stellschrauben man als Individuum drehen kann für den persönlichen Beitrag zum Klimaschutz.

Moderiert wird die anderthalbstündige Videokonferenz von Maria Laura Pinilla und Erik Wohlfeil, beide aktive Mitglieder der grün-alternativen Hochschulgruppe in Karlsruhe. „Wir wollen darstellen, welche Alltagsentscheidungen einen relevanten Unterschied machen, zum Beispiel im Bezug auf unsere Ernährungsweise“, erklärt Pinilla. Abwechselnd referieren die beiden über verantwortungsvollen Konsum, Mülltrennung, Verkehr, Wohnen, Strom und Geldanlagen und nehmen dabei das Publikum mit interaktiven Parts mit.

So sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schätzen, welches Verkehrsmittel die größten CO2-Emissionen verursacht. „Was vielen gar nicht bewusst ist: Elektroautos oder Elektroroller haben bei der Herstellung eine sehr schlechte Klimabilanz“, sagt Wohlfeil, Lehramtsstudent für Mathe und Physik am KIT Karlsruhe. „Eine gute Möglichkeit, einen Überblick über sein Konsumverhalten zu haben, bietet der CO2-Fußabdruck“, ergänzt Pinilla, die am KIT Geoökologie studiert. Der lasse sich auf mehreren Webseiten schnell und einfach berechnen.

Veranstaltungen noch bis 23. Mai

Um ein größeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit insbesondere auf dem Uni-Campus zu schaffen, organisieren Studierende der Universität jährlich die Hochschultage Nachhaltigkeit, dieses Jahr unter dem Motto „(Klima)Wandel in der Wirtschaft“. Bei einer Online-Veranstaltung ist Jonas Gunkel der Redner. Das Mitglied der Mannheimer „Fridays for Future“-Gruppe findet: „Unsere Art zu wirtschaften, muss mit den Pariser Klimazielen und der 1,5-Grad-Grenze konform sein. Nachhaltigkeit ist kein Thema für die Außendarstellung, sondern muss sich als fester Bestandteil in Unternehmensstrategien etablieren.“ Dieses Jahr finden die Hochschultage in Kooperation mit den Nachhaltigkeitswochen Baden-Württemberg statt, die noch bis zum 23. Mai von mehreren Hochschulen organisiert werden. „Wir wollen nachhaltiges Denken und Handeln an den Hochschulen in Baden-Württemberg voranbringen, bestehendes Engagement sichtbar machen und Studierende motivieren, selbst aktiv zu werden“, so die Veranstalter. In mehr als 150 Einzelveranstaltungen geht es um ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit. Von Yoga- und Kochworkshops über Kleidertauschpartys, Musikdarbietungen bis hin zu Diskussionsrunden über Systemwandel, nachhaltigen Konsum und Klimaschutz im Gebäudesektor – alle kostenlos.

Vor der abschließenden Diskussionsrunde im Workshop von Laura Pinilla und Erik Wohlfeil widmen sich die zwei dem Bereich Politik. „Natürlich können wir als Individuum etwas bewegen, aber daneben gibt es systemische Probleme, für die es gesetzliche Regelungen braucht“, so Wohlfeil. Sich politisch zu beteiligen und Nachhaltigkeit bei der Wahlentscheidung zu berücksichtigen, sei daher unabdingbar: „Am wichtigsten für uns als Einzelpersonen ist, informiert zu bleiben, weil es ja immer neue wissenschaftliche Erkenntnisse gibt.“ Er schmunzelt: „Ihr habt also alles richtig gemacht, indem ihr heute hier wart.“

Das sind die Hochschultage

Die Hochschultage Nachhaltigkeit sind eine in der Regel jährlich im April oder Mai stattfindende mehrtägige Veranstaltungsreihe. In Form von Vorträgen, Workshops, Filmvorführungen oder Podiumsdiskussionen werden eine Woche lang unterschiedliche Aspekte zum Thema Nachhaltigkeit behandelt.

Finanziell gefördert wird das Organisationsteam von den Freunden der Universität Mannheim und der Global Marshall Plan Foundation.

Die Hochschultage finden dieses Jahr erstmals in Kooperation mit den Nachhaltigkeitswochen Baden-Württemberg statt. Dabei organisieren mehrere Universitäten und Hochschulen rund 150 Veranstaltungen zwischen 10. und 23. Mai.

Teilnehmen können an den kostenlosen Veranstaltungen alle Interessierten. Die Webseite www.hochschule-n-bw.de bietet einen Überblick, teilweise sind Voranmeldungen nötig. jdoe

Freie Autorin

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